Es gibt Neuigkeiten aus Gerolzhofens im Benin gelegener westafrikanischer Patenstadt Sè, und zwar von einer Initiative, die auf Antoine Hounhouenou zurückgeht. Wer kennt ihn in Gerolzhofen nicht? Er war und ist hier das Gesicht von Sè. Jahrelang hat er in der Stadt am Steigerwald bei dem mittlerweile verstorbenen Ehepaar Pera und Lothar Oemler gelebt, während er an der Universität in Bayreuth Deutsch studierte und schließlich 2008 seinen Doktor machte.
Heute ist Antoine Hounhouenou Professor für Germanistik an seiner Heimatuniversität im 10 000 Flugkilometer entfernten Cotonou. Genau genommen befindet sich die größte Universität des Landes in Abomey-Calavi, einem Vorort des Regierungssitzes.
Mit Fleiß und Strebsamkeit
Der sympathische und freundliche Afrikaner, den sie in Gerolzhofen der Einfachheit halber nur Antoine nennen, hat die Chancen genutzt, die man ihm geboten hat, war fleißig und strebsam und hat bei alledem über seinen afrikanischen Tellerrand hinaus geblickt.
Antoine Hounhouenou kommt aus einer kinderreichen Familie, in der eine gute Schulbildung immer an erster Stelle stand. Deshalb ist es dem fließend Deutsch sprechenden Schwarzafrikaner wichtig, die Bildung der Schülerinnen und Schüler in seiner Heimatstadt zu fördern. Seine Idee, den Kindern durch einen Wettbewerb Ansporn zu geben, einen guten Jahresschulabschluss zu erreichen, fiel in Sè auf fruchtbaren Boden. So fand er Mitstreiter für seine Idee.
Die GASD-Gruppe
Die Gruppe nennt sich „Groupe d'Action pour la Solidarité et le Développement“, kurz GASD, auf Deutsch: „Gruppe zur Förderung von Solidarität und Entwicklung“. Diese Gruppe besteht schon seit einigen Jahren und ihre Mitglieder sind alles ehemalige Schüler aus Sè. Die Palette ihrer Berufe ist bunt gemischt. Sie reicht von Lehrern und Handwerkern, über kleine Unternehmer bis hin zu Hafen- oder einfachen Arbeitern in Nichtregierungsorganisationen.
Ihnen allen liegt vor allem die Entwicklung der Region am Herzen. Jeder der dazu gehört, leistet einen kleinen finanziellen Beitrag, um den Siegern des Wettbewerbs einen kleinen Preis überreichen zu können.
Das Oster-Diktieren
Die wichtigste Aktion des Jahres ist das „Dictée-Pâques“, das Osterdiktieren. Die Idee kam spontan von den Mitgliedern der Gruppe. An diesem Wettbewerb dürfen nur die besten Schüler aller weiterführenden Schulen des Stadtkreises teilnehmen, damit die Zahl der Bewerber im Rahmen bleibt. Es geht um die 10. bis 13. Klassen.
Warum dieser Wettbewerb? Antoine Hounhouenou betont: „Im Zeitalter des Internets lesen die Schüler nicht mehr viel. Sie kommunizieren mit Handy und mittels SMS-Kurznachrichten mit vielen Abkürzungen. Weil sie auch nicht mehr lesen, wissen sie immer weniger, wie man bestimmte Wörter richtig schreibt.“
Der Gruppe ist vor allem wichtig, auch im Zeitalter der Technik zu zeigen, wie wichtig das Beherrschen von Sprachen im Allgemeinen und der Amtssprache im Besonderen ist.
62 Bewerber
In diesem Jahr haben 62 Bewerber teilgenommen. Die drei Besten wurden belohnt. Jeder Teilnehmer, unabhängig von seiner Leistung beim Wettbewerb, bekommt automatisch ein Heft und einen Kuli. Die ersten drei Preisträger erhielten neben ihren Hauptpreis das erste Mal zusätzlich ein Wörterbuch.
Antoine betont, dass sich der Verein bislang ausschließlich aus eigenen Mittel finanziert hat. Nachdem Antoine bei seinem letzten Aufenthalt in Gerolzhofen mit der Vorsitzenden Karin Sauer über die Aktion gesprochen hatte, hat der Partnerverein Geolzhofen-Sè beschlossen, diese Bemühungen mit zu unterstützen, um die bescheidenen Preise etwas aufzustocken.
Ein Fahrrad samt Wörterbuch als 1. Preis
Den ersten Preis, ein Fahrrad samt Wörterbuch, gewann die Schülerin Gloria Julie Agbanvo aus der 13. Klasse. Der zweite Preis, ein Wörterbuch und ein Paket Hefte, ging an die Schülerin Nelly Faith Nella Mensa aus der 12. Klasse. Über den dritten Preis, ein Wörterbuch und ebenfalls ein Paket Hefte, durfte sich der Schüler Deo Gratias Happy Zinsou freuen. Zur Preisverleihung waren offizielle Vertreter, Freunde und ehemalige Schüler gekommen.
Des Partnerverein Gerolzhofen-Sè war 1987 auf Initiative von Gerolzhofens französischer Partnerstadt Mamers zugunsten der Menschen im Großraum Se im Bein als ehemaliger französischer Kolonie gegründet worden. Karin Sauer ist seit 2011die Vorsitzende.
Das Waisenkinderprojekt
Schwerpunkt der Arbeit des Partnerschaftsvereins ist das Waisenkinderprojekt in Sè. Es wird von Gerolzhöfer Seite seit Jahren finanziell aus den eingegangenen Spendengeldern unterstützt, um Voll- und Halbwaisenkindern aus Sè und der weiteren Umgebung eine Ausbildung in der Schule unter katholischer Trägerschaft zu ermöglichen.
Momentan sind es insgesamt rund 30 Waisen, die in den Genuss der Förderung kommen. Damit werden den Kindern eine warme Mahlzeit und bis auf die kostenfreie Grundschule das Schulgeld finanziert.