zurück
Schweinfurt
Spitzen-Azubis aus ganz Bayern in Schweinfurt: Fliesender Übergang ins Berufsleben
Eine Woche lang war Schweinfurt Bayerns Fliesenleger-Metropole: In der Werkstatt der Bauinnung erhielten Spitzen-Azubis den Feinschliff, darunter auch eine Handwerkerin.
Begabtenförderung für die Besten: Spitzen-Azubis aus ganz Bayern trafen sich eine Woche lang bei der Schweinfurter Bauinnung.
Foto: Uwe Eichler | Begabtenförderung für die Besten: Spitzen-Azubis aus ganz Bayern trafen sich eine Woche lang bei der Schweinfurter Bauinnung.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 27.11.2024 16:00 Uhr

Nein, Lothar Matthäus hat seine Fußball-Karriere nicht als Fliesenleger gestartet, erfährt man in der Lehrwerkstatt der Bauinnung. Ausbildungsmeister Uwe Stephan muss es wissen, zusammen mit dem Bundestrainer der Branche, Heiko Bayer-Oppelt aus Oberfranken, der mit Vorgänger Günther Kropf dabei ist. Eine Woche lang wurden begabte Jungfliesenleger aus ganz Bayern nach Schweinfurt geholt, auf Initiative der Landesfachgruppe, Motto: "Die Besten noch besser machen."

Matthäus war mal Raumausstatter. Darts-Weltmeister Michael van Gerwen aus den Niederlanden, der hat es buchstäblich vom Fliesenleger zum Millionär gebracht. Es braucht offenkundig eine ruhige Hand, Selbstvertrauen und ein geübtes Auge, für ein Handwerk, das keine goldenen, aber oft sehr hochwertige Böden verlegt.

Kachelplatten legen mit Ornamenten und der Jahreszahl 24

In der Bauhalle erhalten 13 Junghandwerker Begabtenförderung – an diesem Tag geht es darum, ein Großmosaik aus Kachelplatten zu legen, mit Ornamenten und der Jahreszahl 24. Ein Werkstück mit Vogelsilhouette wird noch folgen.

Schon zum zweiten Mal seit 2023 richtet die Bauinnung Schweinfurt-Haßbergkreis die bayernweite Veranstaltung aus, die es 2018 erstmals in Augsburg gab. Voraussetzung ist ein Schnitt von 2,5 oder besser bei der Zwischenprüfung: "Die 'schlechteste' Praxisnote bei uns ist 2,0", sagt Ramona Ziegler stolz, als Geschäftsleiterin der Innung.

Die Fortbildung soll auch Imagewerbung für den Mittelstand im Raum Schweinfurt sein. In der Halle wurden die Arbeitsplätze der Branche nachgebaut, mit duschgroßen Kämmerchen, einer Wendeltreppe oder "der" Herausforderung beim Fliesen-Zuschneiden, aus der Wand ragende Anschlüsse.

Sobald der Fliesenleger gehe, komme gleich der Kunde, sagt Uwe Stephan. Sprich: Wenn die Fliesen gelegt worden sind, möglichst passgenau und sauber zurechtgeschnitten, gibt es kein Kaschieren mehr. In der Lehrwerkstatt wird Spezialkleber verwendet, der sich von den Übungsmaterialien wieder entfernen lässt. Im echten Berufsleben würden mitunter 2 mal 2,60 Meter hohe Riesenfliesen verwendet, für 350 Euro das Stück, so der Ausbildungsmeister.

"Es ist eine kreative Arbeit", sagt Enola Arndt, die als einzige Fliesenlegerin antritt und derzeit als "Azubine" im väterlichen Betrieb in Knetzgau arbeitet. Eigentlich wollte die Abiturientin Architektin werden, aber das präzise, bodenständige Platten-Puzzle gefällt ihr.

Gute Bezahlung und eine Arbeit im Trockenen

Gut gezahlt wird in der Branche, die Fachkräfte sucht und Fliesenleger auch in Tunesien und Marokko rekrutiert, Hochburgen der Kachelkunst. Körperlich fordernd ist die Arbeit schon, die Lehrlinge sind auffallend schlank und rank. Gearbeitet wird dafür im Trockenen, nicht draußen auf der Baustelle – im Freien werden nur die Fliesen zugeschnitten. Schon mit einem Hauptschulabschluss lässt sich durchstarten, in den Betrieben und der ÜLU, der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung.

Die Spitzenazubis vor ihren Arbeitstischen.
Foto: Uwe Eichler | Die Spitzenazubis vor ihren Arbeitstischen.

Es geht locker zu, neben dem handwerklichen Feinschliff kommt auch das Rahmenprogramm nicht zu kurz, vom Bowling bis zum Museumsbesuch. Vertreten ist die Creme de la Creme der bayerischen "Raumklima-Kleber" (staub- und schimmelfreie Fliesen gelten tatsächlich als hygienisch und ökologisch wertvoll): Dazu zählen neben Enola Arndt auch Oskar Fries aus Heimbuchenthal, Nils Spindler aus Rudolstadt, Hannes Schwimmer aus Weißenburg, Andreas Schwarz aus Putzbrunn, Hannes Weiß aus Grainet, Jonas Knöpfel aus Schrobenhausen, Leonardo Onesti aus Oberstdorf, Lukas Moser aus Jandelsbrunn, Lukas Gittler aus Speinshart, Reinhold Romantschuk aus Würzburg, Tim Scholz aus Enkering und der Augsburger Simon Fitz.

Ramona Ziegler ist besonders den Sponsoren dankbar, auch den Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen, die den Azubis eine Woche freigegeben haben. Am Ende gewinnt Hannes Weiß aus Niederbayern, der mit 358 Kilometer die weiteste Anreise hatte, vor den Oberpfälzern Tim Scholz und Lukas Gittler.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Uwe Eichler
Andreas Schwarz
Innungen
Lehrlinge
Lothar Matthäus
Michael van Gerwen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top