Die im März beginnenden Bauarbeiten in der Spitalstraße werden sich wie geplant bis Ende Oktober 2017 hinziehen. Stadtrat Georg Wiederer (FDP) hatte gefordert, die Bauzeit durch Zweischichtbetrieb und Wochenendarbeit auf drei Monate zu reduzieren. Er scheiterte mit seinem Dringlichkeitsantrag am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates.
Die Kosten liegen bei rund einer Millionen Euro
Vor der Abstimmung hatten Sicherheitsreferent Jan von Lackum sowie vor allem Stadtwerkeleiter Thomas Kästner und der Baustellenkümmerer Hannes Gänse noch einmal eindrucksvoll geschildert, warum eine kürze Bauzeit bei dieser „Operation am offenen Herzen“ (Kästner) nicht geht.
Für rund eine Million Euro werden in einer der wichtigsten Einkaufsstraßen der Stadt vier Gas- und eine Wasserleitung erneuert. In den Rohren – Anfang der 1960er Jahre verlegt – sei Lochfraß und Gasundichtigkeit festgestellt worden. Deshalb sei die Maßnahme „technisch erforderlich“, sagte Kästner.
Es werde wegen der Schäden außerdem jede Woche kontrolliert, ergänzte Stadtwerke-Ingenieur Gänse und stellte wie Kästner klar, dass keine Gefährdung besteht. Die Bauarbeiten seien aber unaufschiebbar und wegen der benötigten Frostfreiheit nur in den Sommermonaten möglich.
Gasrohre: Wöchentliche Kontrolle
Weil es sich um zwei Gashauptstränge handelt, ist eine Notversorgung nötig. Deshalb könne man auch nicht alles auf einmal sanieren. Eine solche Operation an der Aorta brauche vor allem seine Zeit. „Es kann nicht Schnelligkeit vor Sorgfalt gelten, wir dürfen uns hier technisch keine Fehler leisten“, wies Kästner auf die Bedeutung hin.
Zweischichtbetrieb und Wochenendarbeit erfordere den Einsatz eines zweiten OP-Teams, blieb Kästner bei seinem Bild. Ein weiteres Spezialistenteam zu finden sei aber schwierig und würde vor allem die Kosten um 1,2 Millionen erhöhen, also mehr als verdoppeln. Nacht- und Wochenendarbeit bedeute darüber hinaus eine nicht nötige Belastung für die Anwohner und die Gastronomie.
Kästner sprach wie schon in der Anliegerversammlung kürzlich im Rathaus von einer „minimal invasiven Lösung“. Das heißt: Die Spitalstraße wird nur punktuell geöffnet. Von diesen Knotenpunkten aus werden in die alten Rohre mit viel Energie zu einem V verformte Kunststoffrohre geschoben, das erwähnte Inliner-Verfahren „Rohr in Rohr“. Der kleinere Durchmesser wird die Versorgung der Gas- und Wasserkunden nicht beeinflussen. Die Kunststoffrohre haben eine angebliche Haltedauer von 40 bis 50 Jahren.
Das alles erfolgt in vier Abschnitten, beginnend auf der nördlichen Hälfte der Spitalstraße von der Langen Zehntstraße bis Markt, dann bis Albrecht-Dürer-Platz und danach die beiden südlichen Abschnitte. Es sei also immer nur ein Teil der Spitalstraße Baustelle. „Wir halten die Belästigung also so gering wie möglich“, sagte Kästner. Befahrbar bleibt stets eine Seite der Spitalstraße, von einer Sperrung sei auch nie die Rede gewesen, konstatierte Stadtreferent von Lackum.
Versorgung ist gesichert
Zugesichert ist den Anwohnern „volle Versorgungssicherheit“ durch provisorische Anbindungen. Die Knotenpunkte werden in den baufreien Phasen mit Stahlplatten überdeckt, sind also passier- und benutzbar. Großflächiger aufgegraben werden muss nur wegen der Hausanschlüsse. Das sind in der Regel zwei Meter bis hin zu den Anwesen.
Stefan Funk bestätigte, dass seine CSU einen ähnlichen Antrag auf Bauzeitreduzierung diskutiert, darauf aber nach „langer Beschäftigung“ mit dem Thema verzichtet habe. Die Argumente Kästners und Co. seien stimmig, der Zeitrahmen schon optimiert und die Belastungen in erträglichem Rahmen. Das sahen auch Sinan Öztürk (Die Linke), Ralf Hofmann (SPD) und Thomas Schmitt (Grüne) so.
Kritik von den Kollegen an Antragsteller Wiederer
Letzterer merkte an, dass – würde man Wiederer folgen – die Stadt die Mehrkosten übernehmen müsse, weil sie ansonsten der Stadtwerkekunde zu tragen habe. Hofmann nannte die von den Stadtwerken gewählte „sanfte Linie schlüssig“ und meinte, dass Wiederer offensichtlich nicht mit den Geschäftsleuten und Anliegern gesprochen habe. Mit dem Projekt habe er sich nicht intensiv beschäftigt, was sein „formal dünner“ und „hingeschmierter Antrag“ zeige.
Wiederer beharrte trotz allem auf seinem Antrag. Warum kein Zweischichtbetrieb möglich sei, sei ihm nicht logisch vermittelt worden. Er habe aber erwartet, dass ihm gesagt werde, „warum es nicht geht“. Alle Stadträte inklusive OB Sebastian Remelé waren anderer Meinung. Wiederer fuhr eine 1:14-Schlappe ein.