Oft greift Jürgen Baumann zum Maurerhammer, häufig zum Schraubenzieher und ständig zum iPhone – seinem ständigen Begleiter auf der Spielplatzkontrolle.
Das Warum erklärt dieser Redaktion Norbert Kötzner, der beim städtischen Servicebetrieb Bau und Stadtgrün für Handwerker und technische Anlagen zuständig ist.
90 Spielpunkte (einzelne Spielgeräte in der Fußgängerzone), Spielplätze und Spielzentren (wie im Pfister-Park oder in den Wehranlagen) hat Schweinfurt, für die und deren Zustand die Stadt bedeutend öfter gelobt als kritisiert wird. Kötzner führt den zumeist tadelfreien Zustand auch auf die „fälschungssichere“ Datenbank zurück, mit der sich der Bauhof auch für den Fall eines Unglücks und gerichtlichen Nachspiels absichert, jedoch vor allem lückenlos dokumentiert, wo und wann welche Schraube auszuwechseln, ein Holzbanken zu ersetzen oder eine Sandgrube aufzufüllen ist – und wurde.
Lückenlose und fälschungssichere Dokumentation
Kontrolliert hat die Stadt die Spielplätze schon vor Jahrzehnten regelmäßig. Seit knapp zehn Jahren unterstützt eine Anwendungssoftware einer Sicherheitsfirma die Kontrolleure. Das Programm berücksichtigt jeden Spielplatz und auch jedes Spielgerät. Bei den 14-tägigen Prüfungen wird eingetippt, ob alles in Ordnung ist, ob Kleinigkeiten Instand gesetzt wurden oder eine größere Reparatur vom Bauhof zeitnah oder dringend auszuführen ist. Bei einer Gefährdung werden Schaukeln abgebaut, Karussells stillgelegt und notfalls Teile oder der ganze Spielplatz mit einem Bauzaun gesperrt. Per App wird alles notiert und alles (samt Fotos) ist abrufbar.
Der Bauhof hat die Stadt in zwölf Reviere unterteilt. Am Mittwoch schaute sich Jürgen Baumann in Oberndorf um. Erste Station war der Spielplatz in der Konrad-Rimrod-Straße. Baumann, der sich ausschließlich um die Sicherheit der Spielplatze kümmert, schaut sich im Zwei-Wochen-Rhythmus jedes Spielgerät in der Stadt an. Der Gesetzgeber wäre mit einer vierteljährlichen Kontrolle einverstanden, doch der Bauhof sei „vorbildlich“, meint Kötzner und man überprüfe die Funktionstüchtigkeit weit öfters als vorgeschrieben. Die Generalinspektion steht allerdings auch in Schweinfurt einmal in zwölf Monaten auf dem Programm.
Baumann stuft das iPhone als „absolut gute“ Hilfe ein. Die Dokumentation sei einfacher als auf Papier und sage ihm sofort, auf welche Spielgeräte er besonderes Augenmerk zu richten habe. Kötzner lobt die schnelle Information am Schreibtisch, die den Einsatz der Reparaturtrupps vereinfache. Dass es in den vergangenen zehn Jahren nur zu drei größeren Unfällen gekommen ist, führt Kötzner auf das schnelle Handeln zurück. Und in den drei Unglücksfällen habe die Dokumentation keine Mitschuld der Stadt ergeben, die nur geprüfte Spielgeräte kaufe, ausschließlich Original-Ersatzteile verwende und die Mitarbeiter schulen und – alle zwei Jahre – prüfen lasse.
Hundekot in den Sandkästen
Auf der Fahrt nach Oberndorf spricht Baumann ein „heißes Thema“ an: Hundekot im Sand. Die Kinder hätten keine Chance. Mit den Hundebeuteln und den Hundeklos sei die Situation besser, aber noch nicht gut geworden. Schwerpunkte, auch in Sachen Rowdytum, gäbe es nicht. Ab und zu werde auf Spielplätzen gezündet oder an den Holzspielgeräten geschnitzt, doch übermäßig seien die Schäden nicht, die Stadt habe „keine Problemzonen“.
Im Transporter führt Baumann allerhand Werkzeug, Schmierstoffe und viele Schrauben und Abdeckungen für diese mit. Ob er zusätzliches Material braucht, sagt ihm die App, auf der das Ergebnis seiner letzten Kontrolle vermerkt ist. An der Rimrod-Straße sind aktuell Schaukeln ausgebaut, weil Holzpfosten morsch geworden sind. Mit einem zugespitzten Schraubenzieher sticht der gelernte Landschaftsgärtner in das Holz, das nur an der Schale Widerstand leistet. Noch war der Bautrupp nicht da. In den nächsten Tagen sollte die Reparatur durchgeführt werden.
Scharfe Kanten und lockere Schrauben
Das Federgerät „Flugzeug“ hat keine scharfen Kanten, ist fest verankert, die Verschraubung sitzt. Das Kletternetz ist noch kaum verschlissen, die Sprossen an der Leiter des Holzgerüstes halten, im Turm sind die Holzbohlen und am Turm die Holzbrücke intakt. Die Tischtennisplatte hat keine scharfen Kanten und ein Blick in die Bäume zeigt keine losen Äste. Es gibt keine Glasscherben im Sand, und als Hundeabort wurde der Spielplatz auch nicht missbraucht. Kleine Verunreinigungen beseitigt der Kontrolleur, bei größeren wird per Handy die Stadtreinigung gerufen.
Keine besonderen Vorkommnisse muss Baumann im Spielzentrum im Pfister Park notieren, was nicht wundert, denn hier hatte er erst vor und nach dem Walpurgis-Gericht alles gerichtet. Trotzdem: eine gute halbe Stunde ist der Kontrolleur auf jenem Platz, der von Schulen und Kindergärten häufig genutzt wird, flott unterwegs.
Der Blick in die Bäume
Zwei vor zwei Wochen in die Rubrik „leichte Mängel“ eingestufte Schäden sind größer geworden und jetzt zeitnah zu richten. Auch sind die Sandkästen aufzufüllen. Aus den Kronen der Bäume droht keine Gefahr, eher von einer morschen Parkbank. Baumann prüft Schaukeln und Rutschen, schaut nach, ob rund um die Spielgeräte genügend Sand aufgeschüttet ist. Wo am Holz Pilze wachsen, klopft der Kontrolleur mit dem Maurerhammer, um Hohlräume aufzuspüren.
Baumann zeigt auch, was bei den Kindern ankommt: Die Hamsterrolle ist ein Hit; wo ein Trampolin aufgebaut ist, „ist viel los“. Es gibt elf Trampoline, aber nur eine Hamsterrolle in der Stadt.