Die CSU-Stadtratsfraktion habe sich intensiv mit den Spielplätzen im Gerolzhöfer Stadtgebiet befasst, betonte Fraktionsvorsitzender Arnulf Koch. Man strebe eine deutliche Verbesserung der Situation an. Die Grundüberlegung der CSU: Man schließt einige Spielplätze, die nicht benötigt werden, verkauft diese Flächen als Bauland und mit dem Verkaufserlös werden zum einen die verbliebenden Spielanlagen aufgewertet und zum anderen soll ein neuer hochwertiger Spielplatz entstehen, der eine sogar überörtliche Anziehungskraft ausübt.
Gerolzhofen habe derzeit 17 öffentliche Spielplätze und den Skaterplatz, rechnete Koch vor. Dies seien mehr Spielplätze als viele deutlich größere Städte vorhalten. Leider seien viele Plätze und die Spielgeräte darauf in die Jahre gekommen und nur noch sehr schlecht frequentiert. Es gebe auch Plätze, die sehr nah aneinander liegen und dort könne man jeweils einen schließen. Hinzu komme, dass immer mehr Bürger in den privaten Gärten Spielgeräte für ihre Kinder aufgestellt haben und aufstellen, wodurch der Bedarf nach öffentlichen Spielanlagen offenkundig zurückgegangen sei, so Koch. Gleichzeitig fehle aber eine herausragende Spielanlage in der Stadt. Viele Eltern fahren mit ihren Sprösslingen oft kilometerweit zu einem auswärtigen großen Spielplatz, zum Beispiel nach Sand am Main.
Geld bleibt bei den Spielplätzen
Mit der Schließung einiger Spielflächen könne man gleich mehrere Effekte erzielen: die Reduzierung der jährlichen Unterhaltskosten (600 Bauhof-Stunden, rund 44 000 Euro), den Neubau eines „richtig tollen, coolen Spielplatzes“ und die Aufwertung der verbliebenden Spielplätze. Die Stadt werde sich an der Aktion nicht bereichern, sondern das Geld stünde weiterhin eins zu eins für Spielplätze zur Verfügung, betonte Koch.
Christine Dittmeier (CSU) ergänzte, viele der kaum mehr genutzten Spielplätze seien marode und die Stadt müsste viel Geld in deren Sanierung stecken. Stadtbaumeister Jens Pauluhn fand den CSU-Antrag „grundsätzlich gut“ und regte an, in die Überlegungen auch die anstehende Neugestaltung des Pausenhofs der Grundschule am Lülsfelder Weg einzubeziehen.
Zur Umsetzung des Konzepts hatte die CSU-Fraktion einen Antrag mit elf Unterpunkten im Stadtrat eingereicht, wo es auch um die Schließung einzelner, konkret bezeichneter Spielplätze ging – versehen mit dem Vermerk, „der Stadtrat möge jeweils einzeln beschließen“. Günter Iff (Freie Wähler) bewertete die Ideen der CSU als „grundsätzlich positiv“. Man stehe aber vor dem Dilemma, noch keine konkrete Entscheidungsgrundlage zu haben, welcher Platz jetzt zuzumachen sei und welcher nicht. Man sollte das Ganze zuerst im Detail im Stadtmarketing-Arbeitskreis „Wohnen“ diskutieren.
Geo-net ist dagegen
Birgid Röder (Geo-net) fand keinen Gefallen an den CSU-Plänen und an der Schließung einzelner Plätze. „Man will spielen, wo man wohnt“, sagte sie. Man brauche keinen großen Event-Spielplatz in der Stadt. „Kleine Kinder brauchen kleine Räume.“ Lieber sollten die Kinder selbst etwas gestalten, als alles fertig vorgesetzt zu bekommen. Überhaupt kein Verständnis hatte Birgid Röder für den Vorschlag, an den Spielplätzen auch Handy-Ladestationen oder W-LAN vorzuhalten. „Die Mütter sollen sich mit ihren Kindern beschäftigen.
“ Wenn es um die Schließung von Kinderspielplätzen gehe, dann sollten auch die mitreden dürfen, die es betrifft, sagte Röder und forderte eine Bürgerbeteiligung. Ihr Antrag zur Geschäftsordnung auf Vertagung des Themas wurde allerdings mit 13:5 Stimmen abgelehnt.
Die Diskussion ging weiter. Günter Iff forderte Arnulf Koch auf, den CSU-Antrag zu ändern und die konkreten Schließungspläne für einzelne Spielplätze zu streichen. Koch lehnte dies ab. Man habe sich schließlich intensiv ins Thema eingearbeitet und die Vorschläge würden Sinn machen. Es gebe mehrere Spielplätze in Neubaugebieten, die seien nur ein- oder zweihundert Meter voneinander entfernt. Da sei es kein Schaden, wenn einer davon wegfalle.
Ende der Diskussion
Schließlich stellte Markus Reuß einen Antrag auf Ende der Diskussion, der mit 12:6 Stimmen angenommen wurde. Die Abstimmung begann. Hohe Einigkeit mit 16:2 Stimmen herrschte beim ersten Beschluss, in Zukunft weniger Spielplätze haben zu wollen und dafür aber bessere. Nur die zwei Geo-net-Vertreter Birgid Röder und Thomas Vizl stimmten dagegen.
Bei der zweiten Abstimmung ging es inhaltlich um zwei Punkte: die Verwaltung sollte erstens mit der Prüfung beauftragt werden, ob der Verkauf von Spielplätzen ohne Erschießungskosten-Rückerstattung möglich ist. Dies sei möglich, sagte Johannes Lang, Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft, noch vor der Abstimmung. Falls der Verkauf tatsächlich möglich sei, so der zweite Unterpunkt der Abstimmung, dann „werden die folgenden Beschlüsse umgesetzt“. Diese Abstimmung endete mit 13:5 Stimmen für den CSU-Vorschlag.
Es ging trotzdem weiter
Eigentlich hätte man nun das ganze Abstimmungs-Procedere beenden können, da keine Erschießungskosten-Rückerstattung zu befürchten ist und es ja Bestandteil des zweiten Beschlusses war, auch die folgenden Punkte umzusetzen. Allerdings stellte Bürgermeister Thorsten Wozniak trotzdem die Punkte drei bis elf zur Abstimmung, wo es auch um die konkrete Schließung von Spielplätzen ging. Günter Iff monierte, man müsse doch vor diesen Abstimmungen die einzelnen Punkte erst einmal vorbesprechen. Nein, dies sei nun nicht mehr möglich, antworteten Wozniak und Lang übereinstimmend, schließlich habe der Stadtrat kurz vorher dem Geschäftsordnungsantrag auf Ende der Aussprache zugestimmt.
Bei den Einzelabstimmungen kam es dann zu teils sich widersprechenden Ergebnissen (siehe Infokasten). Konkret beschlossen wurde, den Spielplatz am „Rübezahlhaus“ zu schließen, weil sich dieser zu einem sozialen Brennpunkt entwickelt hat. Und außerdem gab es eine Mehrheit für den Bau eines hochwertigen Spielplatzes, für den Tausch von Holz- auf Metallgeräten und die mögliche Ausstattung der Plätze mit Strom und W-LAN.
Verärgerter Bürgermeister
Deutlich befürwortet wurde hingegen am Ende der Abstimmungen der Antrag Nummer elf: Der Bürgermeister soll eruieren, ob sich die Verwaltungsgemeinschaft an den Kosten für einen neuen Groß-Spielplatz beteiligen würde. Auch Stadträte, die zuvor gegen fast alles gestimmt hatten, hoben hier mit einem breiten Grinsen ihre Hand. Der sichtlich angefressene Bürgermeister hatte dafür nur eine Bemerkung übrig: „Lustig.“
Der Abstimmungsmarathon
Die CSU-Fraktion im Gerolzhöfer Stadtrat stellte für das von ihr ausgearbeitete Konzept hinsichtlich einer Umgestaltung der Spielplätze in der Stadt insgesamt elf verschiedene Anträge. Hier deren Inhalt und das Abstimmungsergebnis:
1. „Die Stadt Gerolzhofen betreibt in Zukunft weniger Kinderspielplätze, dafür einen oder mehrere hochattraktive Spielplätze“: mit 16:2 Stimmen beschlossen (Gegenstimmen nur von den Geo-net-Stadträten Vizl und Röder)
2. Die Verwaltung prüft, ob die Spielplatzgrundstücke ohne Erschließungskostenrückerstattung verkauft werden können. Sofern dies gegeben ist, werden die folgenden Beschlüsse umgesetzt“: beschlossen mit 13:5 Stimmen
3. „Der Spielplatz am Ziegelweinberg wird in ein Baugrundstück umgewandelt“: abgelehnt mit 9:9 Stimmen
4. „Der Spielplatz am 'Rübezahlhaus' wird in ein Baugrundstück umgewandelt“: beschlossen mit 11:7 Stimmen
5. „Der Spielplatz neben dem Skaterplatz/Kriegerdenkmal wird in ein Baugrundstück umgewandelt“: abgelehnt mit 6:12 Stimmen
6. „Der Spielplatz an der Von-Ketteler-Straße (zwischen Nr. 34 und 36) wird den Nachbarn zum Kauf angeboten, bei Nichtinteresse in eine Blumenwiese umgewandelt“: abgelehnt mit 9:9 Stimmen
7. „Am Spielplatz am Nützelbach (beim Bolzplatz) oder am aktuellen Skaterplatz (Richtung Wohnmobilstellplatz) wird ein hochwertiger Spielplatz eingerichtet“: beschlossen mit 11:7 Stimmen
8. „Alle restlichen Spielplätze werden in einer Begehung vom Stadtrat begutachtet mit dem Ziel, eine Rangliste der Wichtigkeit zu schaffen. (...) Aus dieser Rangliste soll nach Möglichkeit das untere Drittel der Spielplätze entfernt und gleichzeitig das obere Drittel durch zusätzliche Spielgeräte aufgewertet werden“: abgelehnt mit 8:10 Stimmen
9. „Im Rahmen der Begehung wird eine Liste der Spielgeräte erstellt, die von Holz in Metall umgewandelt bzw. aufgewertet werden können“: beschlossen mit 13:5 Stimmen
10. „Die Verwaltung überprüft die Möglichkeiten der Aufwertung der Aufenthaltsqualität für betreuende Eltern, zum Beispiel Steckdose für Handy-Ladestation, W-LAN oder Spiel- oder Sportgeräte, die auch von Erwachsenen genutzt werden können“: beschlossen mit 10:8 Stimmen
11. „Der Bürgermeister wird beauftragt zu evaluieren, welchen Anteil die Verwaltungsgemeinschaft für einen überörtlich relevanten und attraktiven Spielplatz für Schaffung und laufende Pflege aufbringt“: beschlossen mit 16:2 Stimmen (kv)