Der Startschuss fiel am 13. September, und die Natur begrüßte die Kinder gleich mit heftigem Dauerregen. „Muss das sein?“, dachte sich Kindergartenleiterin Hannah Merz, um dann schnell festzustellen: „Es war trotzdem ein wundervoller Beginn.“
In gerade einmal einem halben Jahr seit der Genehmigung durch Gemeinde, Forstverwaltung und Behörden ist der Waldkindergarten Schonungen entstanden. Das es ihn gibt, ist dem Idealismus der Elterninitiative zu verdanken, die rund 1000 Helferstunden investiert hat.
Es war die Arbeiterwohlfahrt, die sich letztlich für die Idee begeistern ließ und die Trägerschaft für das Projekt übernahm. Geschäftsleiter Jürgen Sander bezeichnet den Schonunger Waldkindergarten als „Leuchtturm-Projekt“, das nur dank großartiger Helfer, engagierter Sponsoren und der Gemeinde Schonungen entstehen konnte, die für einen Gegenwert von 5000 Euro und ihr Wald-Grundstück nun einen Waldkindergarten im Gesamtwert von über 60 000 Euro erhalte.
Morgenkreis und gemeinsames Frühstück
Im Waldkindergarten ist längst schon der Alltag eingekehrt. Morgens werden die Kinder am Naturfreundehaus abgeholt und laufen je nach Wetter über die Betonstraße, durch den Wald oder einen Wiesenweg zu ihrem Domizil, eine Blockhütte. Dort gibt es wie in jedem anderen Kindergarten auch einen Morgenkreis mit anschließendem gemeinsamem Frühstück. Danach geht's ins Freie. Zu erleben gibt es in der Natur für die Kinder viel. Wiesen, Täler, vielfältige Baumarten, Streuobst, Insekten, Pflanzen, Quellen und vieles mehr laden zum Erforschen und Entdecken ein.
Dazwischen wird noch an der Blockhütte gearbeitet. Die Kleinen legen selbst Hand an. Für ihre Garderobe haben sie beispielsweise Äste gesucht und selbst an die Wand gehämmert. Wenn sie mit Hammer, Säge und anderem Werkzeug umgehen können, dürfen sie sogar einen Werkführerschein machen.
Die Erzieherinnen brauchen ein gerüttelt Maß an handwerklichem Geschick, und auch die Kinder lernen viel Praktisches. So dürfen sie ihren Kanonenofen unter Aufsicht einer Erzieherin selbst schüren. Und freitags nimmt Merz ihren Wachtelhund mit, da lernen die Kleinen den Umgang mit dem Tier.
Komfortabler Personalschlüssel
„Der Wald ist unsere Lebensgrundlage: Sauerstofflieferant, Wasserspeicher, Nahrungsspender“, erklärt Merz. Wenn eine Generation den Wald wieder zu schätzen lerne, dann tue das auch den nachfolgenden Generationen gut.
Die Natur biete viele Möglichkeiten, zu erziehen und zu bilden, man könne hier druckfreier und konzentrierter lernen, erklärt die Leiterin. Komfortabel ist auch der Personalschlüssel – drei Erzieherinnen für bis zu 18 Kinder – das sei traumhaft. Julia Greifelt und Johanna Lembach unterstützen Merz.
Claudia Seuffert-Fambach, selbst Erlebnispädagogin und gemeinsam mit ihrem Mann Ralf Fambach treibende Kraft der Elterninitiative, schaut mit den Augen der Mutter in die Natur. „Der Wald lässt viel zu, hier darf man toben, schreien und leise sein, die Kinder dürfen sich dreckig machen und in die Pfützen setzen. Gleichzeitig gibt es klare Strukturen.“
Und die Kinder selbst? Ida findet es „toll, hier zu spielen“. Isabella meint, „alles ist hier schön“. Maike hat aus Zweigen, Blättern und Moos auf einem Baumstumpf ein kleines Kunstwerk gebaut. Mit den Äpfeln von der benachbarten Streuobstwiese haben die Kinder ein Herz auf einem anderen Baumstupf gelegt: ihr Zeichen für den Erntedank.
Mittagessen in der Blockhütte
Nach einer ausgiebigen Zeit im Freien treffen sich die Kinder zum Mittagessen wieder in der Hütte. Danach ist stille Zeit. Es wird ruhig in der Blockhütte, bevor mit dem Musikkreis der Tag ausklingt.
Trotz der vielen Natur werden hier keine weltfremden Romantiker erzogen. Ein Vorschulprogramm gehört ebenso zum Programm wie malen und basteln. Und durch die Herausforderungen der Natur und altersgemischte Gruppen profitieren die Kinder auch in ihrem Sozialverhalten.
Information: Der Schonunger Waldkindergarten ist der zweite im Landkreis. Kinder ab zweieinhalb Jahren werden aufgenommen. Anmeldung unter Tel. (01 76) 40 46 15 45. Am 15. Oktober ab 14 Uhr wird der Kindergarten feierlich eingeweiht.