Noch im Dezember sah es düster aus für die Richard-von-Weizsäcker-Schule im bolivianischen Cochabamba. Der Hilferuf des Schweinfurter Schulgründers Frank Weber, der sich seit 35 Jahren dort für die Bildung sozial benachteiligter Kinder engagiert, fiel auch in seiner Heimatstadt auf fruchtbaren Boden. Etliche Spender ermöglichten nun, dass der Fortbestand der Schule mit 600 Kindern weiter gesichert ist.
In einem Rundbrief an die Unterstützer des Vereins Straßenkinderhilfe e.V. Schweinfurt zeigt sich Frank Weber bewegt von der großen Hilfsbereitschaft. Sein Dank gilt "jeder kleinen, größeren und großen Spende", mit der die Finanzierung des Lehrbetriebs der Schule möglich wurde. Denn das Corona-Jahr 2020 hatte alle geplanten Veranstaltungen zunichte gemacht, mit deren Einnahmen Frank Weber normalerweise zu drei Vierteln die Schule finanziert.
Voller Hoffnung sei man nun im Februar offiziell in das neue Schuljahr gestartet, das in Bolivien bis Ende November dauert, schreibt er. Die Nachfrage nach einem Platz in der privaten Schule habe allerdings die Kapazitäten um das Dreifache überstiegen.
Seit März 2020 sind wegen der Corona-Pandemie die Schulen in Bolivien geschlossen, es gibt keinen Präsenzunterricht. Die staatlichen Schulen konnten ihrem Lehrauftrag nicht mehr nachkommen, auch viele private kamen an ihre Grenzen, weiß Weber. Die meisten Schulen setzten ab August den Unterricht aus, nachdem ein Ministerialbeschluss vorgab, dass alle Schüler das Jahr bestehen müssen und es keine Benotung gibt.
Bleibende Nachteile für die Kinder vermindern
In der Richard-von-Weizsäcker-Schule einigten sich die Lehrer allerdings mit den Eltern, dass dennoch weiter digital unterrichtet und auch benotet wird. Ihr Argument: Nur so könne man bleibende Nachteile für die Kinder vermindern und sie ungefähr auf dem notwendigen Lern- und Wissensniveau halten. Als Happy End empfindet es Weber, dass am 19. Dezember insgesamt 47 AbiturientInnen verabschiedet werden konnten. Wegen der Pandemie geschah dies in zwei Durchgängen und jeweils nur zwei Begleitpersonen pro Schüler.
Das neue Schuljahr werde nun seit 1. März wieder unter virtuellen Bedingungen geführt. Die Schule sei aber im Gegensatz zu den staatlichen Institutionen ganz gut für diese Herausforderung aufgestellt. Während das staatliche Schulministerium nur improvisiere, habe die Richard-von-Weizsäcker-Schule das Schuljahr gut geplant und organisiert. Das sei nur möglich, weil alle Hand in Hand arbeiteten, von der Schulleitung über das Lehrerkollegium bis zu den Eltern.
Übereingekommen sei man, während der virtuellen Unterrichtszeit jede Klasse zweimal im Monat für 60 bis 90 Minuten in die Schule zu bitten. So könnten sich die Schüler treffen und auch ihre Lehrer sprechen. Die persönlichen Begegnungen für die Kinder und Jugendlichen seien wichtig, besonders aus entwicklungspsychologischen Gründen. Sie seien ein Lichtblick in dieser schwierigen Zeit.
Wer Unterstützung für die Richard-von-Weizsäcker-Schule in Cochabamba leisten will, kann sich an den Schweinfurter Verein Straßenkinderhilfe wenden, Martin-Luther-Platz 3, (www.strassenkinderhilfe.de) oder spenden. Spendenkonto: Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, IBAN: DE35 7935 0101 0000 0233 33, BIC: BYLADEM1KSW