
Nico Hülkenberg, der deutsche Formel 1-Rennfahrer, der vor wenigen Tagen auf dem Hockenheimring den neunten Platz belegt hat, hat auch hier angefangen. Er ist für die sieben jungen Männer, die gerade in der Werkstatt von ZF Race in das Innere eines Stoßdämpfers schauen, ein Vorbild. Derzeit sind sie noch in der Formel-3 oder bei der ADAC Formel Masters unterwegs, mit der Hoffnung auf den Sprung nach ganz weit oben.
Dabei sollen ihnen die Deutsche Post Sport Academy helfen, die seit 2004 handverlesene talentierte Rennfahrer im Alter von 16 bis 23 Jahren unterstützt. In jedem Jahr werden sieben ausgewählt und zwölf Monate lang auf vielfältige Weise gefördert. Parallel zu ihren Renneinsätzen absolvieren die jungen Piloten Workshops, beispielsweise ein Medien- oder PR-Training, ein Motorsportcamp bei Toyota oder ein Fahrtraining in Schweden. „Wir geben nicht nur Geld, sondern bieten eine ganzheitliche Betreuung an“, umreißt Projektleiter Markus Grünewald das Konzept. Dazu gehöre dann auch technisches Wissen. Ein guter Fahrer spricht nicht nur von Problemen, sondern sagt seinem Ingenieur, was möglicherweise für das schlechte Kurvenveralten seines Wagens verantwortlich sein könnte und kann helfen, die Komponenten zu verbessern oder weiter zu entwickeln.
Bei ZF Race war das Team jetzt zwei Tage zu Gast. Ließ sich von Renningenieur Ben Küttner und seinen Kollegen zeigen, wie ein Stoßdämpfer funktioniert, wie die in den heutigen Rennen immer wichtigeren Hochleistungskupplungen aufgebaut sind.
Eine prominent besetzte Fachjury, der unter anderem Hans-Joachim Stuck, Timo Glock und Norbert Haug (Mercedes) angehören, bewertet nicht nur die fahrerische Leistung, sondern auch das Verhalten und die Ergebnisse bei den Angeboten der Speed Academy. Dabei winken dem Quartalssieger jeweils 25 000 Euro, die er in der folgenden Saison für seinen Sport verwenden muss.
Moritz Nöding, der bei ZF für die Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Rennsport verantwortlich ist, begleitet den Workshop in Schweinfurt. Er findet es beachtlich, wie reif die teilweise erst knapp 18-Jährigen sind: „Sie sind viel professioneller als noch vor einigen Jahren.“ Die Konkurrenz unter den jungen Fahrer sei groß. „Nur ganz wenige werden den Durchbruch schaffen“, weiß Nöding. Das und der erhebliche Geldeinsatz, den ihre Familien bringen müssen, erklärten wohl die große Disziplin der jungen Fahrer.
Marvin Kirchhöfer (18) und Pascal Wehrlein (17) haben wie fast alle Nachwuchsfahrer mit dem Kartsport begonnen. Heute sind sie mit großem Erfolg in der ADAC Formel Masters und sogar, wie Wehrlein, in der Formel-3 unterwegs. Beide habe in dieser Saison große Fortschritte gemacht, sind mehrmals aufs Siegertreppchen gestiegen. Auf dem Nürburgring hat sich Kirchhöfer kürzlich den Halbzeittitel gesichert. In Zandvoort belegte Wehrlein Anfang Juli als bester „Rookie“ (Anfänger) einen viel beachteten fünften Platz.
Die zwei Tage bei ZF Race seien spannend und lehrreich gewesen. „Wir haben viel gelernt“, sagen die beiden Hoffnungsträger übereinstimmend. Nach ihren sportlichen Zielen muss man sie nicht befragen. Wie gesagt, Nico Hülkenberg war auch einmal in der Post Speed Academy.