Mit ihrer Protestkampagne gegen die Verleihung des Historikerpreises der Kronauer-Stiftung an den umstrittenen Publizisten Stefan Scheil im Herbst 2014 ist die Schweinfurter SPD von ihrem Parteivorstand für den renommierten Wilhelm-Dröscher-Preis nominiert worden. Verliehen wird die nach dem ehemaligen SPD-Schatzmeister benannte Auszeichnung auf dem Bundesparteitag vom 10. bis 12. Dezember in Berlin.
Gegen die Preisverleihung an Scheil hatten neben der federführenden Schweinfurter SPD auch Die Linke, Gewerkschafter und die „Initiative gegen das Vergessen“ protestiert. Der Vorwurf lautete: Die Stiftung zeichne einzig Geschichtsrevisionisten aus, deren Ziel es sei, die Schuld Nazideutschlands am Zweiten Weltkrieg zu leugnen oder zu relativieren, indem Nazi-Gräuel gegen andere aufgerechnet werden.
Höhepunkt der SPD-Kampagne der war eine Veranstaltung unter dem Titel „Schweinfurt gegen Geschichtsverfälschung - kein Preis für Ewiggestrige“. Der bekannte Antisemitismusforscher Wolfgang Benz warnte in der voll besetzten Rathausdiele, rechtskonservativen Revisionisten wie dem Kronauer-Preisträger Scheil ginge es nicht um historische Wahrheit, sondern um „Ideologieproduktion“.
SPD-Kreisvorsitzende Kathi Petersen warf Scheil vor, die Schuld der Nazis zu verharmlosen, indem er behaupte, nicht Hitler habe den Zweiten Weltkrieg gewollt, sondern er sei mehr oder weniger von den Westmächten und Polen hineingedrängt worden.
Die SPD hatte in einer Pressekonferenz und mit Mitteilungen aufgeklärt und bei der Stadt beantragt, der Kronauer-Stiftung die Rathausdiele für die Preisvergabe nicht zu überlassen. Dies wies die Stadt wegen rechtlicher Gründe ab. Beim Bundesparteitag werden Petersen, Stadtrat Stephan Kuserau und der stellvertretende Kreischef Peter Steinmüller um die Stimmen der Delegierten werben. Nach ihrer Ansicht sei das „Hofieren dieser Ideologieproduzenten hoch gefährlich, da sie einer rechten Einstellung zur Normalität verhelfen und damit Pegida & Co. den Boden bereiten“, heißt es in der Mitteilung.