
Der Ton verschärft sich, von Beleidigungen und Drohungen wurde berichtet: In Schwebheim droht die Diskussion um einen Anbau an die Auferstehungskirche zu eskalieren. Wir klären die wichtigsten Fragen rund um den Schwebheimer Kirchplatz.
Worum geht es in Schwebheim?
Die evangelische Kirchengemeinde sucht seit rund zehn Jahren eine zukunftssichere Lösung für ihr Raumproblem, hatte dafür eine Expertise angefordert und diese in einer Extra-Sitzung des Gemeinderates vorgestellt. Der Kirchenvorstand entschied sich – vollzählig und einstimmig, wie Vertrauensmann Herbert Ludwig versichert – für einen Anbau am Kirchplatz, dem Zentrum des Kräuterdorfes, in der Nähe des Turmes.
Wie soll dieser Anbau ausschauen?
Im Detail weiß das noch niemand. Es gibt keine belastbare Skizze, keinen Entwurf, keine Bauvoranfrage. Trotzdem kursieren Vorstellungen über die Größe und das Aussehen. Sicherlich muss der Anbau aber barrierefrei zugänglich sein, Toiletten für Menschen mit Handicap besitzen und die Möglichkeiten der Kirchengemeinde erweitern. Pfarrer Tobias Wölfel nennt als Richtwert: die Sanierung des Bibrasaals und den Bau zweier neuer kleinerer Räume.
Wer soll das bezahlen?
Im Kern die Kirchengemeinde. Den Vorgaben der Landeskirche entsprechend würde die Auferstehungskirche dafür andere Gebäude und Grundstücke verkaufen. Den üblichen Zuschuss (Schwebheimer Modell) werden die evangelischen Christen aber bei der politischen Gemeinde beantragen.
Braucht die Kirche die Gemeinde?
Ja, und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Ganz normal müssen sich der Gemeinderat und die Bauverwaltung mit den Plänen befassen und auch die Entscheidung über den Zuschuss fällen. Erste Überlegungen zeigen zudem, dass die Kirchenverantwortlichen auch Grundstücksteile der politischen Gemeinde zukaufen müssten.

Was sagt der Denkmalschutz?
Der ist überraschend gelassen, ist nicht gegen den Anbau am Turm, favorisiert sogar einen Neubau in Form der alten Gaden und erklärt seine Stellungnahme in einer Presseerklärung. Zudem verweist er auf den großen Wandel, die der Platz in den vielen Jahren durchlief: "Das gegenwärtige Erscheinungsbild des Schwebheimer Kirchplatzes mit der freigestellten Kirche entspricht weder der historischen Bebauung, noch der Entwurfsidee von Olaf Andreas Gulbransson, noch der damaligen Auffassung des BlfD (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)!"
Braucht die politische Gemeinde die beiden Zimmer im neuen Anbau?
Im Prinzip schon, das Rathaus platzt aus allen Nähten, der "Trausaal" ist seit Jahren ein Sorgenkind, ein barrierefreier Zugang könnte auch so hergestellt werden. Die Gemeinde hat vielleicht aber auch andere Möglichkeiten, wäre im Anbau so eine Art Mieter, wie es die Vertreter der evangelische Kirche erläuterten.
Was macht die Katholische Kirche?
Die sammelt derzeit Geld für ihr eigenes Pfarrzentrum, leidet unter dem Baustopp des Bischofs. Eine Zusammenarbeit der beiden Gemeinden unter dem "katholischen Dach" sehen die Landeskirchen als praktisch unmöglich an, die aktiven Gemeinden in Schwebheim arbeiten seit Jahren vertrauensvoll zusammen und fördern die Ökomene.
Gibt es einen Neubau mit Platz für alle?
Ein klares Nein. Ein zweites Bürgerhaus brauche Schwebheim nicht, meint der evangelische Geistliche Wölfel, und Bürgermeister Volker Karb erinnert an die immensen Kosten, die auch vom Gemeindesäckel mitgetragen werden müssten.
Was wollen die Gegner?
Im Grunde will diese Gemeinschaft den Kirchplatz so erhalten, wie er jetzt ist und wie er in den 1980er-Jahren prämiert wurde. Der Platz ist Herz und Aushängeschild der Gemeinde und soll in seiner unveränderten Art weiter Bestand haben. Es gibt auch Neubau-Gegner, die sich eine Sanierung des Gemeindezentrums wünschen.
Wo kann man sich informieren?
Die Kirchengemeinde hat eine Broschüre ausgedruckt und in ausreichender Stückzahl in der Kirche ausgelegt. Die Inhalte wie auch eine Kurzfassung der Expertise findet man auf der Homepage der Auferstehungskirche. Die Gegner arbeiten derzeit an einer Zeitung, die die Argumente gegen den Anbau deutlich machen und bessere Lösungen skizzieren soll. Sobald es Corona zulässt, wird die Auferstehungskirche zu einer Gemeindeversammlung laden, die wohl im und um das Bürgerhaus stattfinden soll. Diese Redaktion hat bereits über die außerordentliche Sitzung des Gemeinderats berichtet und alle alternativen Standorte benannt.
Woher kommen der scharfe Ton, die Beleidigungen, die Drohungen?
Das blieb auch bei der Recherche schleierhaft. Kirche und politische Gemeinde stellen sich allen Gesprächswünschen, die beiden christlichen Gemeinden haben sich zu einem runden Tisch zusammengefunden und die öffentlich bekannten Widersacher zählen in Schwebheim als ausgeglichene, zurückhaltende Menschen, die ihre Meinung fundiert und reflektiert äußern.