Nicht zuletzt seit der Bürgerversammlung in Gernach Anfang April ist klar: Die Pläne des Unternehmens Energie-Kontor, in unmittelbarer Nähe des Berghofkreuzes bei Gernach eine Freiflächen-Photovoltaikanlage zu errichten, stoßen vor Ort auf Widerstand. Die Pläne waren im Februar bereits im Kolitzheimer Gemeinderat behandelt worden, allerdings nur kurz, weil das Thema damals vertagt und der vorliegende Antrag zurückgestellt wurde.
Seitdem hat der Unmut an Gestalt gewonnen, in Form von exakt 394 Unterschriften von Frauen, Männern und Jugendlichen ab 14 Jahren, die sich seit Ende Juni innerhalb knapp eines Monats auf ausliegenden Listen eingetragen haben. Sie sprechen sich damit dafür aus, die bekannt gewordenen Photovoltaik-Pläne zu überarbeiten. Sie sehen ansonsten die schöne Aussicht vom Berghofkreuz aus, die einen Rundblick auf etwa 30 Ortschaften und bis zur Rhön und zu den Haßbergen ermöglicht, akut bedroht.
Große Delegation verleiht der Besorgnis zusätzliches Gewicht
Am Montagabend überreichten Andrea Heck und Erhard Scholl aus Gernach stellvertretend für die besorgten Gernacherinnen und Gernacher vor dem Rathaus in Kolitzheim die Unterschriftenlisten als "Dokumente der Besorgnis" (Erhard Scholl) an Bürgermeister Horst Herbert. Begleitet wurden sie dabei von knapp 30 weiteren Einwohnern Gernachs, die der Forderung nach einem Schutz der Landschaft dadurch deutlichen Ausdruck verliehen.
Wichtig war es Heck und Scholl, die Unterschriften nicht als Aktion, die sich grundsätzlich gegen die Errichtung einer Photovoltaikanlage zwischen Gernach und Lindach richtet, verstanden zu wissen. Genauso wenig möchte man generell den Ausbau regenerativer Energieerzeugung verhindern. "Wir wünschen uns vielmehr, dass die Planung der Anlage Rücksicht nimmt auf die berechtigten Wünsche der Bürgerinnen und Bürger, das beliebte Naherholungsgebiet, den Aussichtspunkt vom Berghofkreuz auf die Umgebung zu erhalten", brachte Scholl den Kernpunkt der Aktion auf den Punkt.
Stimmen gegen das Vorhaben sollen nicht verhallen
Die öffentlichkeitswirksame Übergabe der Unterschriften solle laut Heck verhindern, dass die bereits in der Bürgerversammlung laut gewordene Besorgnis der Gernacherinnen und Gernacher verhallt. Die Bedenken sollten festgehalten und dokumentiert werden.
Ihr Wunsch an Bürgermeister und Gemeinderat sei es, dass diese "alle Möglichkeiten, die der Gemeinde zur Verfügung stehen, wahrnehmen, um die Planungen der Photovoltaik-Anlage so zu modifizieren, dass das Naherholungsgebiet nicht beeinträchtigt wird, dass die schöne Aussicht erhalten wird", sagte Scholl. In diesem Sinne seien die übergebenen Unterschriften keine Drohgebärde, sondern im Gegenteil als "Unterstützung und Ermutigung" für Bürgermeister und Gemeinderat zu verstehen, machte er deutlich.
Bürgermeister stellt sich auf die Seite der Besorgten
Mit der Initiative stießen die Bewohnerinnen und Bewohner Gernachs bei Bürgermeister Herbert scheinbar offene Türen auf. "Ich bin auf eurer Seite", sagte er den Versammelten. Er habe gut verstanden, dass das Photovoltaik-Thema "Gernach bewegt".
Er bezeichnete die geplante Freiflächen-Anlage am Berghof als "nicht günstig platziert" und stellte zur Beruhigung fest: Die Entscheidung über das Projekt liege beim Gemeinderat. Und wenn dieser das Vorhaben ablehnt, dann passiere zunächst einmal gar nichts.
Jedoch gab Herbert zu bedenken, dass die aktuellen Pläne der Bundesregierung für einen verstärkten und beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien unter anderem Freiflächen-Photovoltaikanlagen einer bisher nicht dagewesene Priorität einräumt. Selbst in Naturschutzgebieten könnten künftig Anlagen errichtet werden. Hier gelte es also abzuwarten, inwieweit die betroffenen Kommunen derartige Bauvorhaben künftig noch beeinflussen und im Zweifelsfall verhindern können.
Horst Herbert: Vorgesehener Standort nicht erwünscht
Auch Herbert machte klar, dass die Gemeinde Kolitzheim sich nicht grundsätzlich gegen erneuerbare Energien stelle. "Fakt ist: Wir brauchen etwas", sagte Herbert. Doch im konkreten Fall sei klar, dass eine Photovoltaik-Anlage an dem vorgesehenen Standort nicht erwünscht sei. Der Standort müsse verschoben werden, was allerdings, schränkte der Bürgermeister ein, wiederum das Einverständnis der dann betroffenen Grundbesitzer voraussetze.
Das Thema werde den Gemeinderat frühestens im September oder Oktober erneut beschäftigen, sagte der Bürgermeister.