Wenn die Bergrheinfelder früher kritisch in Richtung Kreis-Abfalldeponie Rothmühle geblickt haben, lag das mehr an gelegentlichen Gerüchen der Vergärungsanlage. Die Nachricht, dass 2018 bereits 3,5 Tonnen freigemessenes Abbruchmaterial aus dem KKG auf die Deponie gelangt sind (und in den kommenden Jahren weitere 1850 Tonnen folgen sollen) hat viele Bürger hellhörig werden lassen – und bei der letzten Gemeinderatssitzung für besonderes Interesse gesorgt.
Laut Tagesordnung stand die geplante neue Aussiebehalle für Biomüll im Vordergrund. Nichtsdestotrotz waren demonstrativ auch Paul Knoblach als MdL der Grünen und weitere Atomkraftgegner im Publikum. Bürgermeister Ulrich Werner bat darum, dass es beim Bericht von Thomas Fackelmann, Leiter der Abfallwirtschaft im Landratsamt, sowie des Technischen Leiters Heiko Glöckler, nicht nur um die Verbesserung der Vergärung gehen sollte. Sondern auch um Brandschutz, Erweiterungspläne – und eben das Thema "Bauschutt" aus dem Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. Skeptiker im Gemeinderat sehen darin eher "Sondermüll".
Es sollen in letzter Zeit solche Transporte durchs Dorf gefahren sein: Auf diese Befürchtung in der Bevölkerung wies Gemeinderat Bernhard Klotz hin. Davon ist Fackelmann nichts bekannt. Auch bei der Firma BBS Bodenbehandlung, die eine Deklarationshalle auf der Rothmühle nutzt, betont man gegenüber der Zeitung, dass man nie KKG-Material gefahren und es auch keine Anfragen von "PreußenElektra" gegeben habe. Wo immer möglich, werde der Ort umfahren.
Ulrich Werner hat mittlerweile von einem Transport von Röthlein her, nicht aus Grafenrheinfeld, erfahren. Der sei wohl missinterpretiert worden. Dennoch zeigt der Bürgermeister Verständnis für die Bürgersorgen: Im Herbst soll es wieder eine öffentliche Info-Veranstaltung mit Vertretern von Kraftwerksleitung und Standortkommunikation geben. "Ich bin vorsichtig geworden, was Versprechen angeht", meinte Werner in Bezug auf die 1850 Tonnen, die man rechtlich gesehen annehmen müsse. Er sei es leider gewohnt, scheibchenweise Informationen zu bekommen. Weitere KKG-Abfälle dürften nicht mehr auf die Deponie gelangen: "Man sollte Wege finden, damit die Wellen nicht so hoch schlagen." Generell sollten Transporte aller Art nicht durch die engste Stelle gehen.
Keine radioaktiven Stoffe
Man habe nachgefragt, ob man das erwartete Rückbau-Material auf Alternativ-Deponien unterbringen könne, sagte Fackelmann. Um radioaktive Stoffe handele es sich dabei nicht. Nur wolle man sich anderswo keine "politischen Querelen" aufhalsen. Die (überwiegend staatliche) Firma GSB, die in Bayern für die Entsorgung von Sondermüll zuständig ist, sehe in diesem Fall keine Sonderabfälle, so der Vertreter des Landratsamts. Sie wolle die knappen Lagerkapazitäten auf ihrer zentralen Deponie Raindorf schonen.
Biologischen Ursprungs ist der Müll, der aus dem Raum Kissingen, Kitzingen und Schweinfurt in die Vergärungsanlage geliefert wird, mit angeschlossener Kompostierung. In der Anlage gelten in naher Zukunft strengere Regeln zur Beseitigung von Störstoffen, von der Tüte bis hin zu Sand, Glas, Metall oder Kehricht. In Vorbereitung ist auch eine neue "Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft", kurz "TA Luft". Der Aufnahmebereich soll eingehaust, ein Biofilter zur Luftreinigung eingebaut und die Verarbeitung in der Halle automatisiert werden, mit Windsichtung für Folien und weiterer Aussortierung.
Die neue Siebhalle wird mindestens 2,1 Millionen Euro kosten, damit geht eine Kapazitätserhöhung von 25 000 auf 30 000 Tonnen im Jahr einher: was als "taktische Reserve" aufgrund der üblichen Mengenschwankungen gedacht sei, so Fackelmann. Angedacht ist auch eine Erweiterung bei den Deponieflächen, für nichtverwertbaren Bauschutt.
Gemeinderat Michael Eusemann plädierte für konsequentes Recyceln statt Flächenverbrauch. Prinzipiell nehme man nur Material an, das nicht an Verwerter abgegeben werden könne, sagte Fackelmann. Oft seien Stoffe aber vermischt – und Anlieferungen auf die Deponie trotz Aufpreis günstiger. Der Gemeinderat billigte Hallen-Konzept und die Baugenehmigung einstimmig. Nach mehreren Alarmierungen gibt es auch eine Nachrüstung beim Brandschutz, unter anderem mit einem neuen Löschwasserteich.