Was für ein Wetter: Strahlender Sonnenschein, Temperatur zwischen Frühling und Sommer – und auf geht's zu einer kleinen Wanderung: Vorbei an alten Mäuerchen und Mauern, Weinbergen, Gartenzäunen, wildem Gestrüpp, Schuppen und Häuschen, niedlich bis fast schon stattlich. „Mindestens die Hälfte Schwarzbauten“ sagt ein Eingeweihter, der Rest vielleicht irgendwann nachträglich genehmigt oder nie. Etwa 20 Wanderer nehmen den erst breiteren, dann sich zum Trampelpfad verengenden Weg zwischen Beerhüterturm und Bismarckshöhe unter die Sohlen.
„Jägerpfad“ heißt dieses knapp eineinhalb Kilometer lange Teilstück des knapp acht Kilometer langen neuen „Panorama-Rundwegs Höllental und Mainblick“, der am Montagnachmittag bei wahrem Kaiserwetter offiziell mit vielen schönen Worten eröffnet wird.
Die 20 Wanderer auf dem Jägerpfad legen ein durchaus respektables Tempo vor. Viele bleiben auch immer wieder mal stehen, blicken gegen Maintal – das auf weiten Strecken wegen dichten, Gestrüpps nicht wirklich gut zu sehen ist. Wegen der vielen sehr naturbelassenen, verwilderten Grundstücke ist hier auch Wildsauen-Land, wie die Durchbruchspuren am Jägerpfad eindrucksvoll beweisen.
Was lange währt, wird endlich gut
Doch bleibt der nachmittägliche Spaziergang zwischen Weingut und wunderschöner Aussichtsplattform Bismarckshöhe von Schwarzkittelbegegnungen ungetrübt. Ankunft nach einer guten halben Stunde und einem hübschen Treppenanstieg auf den letzten Metern – und am Treffpunkt warten mindestens 25 weitere Rundweg-Eröffnungsgäste. Sie haben es sich ganz schön leicht gemacht und mit einem Shuttlebus hochfahren lassen. Der echte Wanderer schweigt dazu vornehm.
Es gibt Wein vom etwas unterhalb gelegenen Gut (Müller-Thurgau, trocken) und Wasser, noch bevor Oberbürgermeister Sebastian Remelé die Stimme zum Grußwort erhebt. Er lobt alle am „Gemeinschaftswerk“ Beteiligten – die Stadt, den Landkreis, die Gemeinde Schonungen – hebt besonders aber den „Ideengeber“ hervor: Alt-Oberbürgermeister Kurt Petzold. Er hat, wie er dann selbst ausführt, die Idee eines durch Info-Tafeln in historische Zusammenhänge gebrachten Wanderweges aus Reisen nach USA und Kanada mitgebracht und OB Remelé im Oktober 2010 brieflich einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet.
Dieser habe auf den Tourismuszweckverband verwiesen und Petzold gebeten, er solle die Sache mal in die Hand nehmen. Das tat er – zusammen mit dem früheren städtischen Referenten Thomas End – und keine vier Jahre später ist das Werk vollbracht. Petzold verweist auch auf die Unterstützung durch diese Zeitung, die mehrmals „auf Optimismus gemacht“ und schon 2012 das Wanderwegprojekt „auf der Zielgeraden“ gesehen habe. Aber: „Was lange währt, wird endlich gut“, meint Petzold. Jetzt wünscht er dem Gemeinschaftswerk nur noch „viele begeisterte Wandersleute, dann hat sich unser aller Mühe gelohnt“.
Die stellvertretende Landrätin Christine Bender und Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann loben den neuen Rundwanderweg ebenso wie alle Beteiligten. Er ist sehr gut ausgeschildert und sei, so heißt es, in das ganzheitliche Wanderkonzept des Landkreises integriert, was bei künftigen Marketingkonzepten berücksichtigt werden könne.
Ein eigener Flyer mit Wegplan bildet den Rundweg mit seinen elf Stationen ab. Er beginnt im Höllental am Hexenbrünnle, führt am Grenzstein 219 vorbei zum Speierling, weiter dem Schindturm und dem Beerhüterturm (nahe dem Weingut) über die Bismarckshöhe mit ihrem fantastischen Blick ins gesamte Maintal und der – nun enthüllten – neuen Panoramatafel.
Die nächsten Stationen sind Ernst Sachs-Eiche, Schloss Mainberg und Ziegelhütte, bevor auf einer langen Geraden in den Wald hinein der Hain (Forstabteilung) passiert wird. Über die „Dianeslust“ führt die letzte Etappe am Almrösl vorbei zurück zum Ausgangspunkt Hexenbrünnle.
Einer der etwa 50 Rundwegeröffner schaut von der Bismarckshöhe ins Maintal hinab. Im Osten hat er Historisches und moderne Energietechnologie gleichzeitig im Blickfeld: Das (noch immer sanierungsbedürftige) Schloss Mainberg – und dahinter ein Dutzend Windräder.
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Stefan Sauer