Die VR-Bank Gerolzhofen eG, einzige Bank mit Sitz in Gerolzhofen, richtet sich nach guten Jahren auf Veränderungen ein. Wie die Vorstände Klaus Henneberger und Hubert Zinkl anlässlich der Bilanzvorstellung erklärten, beschäftigen drei große Themen das Haus.
Zum einen geht es um die Digitalisierung, die das Kundenverhalten verändert hat. Mehr als ein Drittel der Kunden nutze das Online-Konto. Die „Online-Filiale“ besuchen täglich etwa 1000 Kunden. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Kundenbesuche in den Kleinstzweigstellen ab.
In einer Untersuchung wurde kürzlich festgestellt, dass der durchschnittliche Bankkunde einmal pro Jahr die Bank besucht, die Geldautomaten zweimal je Monat. Die Onlineplattformen werden dagegen etwa 300 Mal pro Jahr benutzt. Das wird Einfluss auf die künftige Ausrichtung der Bank haben. „Unsere Kleinstzweigstellen stehen auf dem Prüfstand. Die deutlich verringerte Nutzung können wir tolerieren, solange unser Betriebsergebnis dies zulässt“, schreibt die Bank in ihrem Jahresbericht.
Zinsergebnis wird sich halbieren
Zweites Problem ist die anhaltende Niedrigzinsphase. Durch die politisch gewollten niedrigen Zinsen komme die Haupteinnahmequelle der Bank, das Zinsergebnis, unter Druck, so Zinkl und Henneberger. Mit jedem fälligen Darlehen nehme die Verzinsung der Einnahmen ab, während bei den Zinsen der Einlagen ein weiteres Absinken kaum mehr möglich ist.
Deshalb könne man heute schon ausrechnen, wie sich die Zinsspanne entwickelt, wenn die Zinsen weiterhin so niedrig bleiben. Das Zinsergebnis wird sich in den kommenden Jahren um etwa die Hälfte reduzieren. Von der Niedrigzinsphase betroffen sind alle Banken, die ein einfaches, solides Geschäftsmodell haben und gut durch die Finanzkrise gekommen sind, meinen die beiden Vorstände. Nutznießer der „Nullzins-Politik“ der EZB seien die größten Schuldner, die Staaten, die sich billig refinanzieren können.
Der dritte Punkt, der die Bank seit der Finanzmarktkrise beschäftigt, ist die überbordende Regulierung. Fast jeder zweite Mitarbeiter der VR-Bank ist „Beauftragter“ für irgendeine Regel. Das deutsche Geschäftsmodell mit den drei Säulen der Kreditwirtschaft (Genossenschaftsbanken, öffentlich-rechtliche Banken und Privatbanken) werde bei EU-Aufsehern oft nicht berücksichtigt. So werde aktuell um eine einheitliche Sicherungseinrichtung gestritten. Diese Sicherungseinrichtung hätten die genossenschaftlichen Banken seit 80 Jahren erfolgreich im Einsatz.
Trotz dieser Hemmnisse war das Jahr 2015 nach eigener Einschätzung erneut erfolgreich für die VR-Bank Gerolzhofen. Einlagen in Höhe von 233 Millionen Euro (plus 3,0 Prozent), Kredite mit 203 Millionen Euro (plus 4,1 Prozent) und Bilanzsumme von 307 Millionen Euro sind solide gewachsen. Die Mitglieder und Kunden haben der Bank weiterhin ihr Vertrauen geschenkt. Das Betriebsergebnis mit 1,32 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme war leicht rückläufig (Vorjahr 1,38 Prozent) und liegt weiter über dem Landesdurchschnitt.
Das Kapital der bankeigenen Stiftung wurde um 150 000 Euro aufgestockt. Das Ergebnis des Jahres ermöglicht es, eine Dividende von sechs Prozent an die Bankteilhaber auszuschütten. Die Anzahl der Mitarbeiter blieb mit 64 unverändert.
Ein Zusammenschluss mit einer größeren Bank ist nicht geplant. Investiert wird in digitale Medien und Mitarbeiter. Der Berater vor Ort bleibt für die Bankchefs unverzichtbar, auch wenn das Smartphone oft den Gang zur Bank ersetzt. Deshalb hat die ständige Weiterbildung der Mitarbeiter höchste Priorität.
Gefahr für Geschäftsmodell
„Die VR-Bank Gerolzhofen betreibt ein solides Geschäft, verfügt über ein auskömmliches Betriebsergebnis und hat ein gutes Eigenkapitalpolster“, bilanzieren Henneberger und Zinkl. Die politisch gewollten Nullzinsen enteignen nicht nur die Sparer, sie werden in wenigen Jahren auch das bewährte Geschäftsmodell Genossenschaftsbank gefährden, prophezeien sie.