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SCHWEINFURT
Solidargemeinschaft Herz und Nieren
Von unserem Mitarbeiter Manfred Herker
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:55 Uhr

Das Arzt-Patienten-Seminar „Herz und Nieren“ im Leopoldina beginnt mit einem Bibelzitat. Dr. Jürgen Illnitzky, Nephrologe und leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I, zitiert Psalm 7,10 „denn du, gerechter Gott, prüfest Herz und Nieren“, um auf die besondere Abhängigkeit, das fein abgestimmte Zusammenspiel beider Organe hinzuweisen: Eine Funktionsstörung des einen zieht auch eine Schädigung des anderen nach sich. Hier spricht man von einem „kardiorenalen Syndrom“, etwa zwei Millionen Deutsche leiden daran.

Zunächst richtet Illnitzky den Fokus auf die Aufgaben der Nieren: Wasser- und Salzausscheidung, Regulation des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts, Ausscheidung von Stoffwechsel-Endprodukten, Blutregulation sowie Produktion, Abbau und Regulation von Hormonen. Obwohl die Nieren als Hochleistungsorgane paarweise angelegt sind, kann man mit nur einer Niere komplikationslos leben.

Niere: Symptome oft zu spät

Entgiftungslabor Niere: In den winzigen Blutgefäßen der etwa eine Million Nierenkörperchen (nicht regenerierbar, altersabhängige Abnahme) werden täglich 1800 Liter Blut gefiltert. Im Blut enthaltene harnpflichtige Stoffe werden zusammen mit Wassermolekülen herausgefiltert. Dann wird der sogenannte Primärharn konzentriert (fast 200 Liter täglich). 99 Prozent werden dem Körper zurückgeführt, die restlichen zwei Liter Harn pro Tag werden in der Harnblase gesammelt, dann ausgeschieden.

Bestimmung und Bedeutung der Nierenfunktion: Nierenerkrankungen verursachen oft keine – oder zu spät – Symptome. Dabei ist schon mit einer einfachen Triplediagnostik beim Hausarzt mit Nierenwerten im Blut, Urinuntersuchungen und Nierensonografie eine weitgehende Aussage möglich. Diabetiker, Hochdruckkranke und Patienten mit familiären Nierenerkrankungen sollten gezielt untersucht werden. Eine Mitbetreuung durch einen Nierenspezialisten (Nephrologe) ist ab einer glomulären Filtrationsrate (GFR) von 30-60 ml/min oder bei einem raschen Fortschreiten des Nierenfunktionsverlustes angezeigt. Die Bestimmung des Nierenwertes Kreatinin ist weitgehend durch die exaktere GFR ersetzt worden, in die Kreatinin, Alter und Geschlecht einfließen.

Nierenerkrankungen treten bei etwa zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung auf und bergen nicht nur die Gefahr eines Fortschreitens bis zu einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz. Von wesentlicher Bedeutung ist die chronische Nierenerkrankung auch als Risiko für kardiovaskuläre Eckpunkte wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod. Selbst kleine Nierenschäden mit einer geringen Eiweißausscheidung führen zu einer Risikosteigerung von Hochdruck und Diabetes. Durch eine Niereneinschränkung wird auch die Prognose bei Patienten mit einer Herzschwäche deutlich verschlechtert. Gemeinsamer Mechanismus der Schädigung beider Organe ist in der Regel eine Blutgefäß-Schädigung.

Eine besondere Rolle spielt die Niere beim Bluthochdruck: Hier ist sie sowohl Täter als auch Opfer. Wenn der Hochdruck durch eine Verengung der Nierenarterie bedingt ist, kann dies durch eine Ballon-Dilatation (Aufdehnung) gebessert oder sogar geheilt werden. Neu ist die sogenannte „Renale Sympatikus-Radiofrequenzablation“. Hier werden per Katheter jene Nierennerven verödet, die Hochdruckimpulse in das zentrale Nervensystem leiten. „Wir sind mit dieser Methode noch eher zurückhaltend“, betont Illnitzky. Einmal fehlten Langzeitergebnisse, außerdem würden ja Nierennerven endgültig zerstört.

Bluthochdruck schädigt auch Niere

Umgekehrt ist die Niere auch Opfer des Bluthochdrucks. Der ist inzwischen eine der häufigsten Ursachen für Nierenversagen geworden, in den USA die zweithäufigste. Doch dies kann durch eine strikte Kontrolle des Hochdrucks sehr effektiv verzögert werden. Da Herz- und Nierenfunktion so eng miteinander verbunden sind, muss eine Therapie auch Herz und Nieren in ihren Funktionen unterstützen: Medikamente zur besseren Ausscheidung (Diuretika), zur Blutdrucksenkung und zur Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes sind meist die Eckpfeiler dieser komplexen Therapie.

Zusammenfassend betont Illnitzky: 1. Nierenerkrankungen sind häufig. 2. Gemeinsame Grundlage für Herz- und Nierenerkrankungen sind Gefäßschädigungen. 3. Häufig liegen gleichzeitig Risikofaktoren für beide Organerkrankungen vor. 4. Nierenerkrankungen führen zu einer Verschlechterung von Herz- und Kreislauferkrankungen. 5. Nierenerkrankungen sind einfach festzustellen – deshalb Früherkennung durch regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion beim Hausarzt.

 
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