Willst du eine Stunde glücklich sein, dann betrinke dich. Willst du drei Tage glücklich sein, dann heirate. Willst du aber ein Leben lang glücklich sein, dann schaff dir einen Garten an. Ob dieses chinesische Sprichwort der Wahrheit entspricht, lässt sich ganz einfach ausprobieren. Denn der Naturlandhof Peter bietet Saisongärten an, in denen man sich als Gärtner probieren kann.
Einmal ausprobieren, was alles machbar ist, was alles essbar ist, zusehen, wie alles wächst und wie vielleicht manches auch nicht wächst oder von Schnecken oder von Vögeln gefressen wird – das ist möglich in den Schwebheimer Saisongärten. In Bioqualität könne man übers Jahr aus der Pacht dreimal mehr Salat und Gemüse ernten und in der Küche verarbeiten, als es bei einem Einkauf im Supermarkt möglich wäre, sagt Wolfgang Peters. Dazu habe man auch noch den Spaß der eigenen Gartenpflege, meint Wolfgang Peter. Als Biolandwirt arbeitet er im „Apothekengärtlein“, so werden Schwebheims Felder traditionell bezeichnet. Auch er baut dort mit seiner Familie Kräuter an. Unter anderem wachsen auf seinen Feldern Getreide und Futter für die 15 Milchkühe und einige Rinder.
In zwei Größen kann man die Parzellen , die direkt hinter der Hofstelle liegen, pachten. Erika Peter, die hier auch den Garten für ihre eigene Familie betreibt, steht den Pächtern mit gutem Rat zur Seite. Momentan betreibe man mit dem Projekt noch ein bisschen Pionierarbeit, so die erfahrene Gärtnerin. Damit altes Gärtnerwissen nicht verloren gehe, damit auch die Kinder die Erfahrung einer frischen Karotte kennenlernen könnten. Im Einklang mit der Natur würden Wahrnehmungen erlebbar, die unersetzlich seien. Nur so könne der Sinneskosmos wieder rund werden. Die ganze Fülle eines Gartens erleben zu können, sei prägend für das ganze Leben.
Hilfreich in den Saisongärten ist, dass schon die ganze Salat- und Gemüsevielfalt vorgepflanzt ist, auch ein Gießsystem für die Notversorgung ist angelegt. Was bleibt da noch zu tun? Mit zwei bis drei Stunden Arbeitszeit in der Woche läuft es schon ganz gut mit der Pflege. Da kann sich viel Raum für die Sinneswahrnehmung entwickeln. Zu sehen, wie aus kleinen Pflänzchen prächtige Salatköpfe werden, wie Porree sich vom bleistiftlangen Lauch in kraftstrotzende Wunderwerke der Symmetrie verwandelt, wie Zucchini sich innerhalb von drei Tagen von einem Gürkchen zu unterarmdicken Schlegeln entwickeln – zum Beispiel. „Aber klein geerntet schmecken sie am besten“, empfiehlt Erika Peter, die schon jetzt die Jungpflanzen ansät und heranzieht. Sie achtet auch bei den Samen auf die Bioqualität.
Auch das Riechen und Schmecken kann sich im Saisongarten entfalten. Unter anderem gibt es Pastinaken, Zuckererbsen, Rote Bete, Fenchel, Sellerie, Kürbis, Zuckermais, also auch Gemüsesorten, die im Handel nicht so leicht zu bekommen sind. Mit zwei unterschiedlichen Kartoffelsorten, Weißkraut, Karotten und Zwiebeln komme man bei guter Lagerhaltung sogar gut wieder ins neue Frühjahr hinein, sagt die Gärtnerin. Auch Tauschgeschäfte werden über die Gartenzeilen hinweg betrieben, einige mögen den Fenchel lieber als die Bohnen oder den Wirsing, andere können gar nicht genug kriegen von den Kohlrabi.
Aber auch die Vögel lieben das junge Grün, weiß sie zu berichten, da gebe es schon auch Enttäuschungen, wenn die Pflänzchen, die man so liebevoll vom Unkraut freigehalten hat, beim nächsten Besuch zerfressen sind. Da sind selbstgebastelte Vogelscheuchen willkommene Gesellen!
Damit der Gartenbesuch auch der Erholung und dem geselligen Miteinander der Gartenpächter dient, stehen an den Parzellen neben dem Gartenhäuschen auch Tisch und Bank. Ein Picknick nach der Gartenarbeit ist für die ganze Familie ein Vergnügen. Aber auch einzelne Gärtner können hier über die Pflanzreihen hinweg geselligen Austausch betreiben. Wo könnte Stressabbau an frischer Luft schöner und produktiver sein? Ein Blühstreifen grenzt die Gärten zum Weg hin ab, von dort können sich die Pächter auch noch einen Blumenstrauß für den Küchentisch mit nach Hause nehmen.
Die Saisongärten gehören zum tegut-Projekt, das seit einigen Jahren die Möglichkeit bietet, auch den Menschen ohne eigenen Garten den Zugang zu erntefrischen Lebensmitteln zu verschaffen. Das Projekt ist ausgezeichnet worden von der UN-Weltdekade. Denn das eigene Gärtnern verhilft nicht nur zu guter Ernährung, sondern auch zu nachhaltigem Denken und Handeln. Als neue Erscheinung hat sich das „urban gardening“ seit einigen Jahren bundesweit etabliert, die unterschiedlichen Projekte haben einen großen Zulauf. Im nördlichen Bayern werden diese Saisongärten einzig in Schwebheim angeboten, in Hessen gibt es schon einige mehr.
Mit den Radieschen startet die Genuss-Saison im Mai und mit dem Erntedankfest im Oktober endet das Gartenjahr. Gartengeräte und Gießwasser werden gestellt.
Information: Interessierte können sich unter Tel. (0 97 23) 25 38 oder per E-mail unter peter_wolfgang@gmx.de melden.