Wenn am ersten Dienstag im Monat aus der alten Tüncherei in Poppenhausen sonorer Männergesang zu hören ist, dann sind die Werkstatt-Sänger "voll in ihrem Element". Herbert Schmitt gehört die alte Tüncher-Werkstatt, die er für sich und seine Sangesbrüder umgebaut hat.
Singen, das berichtet der beinahe 90-Jährige, ist seine Leidenschaft. Er und die derzeit fünf anderen Freunde, die alle seit Jahren im Ruhestand sind, waren früher Teil des Männerchors Poppenhausen, einer Abteilung des Sportvereins, und haben auch im gemischten Chor mitgesungen, der allerdings nur wenige Jahre existierte.
Seit 2005 treffen sich die älteren Herren zum Singen, Ratschen und Kartenspielen in der alten Werkstatt und intonieren in erster Linie deutsche Volkslieder. Ein Büchlein, von der Sparkasse und unter Mithilfe des ehemaligen Grafenrheinfelder Bürgermeisters Robert Gießübel herausgegeben, umfasst einen Großteil der gerne gesungenen Lieder.
Vereinen geholfen und Kirche unterstützt
Über Herbert Schmitt, der im Januar seinen 90. Geburtstag feiert, berichten die Kollegen nur Positives. Ohne Amt und Funktion hatte er bei vielen Vereinen geholfen und vor allem auch die Kirche unterstützt. Die kleine Kapelle am Friedhof hübschte er mit Pinsel und Farbe immer wieder auf. Sein erlernter Beruf als Tüncher – er besitzt den Meisterbrief und führte einen Zeitlang den väterlichen Betrieb weiter – war da gefragt.
Und weil vieles in Poppenhausen mit der Brauerei Werner zusammenhängt, war Herbert Schmitt am Ende seiner beruflichen Laufbahn auch dort beschäftigt. In der Werkstatt, wo jetzt einstimmiger Männergesang den Raum füllt, frischten vor etlichen Jahren die Mitarbeiter von Herbert Schmitt die Tische der Werner-Biergärten auf.
Auch seine Verbindung zur Kirche ist ihm wichtig. Als Sänger und als Helfer unterstützt er seine Heimatgemeinde. Außerdem steht am Leuselbach ein kleiner Ruhepunkt für Wanderer und Radfahrer. Herbert Schmitt hat die Bank spendiert und die Tafel, die auch an die Flurbereinigung erinnert, anbringen lassen.
Wandern und Radfahren, zwei Dinge, die er auch im Ruhestand gerne zusammen mit Freunden in Angriff nahm, kann der Senior zu seinem Bedauern nicht mehr. Aber das Singen ist ihm geblieben, und damit es nicht zu "bierernst" wird und die Stimmbänder nicht austrocknen, trinken die Poppenhäuser Werkstattsänger zwischen den Liedern auch mal ein Bier oder sogar einen Schnaps; allerdings nicht, ohne zuvor einen gesungenen Trinkspruch zu schmettern, der an manchen Dienstagabenden auch außerhalb der ehrwürdigen Werkstatt in Poppenhausen gut zu hören ist.