
Aus seinem Pfarrgarten in Herlheim hatte Pfarrer Andreas Engert zum Festgottesdienst einen alten Grenzstein mitgebracht, der früher die Abgrenzung zwischen dem Hochstift Würzburg und dem Kloster Ebrach anzeigte. Mit den Geistlichen Erich Müller (selbst Siebener) und Damian Emeka Ikejiama freute er sich sich über die bestens besuchte St. Martinskirche, in der sie gemeinsam den Festgottesdienst für die Siebener der Gruppe Schweinfurt-Süd zelebrierten.
Auch der Gemischte Chor Sängerlust Alitzheim unter Leitung von Alexandra Vildósola trug dazu bei, dass der Gottesdienst mehr war als ein Programmteil. Für Pfarrer Engert war es der vierte Siebener-Gottesdienst in seinen derzeitigen Pfarreien. In der Predigt würdigte er die Notwendigkeit von Grenzen, aber auch deren trennende und drängende Wirkung, wenn wir an zeitliche Grenzen stoßen. Jesus überschritt Grenzen und holte Ausgegrenzte, wie den Zöllner Zachäus, zurück in die Gemeinschaft. Am Ende des Gottesdienstes vereidigte Landrat Florian Töpper die fünf Neusiebener Stefanie Dusold (Wiebelsberg), Daniela Schenk (Donnersdorf), Julian Ziegler (Stammheim), Stefan Schättler und Ulrich Schemmel (beide Lülsfeld).

Nach dem Gottesdienst zogen die Feldgeschworenen und Gäste zum Martinsbildstock. Ihnen voraus gingen der Träger der Siebenerkrone, begleitet von sechs jungen Bänder tragenden Frauen und die Alitzheimer Blaskapelle unter Leitung von Andreas Pickel. Erhard Rückert, der Kreisvorsitzende der Feldgeschworenen-Gruppe Schweinfurt-Süd, gedachte mit einem Kranz der verstorbenen Siebener, die Kapelle umrahmte die Gedenkminuten.
Durch die Feuerwehr gesichert, erreichte der Festzug das DJK-Sportheim, wo Kreisobmann Rückert seine Ausführungen mit Dankesworten begann an alle, die den Siebenertag in Alitzheim ermöglicht hatten, besonders Ulrich Hegler, Obmann der Alitzheimer Siebener.

Bürgermeister Jürgen-Franz Schwab stellte in Kurzform seine Gemeinde mit den Ortsteilen Sulzheim, Alitzheim, Mönchstockheim und Vögnitz mit ihren 2050 Einwohnern vor, denen er ehrenamtlich vorsteht. Die Technik schreite voran, aber es sei trotzdem sehr wichtig an der Tradition der Siebener festzuhalten.
Grenzen als Schutz von Eigentum
Landrat Töpper erinnerte einmal mehr daran, dass Grenzen auch etwas Friedensicherndes darstellen. Wenn Grenzen respektiert werden, bedeuten sie Respekt vor und Schutz von Eigentum. Durch die Achtung der Grenzen könne Streit vermieden werden. Er gab seiner Wertschätzung für das Siebeneramt Ausdruck und freute sich, dass einerseits langjährig tätige Siebener für ihr Tun geehrt werden konnten, andererseits aber auch neue Personen in diesem Ehrenamt begrüßt werden durften. In einem Exkurs würdigte er die Bedeutung der Landwirtschaftsschule, die ihr 100-jähriges Bestehen feiert, und des neuen Alfons Goppel-Schulzentrums mit dem Landkreis als Sachaufwandsträger.
Bei den Ergänzungswahlen für die bis 2026 laufende Wahlperiode wurde Anton Hauck (Falkenstein) zum stellvertretender Kreisvorsitzenden gewählt. Er gehört den Siebenern seit 2007 an. Als Beisitzer wurden Stefanie Krämer (Schallfeld) und Helmfried Ziegler (Lindach) gewählt.
Den Reigen der Grußworte eröffnete Landessynodale und Landtagsabgeordnete Barbara Becker, die Bayern als Sicherheitsland heraushob.
Neuer Amtsleiter Michael Reus stellte sich
Michael Reus nutzte die Gelegenheit, sich als neuer Leiter des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung und Nachfolger von Vermessungsdirektor Gerhard Hartmann vorzustellen. Als sehr wertvoll bezeichnete er die Möglichkeit der Siebener, den Bayern Atlas Plus nach entsprechender Anmeldung kostenlos nutzen zu dürfen. Er lobte einerseits die Vorteile des GPS, hob aber die weiterhin hohe Bedeutung der Siebener hervor. Sie stünden mit Rat und Tat für die Bürger zur Verfügung.
Die Geometer des Amts für ländliche Entwicklung (ALE) seien sehr an der Zusammenarbeit mit den ortskundigen Siebenern interessiert. Feldgeschworene und Grenzsteine wären ein wichtiger Garant für das Eigentum an Grund und Boden, besonders wenn Investoren ohne jegliche Ortskenntnis Flächen erwerben und bebauen wollen.
Landwirte erhalten die Kulturlandschaft
Klaudia Schwarz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten warb für das Jubiläum der Landwirtschaftsschule in Schweinfurt und hob die Bedeutung der modernen Landwirtschaft hervor. Vor 100 Jahren hätte ein Landwirt vier Personen ernährt, heute wären es 140 Personen. Gleichzeitig gäbe es immer weniger Landwirte. Umwelt- und Tierschutz hätten einen höheren Stellenwert, der Erhalt der Kulturlandschaft sei ohne Landwirte nicht leistbar. Die meisten Siebener wären selbst Landwirte und wüssten, um was es geht.
Erhard Rückert erläuterte, was fälschlicherweise unter GPS verstanden werde, sei in Wirklichkeit GNSS (global navigation satellite system) mit einer amerikanischen, europäischen, russischen und chinesischen Variante. Es sei eine wertvolle Hilfe, aber kein Ersatz für die Feldgeschworenen. Der Siebener müsse sich hüten, den Standort fehlender Grenzsteine durch GPS ermitteln zu lassen. Dies verstoße gegen die Feldgeschworenenordnung.