Gut 150 Mitglieder der Feldgeschworenengruppe Schweinfurt Süd begingen in Gernach den "Siebenertag". Vom TSV-Sportheim aus zogen sie unter Begleitung der Musikkapelle Gernach zur Kirche St. Aegidius, wo der Gottesdienst stattfand.
Zur Begrüßung stellte Pfarrer Thomas Amrehn die Wichtigkeit des Amtes der Siebener heraus: Es zähle zu deren Aufgaben, mit dafür zu sorgen, dass es gerecht zugeht, dass niemand übervorteilt oder betrogen wird. Als Thema für seine Predigt hatte Tobias Wölfel, der evangelische Pfarrer von Schwebheim, das Thema "Grenze" gewählt. Wie wichtig es ist, Grenzen einzuhalten, zeige der Krieg zwischen der Ukraine und Russland: Dort seien Grenzen zu Unrecht überschritten worden. "Wer Grenzen missachtet, behandelt Menschen respektlos", sagte der Seelsorger.
Aber auch im kleinen, örtlichen Bereich sei es wichtig, Grenzen einzuhalten. Die Siebener leisteten dazu einen wichtigen Beitrag, indem sie für Gerechtigkeit und damit für Frieden sorgten. "Dabei möge ihnen Gott beistehen, dass sie immer gute Entscheidungen treffen", schloss Wölfel seine Ansprache.
Not macht erfinderisch
Erhard Rückert, Kreisvorsitzender der Feldgeschworenen-Gruppe Schweinfurt Süd, gab seiner Freude Ausdruck, dass der Siebenertag nach zwei Jahren, in denen er ausfallen musste, wieder stattfinden konnte.
Landrat Florian Töpper erinnerte daran, dass aufgrund des Corona-Notstandes einige Siebener von den örtlichen Bürgermeistern vereidigt wurden; gewöhnlich erfolgt dies während der Siebenertage auf Kreisebene. So freue er sich, dass heute, im Rahmen des Gottesdienstes, Männer und Frauen neu in den Kreis der Siebener aufgenommen werden können. Dann bat er zuerst die in den vergangenen zwei Jahren vereidigten Siebener in den Altarraum, anschließen die Kandidatinnen und Kandidaten, die für das Amt der Siebener neu beauftragt werden sollten. Töpper nahm ihnen den Amtseid ab.
Nach dem Gottesdienst legte eine Abordnung der Siebener einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder, zum Gedenken an die verstorbenen Siebener der vergangenen zwei Jahre, deren Namen verlesen wurden.
Persönliche Erinnerungen des Bürgermeisters
Zurück im Sportheim begrüßte Rückert besonders Vermessungsdirektor Erhard Hartmann, der sich nach fast elf Jahren als Leiter des Vermessungsamtes Schweinfurt in den Ruhestand verabschiedet. Er teilte mit, dass die Neuwahlen auf das Treffen im Januar 2023 verschoben werden.
Kolitzheims Bürgermeister Horst Herbert berichtete, er sei "mit den Siebenern auf die Welt gekommen". Sein Vater Fritz sei im gleichen Jahr zum Feldgeschworenen bestellt worden, als er, sein Sohn Horst, geboren wurde. Er erinnere sich noch gut, dass Grenzsteine bei ihnen verwahrt wurden und sein Vater viel beschäftigt war, alles zu protokollieren.
Herbert erinnerte an den letzten Siebenertag vor drei Jahren, der in Stammheim stattgefunden habe. Damals habe es weder Corona noch den Ukraine-Krieg gegeben. Da es keinen Siebenertag gegeben habe, seien elf Siebener beim Gemeindefest in Kolitzheim vereidigt worden. Der Bürgermeister hob die Bedeutung der Feldgeschworenen hervor: Sie sorgten für die Einhaltung der Grenzen und trügen so zum sozialen Frieden bei.
Landrat spricht von besonderen Herausforderungen
Der Bürgermeister dankte dem Obmann der Gernacher Siebener, Siegbert Berchtold, und dem Team der Helferinnen und Helfer, die den Siebenertag "perfekt organisiert" hätten.
Landrat Töpper richtete seinen Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit. Unter anderem der Krieg in der Ukraine und der menschengemachte Klimawandel bereite große Sorgen, vor allem den Landwirten, die Sonderkulturen bewirtschaften. Er wünsche allen viel "Resilienz" bei der Bewältigung der Herausforderungen, vor dem alle stehen, und die Fähigkeit, die Erfordernisse der aktuellen Situation wahrzunehmen und kreativ an deren Bewältigung zu arbeiten. Töpper erinnerte auch an die Gebietsreform vor 50 Jahren. Er freue sich, dass der Altlandkreis Gerolzhofen seit dieser Zeit zum Landkreis Schweinfurt gehöre. Dadurch habe der Landkreis an Stärke gewonnen.
Fritz Herbert für 65 Jahre geehrt
Der Kreisvorsitzende der Siebener, Rückert, Landrat Töpper und Bürgermeister Herbert ehrten die Siebener vor, die in den Jahren 2019 bis 2022 ein Dienstjubiläum feiern konnten. Der Landrat ehrte Fritz Herbert, den Vater von Bürgermeister Horst Herbert, für dessen 65-jährige Mitgliedschaft bei den Siebenern. Er habe die Aufgaben des Feldgeschworenen pflichtbewusst und sorgfältig wahrgenommen, habe es stets als seinen Auftrag betrachtet, Gerechtigkeit walten zu lassen und Grenzen zu schützen. Dies sei die Aufgabe aller Siebener, sie verdienten den Dank für ihren Einsatz, doch heute in besonderer Weise die Geehrten, sagte Rückert.
Für 50 Jahre als Siebener wurden geehrt: Hans-Leo Ruß (Brünnstadt), Alfred Röder (Gerolzhofen) und Robert Fehler (Zeilitzheim). Für 40 Jahre wurden geehrt: Herbert Ament (Oberspiesheim), Ludwig Brendler (Bischwind), Robert Endres (Stammheim), Ludwig Herbig (Rügshofen), Edmund Loch (Siegendorf), Ludwig Mohr (Gernach), Peter Pfister (Kammerforst), Kurt Pohli (Gernach), Josef Raab (Michelau), Hans-Johann Tischner (Kammerforst) und Armin Wirsching (Stammheim).
Für 25 Jahre als Siebener wurden geehrt: Bruno Back (Gernach), Albert Bedenk (Lindach), Bernhard Berchtold (Gernach), Helmut Fackelmann (Schallfeld), Burkhard Glos (Oberspiesheim), Peter Herbig (Michelau), Klaus Hillenbrand (Vögnitz), Hubert Karbacher (Kleinrheinfeld), Werner Keller (Lindach), Rudolf Krämer (Donnersdorf), Erich Müller (Alitzheim), Bernhard Pfrang (Michelau), Roland Reitwiesner (Alitzheim), Erwin Römmelt (Rügshofen), Manfred Ruß (Kleinrheinfeld), Robert Schemmel (Lülsfeld), Dieter Schmitt (Gerolzhofen), Peter Seufert (Lindach), Robert Wächter (Gerolzhofen) und Edmund Weißenseel (Unterspiesheim).
"Ohne die Siebener geht es nicht", lautete die Bilanz des Leiters des Vermessungsamts Schweinfurt, Hartmann, am Ende seiner Amtszeit. Die Gruppe "Schweinfurt Süd" der Siebener habe sich durch viele Grenzbegehungen ausgezeichnet. Auch wenn es manche Diskussion und Auseinandersetzung gab, sei die Zusammenarbeit konstruktiv gewesen. Hartmann freute sich darüber, dass die Zahl der neu verpflichteten Siebener so groß sei. Er dankte Kreisobmann Rudolf Bandorf, dem Vorgänger von Rückert, und diesem selbst für die gute Zusammenarbeit.
Die neue Leiterin des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Landkreis Schweinfurt, Klaudia Schwarz stellte sich den Siebenern vor. Sie stamme aus der Landwirtschaft "Feldgeschworene" sei kein Fremdwort für sie. Sie betonte die Wichtigkeit des Amtes der Feldgeschworenen. Sie seien eine Einrichtung mit langer Tradition und "Wächter des Eigentums". Sie informierte zudem über neue digitale Entwicklungen, die die Zusammenarbeit mit den Feldgeschworenen erleichtern.
Drei Kinder des Jugendtreffs Komm-In stellten spielerisch die drei "Handwerkszeuge" der Siebener vor: Senkblei, Lot und Spaten.
Die Namen der neuen Siebener aus den Jahren 2020 bis 2022: Michael Back (Gernach), Martin Barth (Donnersdorf), Norbert Barthelme (Siegendorf), Reinhold Bedenk (Lindach), Benedikt Berchtold (Gernach), Peter Blaurock (Neuhausen), Hans Böhnlein (Alitzheim), Tobias Bonfig (Kolitzheim), Julian Brendler (Frankenwinheim), Johannes Dereser (Stammheim), Franz Eisenhut-Fuchsberger (Oberspiesheim), Norbert Fledering (Herlheim), Alexander Greß (Breitbach), Volker Herbert (Zeilitzheim), Walter Höhn (Zeilitzheim), Michael Karbacher (Michelau), Matthias Karbacher (Pusselsheim), Nico Matthes-Barthelme (Sulzheim), Franz Moller (Stammheim), Uwe Müller (Bischwind), Michaela Ott (Zeilitzheim), Martin Pfrang (Michelau), Anton Schmitt (Traustadt), Markus Seelmann (Michelau), Christian Thomas (Sulzheim), Benedikt Wehner (Traustadt), Günther Wolf (Alitzheim), Otmar Wüst (Prüßberg), Hermann Zinner (Prüßberg) und Johannes Zinser (Michelau).