Die Bewegung ist nicht ohne Grund eines von vier Modulen der Gesundheits- und Präventionsinitiative „fit4future“. Sechs von zehn Kindern können nämlich heute bei ihrer Einschulung zum Beispiel keinen Purzelbaum schlagen. Jedes achte Kind macht außer dem Schulsportunterricht nie Sport. Damit die Buben und Mädchen sich buchstäblich spielerisch mehr bewegen, kommt der Spaß daran bei dem Projekt aus einer auffälligen großen knallorangen Tonne.
Obwohl die Tonne mit dem Deckel einer 120-Liter-Mülltonne stark ähnelt, enthält sie alles andere als Müll, sondern ist bis zum Rand vollgestopft mit pfiffigen, pädagogisch wertvollen Spiel- und Sportgeräten für den Einsatz im Unterricht und in den Pausen. Diese wurden jetzt erstmals für die Grundschüler in Gerolzhofen und Oberschwarzach in der Sporthalle am Lülsfelder Weg bei der Auftaktveranstaltung für „fit4future“ ausgepackt.
Die Buben und Mädchen waren mit großer Begeisterung bei der Sache und – ganz wichtig – richtig in Bewegung, ohne dazu eigens groß animiert und angehalten werden zu müssen.
Mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung, eine stressfreie, positive Atmosphäre als Voraussetzung für konzentriertes Lernen und die Schaffung einer gesunden Lebenswelt Schule: Das sind die vier großen Ziele und Module der bundesweiten Präventionsinitiative „fit4future“.
Initiiert wurde das ganzheitliche Programm bereits 2005 von der Cleven-Stiftung. 2016 wurde es gemeinsam mit der DAK-Gesundheit und der Technischen Universität München (TU) erweitert und aktualisiert. Der Lehrstuhl der TU München für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin sorgt auch für die fortlaufende wissenschaftliche Begleitung.
Zu Beginn des Schuljahres 2018/19 waren im Rahmen der Präventionsinitiative die letzten 500 der insgesamt 2000 Plätze an Grund- und Förderschulen vergeben, darunter an die Grundschule Gerolzhofen-Oberschwarzach, bevor die Aktion nun auf die älteren Schüler ausgeweitet wird.
Botschafter wie der Skirennläufer Felix Neureuther, Rennrodlerin Dajana Eitberger oder Fußball-Profi Holger Badstuber engagieren sich für die Initiative und die teilnehmenden Schulen als Motivations-Vorbilder.
Im Zentrum der Arbeit der einst von Boris Becker mitgegründeten Cleven-Stiftung stehen Kinder und deren gesunde Entwicklung in Deutschland und in der Schweiz. Bewegung bildet dabei den Schwerpunkt. Denn schon im Grundschulalter werde die Basis für ein gesundes Erwachsenenleben gelegt, so die Überzeugung der Gesundheitsexperten.
Das Projekt soll die beteiligten Kinder und Schulen fit für die Zukunft machen. Die Schulen werden dabei drei Jahre lang professionell bei der Umsetzung von Angeboten aus den Bereichen Bewegung, Ernährung, Brainfitness und Verhältnis-Prävention/System Schule begleitet sowie persönlich gecoacht.
Dazu gehören Workshops für Lehrkräfte, ein Aktionstag für Schüler und Eltern und eine Vielzahl von Materialien, die Lust auf eine gesunde Lebensweise machen, inklusive der erwähnten Spiel- und Sportgeräte-Tonne sowie einer Brainfitnessbox für die drei Schulhäuser in Gerolzhofen (Lülsfelder Weg und Grabenschule) und Oberschwarzach.
Darüber hinaus erhalten die Schulen Unterstützung bei ihrer Weiterentwicklung zu einer gesundheitsfördernden Schule. Damit erhöhen sie die Qualität, mit der sie ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag erfüllen. Auch die Gesundheitsförderung der Lehrkräfte ist Teil des Programms.
„Das Konzept von 'fit4future' hat uns sofort überzeugt, weil es die Gesundheit jedes einzelnen Schülers fördert und uns außerdem dabei hilft, unsere Schule zu einem gesunden Ort weiterzuentwickeln", sagt Barbara Heining, Sportbeauftragte der Grundschule Gerolzhofen. Sie und ihre Kollegin Rosemarie Baumgärtner fungieren als sogenannte Schul-Coaches. Diese fügt an: „Es ist großartig zu sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder auf die Spielgeräte reagieren. Wir freuen uns, dass wir dabei sein dürfen".
Auch Rektor Helmut Schmid lobte das Programm bei der von Rosemarie Baumgärtner und Barbara Heining zusammen geleiteten Auftaktveranstaltung in der Sporthalle über den grünen Klee. Unterstützung bekamen die beiden Lehrerinnen von Lehramtsstudentinnen der Universität Würzburg, die derzeit an der Grundschule ein Blockpraktikum absolvieren.
Rosemarie Baumgärtner und Barbara Heining hatten im Vorfeld bereits zwei Workshops mit weiteren Kollegen durchgeführt und das Programm im Rahmen einer Fortbildung auch dem gesamten Lehrerkollegium vorgestellt.
Dass der Bedarf nach gesundheitsfördernden Maßnahmen für Schüler und Lehrer groß ist, hatte die DAK-Studie „Gesundheitsfalle Schule– Probleme und Auswege" gezeigt, für die das Forsa-lnstitut 500 Lehrkräfte im gesamten Bundesgebiet befragt hat. Hauptergebnisse: Rund 70 Prozent der Lehrer stellten mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre einen Anstieg von Gesundheitsproblemen bei den Schülern fest. So leiden immer mehr Kinder an Konzentrationsproblemen – dieser Meinung sind mehr als 50 Prozent der Lehrkräfte.
Außerdem beobachteten die Lehrer einen starken Anstieg von Schülern mit Verhaltensauffälligkeiten (45 Prozent), motorischen Defiziten (36 Prozent) und psychosomatischen Beschwerden (27 Prozent). Das Programm „fit4future“ setzt deshalb bewusst bei den Sechs- bis Zwölfjährigen an.
Auch bei den Lehrerinnen und Lehrern ist die gesundheitliche Belastung hoch. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die das Zentrum für Prävention und Sportmedizin der Technischen Universität München im Auftrag der DAK-Gesundheit durchgeführt hat. Das äußert sich von Fall zu Fall in Dauermüdigkeit, Erschöpfung, Nacken- oder Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Nervosität oder Kopfschmerzen.