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SCHWEINFURT
Sich ein Herz fassen, um Leben zu retten
Richtig drücken rettet Leben, sich drücken hilft nichts: Experten von ASB und Leopoldina-Krankenhaus ließen am Marktplatz Passanten die Wiederbelebung üben.
Foto: Uwe Eichler | Richtig drücken rettet Leben, sich drücken hilft nichts: Experten von ASB und Leopoldina-Krankenhaus ließen am Marktplatz Passanten die Wiederbelebung üben.
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 |  aktualisiert: 26.04.2023 20:35 Uhr

Der übergewichtige Typ, der da gerade Fastfood in sich hineinstopft, gehört wohl zur Risiko-Gruppe für Herzinfarkte. Es klingelt an der Tür: Der Pizzabote ist da. Im nächsten Moment greift sich, nein, nicht der Kalorien-Junkie, sondern der gehetzte Kurier an die Brust, bricht röchelnd zusammen: Herzstillstand. Was tun?

Ganz todernst ist er nicht gemeint, der Werbeclip mit Comedian Kaya Yanar, den es am Infostand auf dem Marktplatz zu sehen gibt. Ansonsten geht es schon um Leben und Tod, in der „Woche der Wiederbelebung“, eine Aufklärungsaktion unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums. Die wichtigste Regel: „Wenn Sie nichts machen, machen Sie es falsch“, sagt Hauke Rensing, Chefarzt für Anästhesiologie am Leopoldina-Krankenhaus.

„Ein Leben retten – 100 Pro Reanimation“ nennt sich die Initiative der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und weiterer Verbände. Die Intensivmediziner wollen so das Wissen um das richtige Verhalten im Notfall wiederbeleben. „Die Bereitschaft zu helfen ist da“, sagt Rensing. 5000 Menschen jährlich könnten hierzulande noch gerettet werden, wenn auch Laien Herzdruckmassage oder Defibrillation beherrschen würden. Zusammen mit Medizinern des Arbeiter-Samariter-Bunds lädt Rensing Passanten dazu ein, den Ernstfall an Spezialpuppen zu simulieren. Das Interesse ist hoch, die Schweinfurter spielen teilweise lautstark mit („Hören Sie mich?“).

„Prüfen, rufen, drücken“ lautet die Merkregel. Zunächst einmal muss geklärt werden, ob eine leblose Person noch Reaktionen zeigt oder (normal) atmet. Auch hier gilt: Mit einer Herzdruckmassage kann man niemanden ernsthafter schaden als ohne. Im nächsten Schritt gilt es, schnell fachkundige Hilfe herbeizurufen, per Notrufnummer 112.

Bis zum Eintreffen des Notarztes heißt es selber drücken: Brustkorb frei machen, den Handballen auf die Brustmitte legen, den Ballen der anderen Hand darüber legen, das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter nach unten drücken, hundert bis 120 Mal pro Minute: Was schon anstrengend ist, wie eine Spontanhelferin findet.

Geschulte Helfer können, wenn die Atemwege frei sind, auch Mund-zu-Mund-Beatmungen durchführen, im Verhältnis zwei Beatmungen je 30 Herzdruckmassagen. Die Massage sollte geleistet werden, bis ein Arzt eintrifft. Eine gewisse Anfangsscheu gebe es schon, gibt Rensing zu. Man solle sich einfach vorstellen, was wäre, wenn man selber an Stelle des Patienten mit dem Tod ringen würde. Er selbst weiß nicht mehr, bei wie vielen Menschen er schon Reanimationsmaßnahmen durchgeführt hat, sagt er unaufgeregt – immer wieder gab es Erfolg.

Ohne Soforthilfe erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Folgeschäden, vor allem des Gehirns. Auf der anderen Seite ist die Überlebenswahrscheinlichkeit bis zu dreimal höher, sobald reanimiert wird. Dort, wo mit Herz-Kreislauf-Krankheiten gerechnet werden muss, etwa des Partners, sollte die (im Grunde einfache) Technik auf jeden Fall eingeübt werden, rät der Arzt: Eine Merkkarte klärt auf.

Nebenan wird modernes Gerät aufgeboten: Ein AED, „automatisierter externer Defibrillator“ gehört vielerorts schon zur Ausrüstung von Schwimmbädern, Bahnhöfen, Flughäfen und anderen öffentlichen Gebäuden mit viel Menschenandrang. Die handlichen Kästen erklären per Sprachfunktion die Vorgehensweise, etwa, wie die beiden Klebeelektroden am Körper anzubringen sind, warnen vor dem Stromstoß und führen ihn teilweise selbst durch. Rund 1500 Euro kostet so ein Lebensretter, den es teilweise aber auch schon in Discountern zu erwerben gab. Weitere Infos unter www.einlebenretten.de

 
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