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SCHWEINFURT
"Shades" laden zum letzten Tanz
Die Coverband "Shades" macht 50 Jahre nach ihrer Gründung Schluss - mit einem Konzert am 15. November in Schweinfurt.
Die Shades 1968 und heute: Auf dem unteren Bild in der aktuellen Besetzung mit Kalli Müller, Eggy Cimander, Ebbo Grebner, Ronny Graf und Günter Brand (von links).
Foto: Shades, Silvia Gralla | Die Shades 1968 und heute: Auf dem unteren Bild in der aktuellen Besetzung mit Kalli Müller, Eggy Cimander, Ebbo Grebner, Ronny Graf und Günter Brand (von links).
Nike Bodenbach
 |  aktualisiert: 09.11.2014 18:44 Uhr

„Wie die Mädels die Köpfe rumgerissen haben, das war der Wahnsinn.“ Ronald „Ronny“ Graf erinnert sich an die Anfangsjahre seiner „Shades“. Damals, 1964, als vier 16-Jährige aus Gochsheim beim ersten Jugendtanz im Schweinfurter Naturfreundehaus mit ihrer fränkischen Version der Beatles den Mädchen den Kopf verdrehten.

Die vier hatten vor dem Konzert in der Milchbar am Roßmarkt gesessen und die Teenager-Ströme an sich vorbeiziehen sehen. Dass die tatsächlich alle auf dem Weg ins Naturfreundehaus waren – unvorstellbar.

Hinterher gab es Saalverbot – zu voll, zu laut. 50 Jahre ist das her. Am 15. November laufen die Shades zum großen Jubiläumskonzert in der Stadthalle auf. Ein halbes Jahrhundert auf der Bühne, das kann man ruhig mal feiern. Doch es werden bestimmt auch Tränen fließen. Denn die Shades machen Schluss. „The last Dance“, steht auf dem Plakat.

„Ich bin mir aber noch nicht so sicher, ob wir es ohne aushalten“, meint Manfred „Ebbo“ Grebner. Der Schlagzeuger ist von Anfang an dabei. Die ersten Shades, das waren außerdem Manfred „Tschöb“ Günter (Bass), Albin Böhm (Gitarre) und Eckhard „Eggy“ Cimander (Gesang). Ronny Graf (Gitarre, Keyboards) kam ein Jahr später dazu. Ende der 60er verließen Günter und Böhm die Band, dafür stiegen im Abstand von zwei Jahren die Gerolzhöfer Brüder Günter (Bass) und Horst Brand (Gitarre) ein.

Man kann sich das ja nicht mehr vorstellen, meint Ronny Graf, im Umkreis von 50 Kilometern gab es in den 60er-und 70er-Jahren etwa 40 Tanzsäle für Livemusik. Die Shades waren ständig unterwegs. Sie gewannen mehrere Wettbewerbe, unter anderem von Radio Luxemburg und dem Bayerischen Rundfunk. Auf den Konzerten tanzten die Kids teils bis zur Erschöpfung – und zwar zwischen 17 bis 22 Uhr. Später gingen die Tanzveranstaltungen von 20 bis 1 Uhr, aber dann war auch Schluss. Heute, wo die Clubs und Discos vor 24 Uhr kaum aufmachen, unvorstellbar.

Während der fünfstündigen Jugendtänze spielten die Shades viereinhalb Stunden. Ein Hit nach dem anderen: Beatles, Stones und so weiter – Gesamtrepertoire: 200 Songs – aber nichts Eigenes. Ein paar zaghafte Versuche hat es mal gegeben, aber „Satisfaction“ oder „Hang on Sloopy“ rissen die Leute dann doch mehr von den Stühlen. Aber nicht nur Songs, die tempomäßig auf die zwölf gehen, waren der Bringer bei Shades-Konzerten. Langsame Stücke waren absolut unverzichtbar – weil man dazu auch langsam tanzt. „Wir haben so viele Ehen gestiftet“, sagt Ebbo Grebner. Heute seien die langsamen Stücke nicht mehr gefragt. „Die Stimmung, das muss alles zack-zack gehen.“

Bis 1974 lebten die Shades ihr Mucker-Leben, dann reichte es erstmal. 15 Jahre Auszeit folgten. Die Bandmitglieder gründeten Familien, bauten ihre Geschäfte auf. Bis 1989 – dann kamen die „Klassentreffen“ in der Stadthalle. Die Shades waren Stammbesetzung, seit 2000 gehört auch Kalli Müller (Gitarre) dazu, bekannt von den „Four Machines“ und „Kleeblatt“. 2012 traf sich die Klasse zum letzten Mal. Seitdem sind die Shades vor allem im Sommer bei Open Airs unterwegs, bei Weinfesten oder auf Schloss Hallburg zum Beispiel. Aber es ist mühsam geworden, sagt Ronny Graf. Das ganze Equipment schleppen, kurzfristige Absagen bei schlechtem Wetter, so was macht den Shades keinen Spaß mehr. „Es war uns in letzter Zeit einfach zu stressig“, sagt Ebbo Grebner.

Die Bedingungen haben sich geändert. „Das Oldie-Geschäft ist wahnsinnig zurückgegangen“, meint Graf. Die Shades sind mit ihren Fans älter geworden, und die gehen eben einfach nicht mehr so viel aus.

Ronny Graf findet deshalb, dass „man aufhören sollte, wenn's am schönsten ist“. Kleine, private Konzerte für Freunde, das können sich die Musiker weiterhin vorstellen. So tausendprozentig abschließen können die Männer noch nicht. Fast das ganze Leben haben sie auf der Bühne gestanden.

Dass sie das mit dem Aufhören doch nicht machen könnten, finden viele Fans. Was aber auf jeden Fall bleibt: Die alten Shades-Aufkleber in den Partykellern der Region.



Das Jubiläumskonzert findet am Samstag, 15. November, um 20 Uhr in der Stadthalle statt. Einlass ab 19 Uhr. Karten gibt es in Schweinfurt in der Tagblatt-Geschäftsstelle und bei der Tourist-Information.

'Shades' laden zum letzten Tanz
In den wilden 60ern: Die Shades bei einem Wettbewerb von Radio Luxemburg in Nürnberg.
Foto: Cimander | In den wilden 60ern: Die Shades bei einem Wettbewerb von Radio Luxemburg in Nürnberg.
 
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