„Ich bin geplättet.“ Durchgeschwitzt, mit errötetem Kopf und sichtlich mitgenommen von der schon eine halbe Stunde andauernden Gratulationscour hat Oliver Schulze keine Erklärung parat. Wie auch? Mit 63,7 Prozent holte der 38-jährige Bankkaufmann das Bürgermeisteramt im ersten Anlauf. Und distanzierte seine Mitwerber in einer Art, wie sie zuvor niemand für möglich gehalten hatte.
CSU-Kandidat unter 20 Prozent
Peter Knieß von der CSU blieb mit 19,7 Prozent überraschend unter der 20-Prozentmarke, während Rita Weber (Grüne) mit 16,6 Prozent das Potenzial ausgeschöpft hat, was man im Vorfeld erwartet hatte.
Für eine Analyse war es am frühen Sonntagabend für Schulze noch zu früh. Viel zu frisch waren die Emotionen, viel zu gewaltig wirkte der Vorsprung von 979 Stimmen vor Peter Knieß.
Schulze hatte auf Stichwahl gesetzt
Eigentlich, so sagt Schulze, habe er alles eingerichtet auf eine Stichwahl am übernächsten Sonntag. Den Einzug in einen zweiten Wahlgang hatte er sich klar zugetraut. Dazu kommt es nun nach dem eindeutigen Ergebnis vom Sonntag nicht mehr.
Umso ausgelassener war die Stimmung unter seinen Anhängern. Vor dem Rathaus bildete sich auf dem Bürgersteig eine Schlange, um dem neuen Chef im Gebäude zu gratulieren. Viele feste und herzliche Umarmungen waren dabei, auffällig viele junge Familien freuten sich.
Luftballons für den Sieger
Als Höhepunkt zog das „Team Schulze“ – erkennbar mit selbst gemachten Buttons, die an den Revers hefteten – mit knallgrünen Luftballons ins Rathaus-Foyer ein. „Oli, Oli“-Rufe erklangen.
Der amtierende Bürgermeister Helmut Heimrich hatte gegen 18.30 Uhr das Endergebnis verkündet. Als er die Resultate von Knieß und Weber verlesen hatte, war klar, dass Oliver Schulze es geschafft hatte. Heimrich konnte nur noch Schulzes Stimmenzahl erwähnen. Die Prozente gingen im Jubel unter. Heimrich reichte später den ersten Bürgermeistersekt und verteilte herzhaftes Gebäck an die vielen Sennfelder, die inzwischen vorbeigekommen waren.
Gefasster Peter Knieß
Das Resultat ist ein schwerer Schlag für die Sennfelder CSU und ihren Kandidaten Peter Knieß. Letzterer nahm die Niederlage äußerlich mit Fassung auf, während die CSU-Prominenz mit Gerhard Eck und Stefan Funk sichtlich beeindruckt war.
Dennoch gab sich Knieß als fairer Verlierer. Er habe sich mehr Stimmen erhofft, könne sich selbst aber nichts vorwerfen, sagte er. Er habe ein tolles Wahlkampfteam an der Seite gehabt und auch einen fairen Wahlkampf gemacht. „Ich tue auch künftig mein Bestes für Sennfeld.“
Grüne mit „Achtunsgerfolg“ zufrieden
Rita Weber ist auf dem dritten Platz gelandet und wertete ihr Abschneiden mit 16,6 Prozent als „Achtungserfolg“. Für die Grünen sei es wichtig gewesen, grüne Themen im Wahlkampf zu platzieren. Die Grünen hätten sich fähig und bereit gezeigt, in der Gemeinde Verantwortung zu übernehmen, sagte Weber. Sie hätten – auch mit ihrer Kandidatur – unter Beweis gestellt, dass die Grünen eine ernst zu nehmende kommunalpolitische Gruppierung im Ort seien.
Lob von Landrat Töpper
Unter den Gratulanten befand sich am Sonntagabend auch Landrat Florian Töpper (SPD), dessen Großvater aus Sennfeld stammte. Er wertete den Ausgang als „sehr starkes Mandat“ für den neuen Bürgermeister. Er erlebe Schulze als einen engagierten Menschen, bei dem er keine „Gefahr des Abhebens“ sehe. Der Wahlsieger habe die Eigenschaft zu integrieren: „Das ist wesentlich.“
Heinemann: „Beruhigt zurücklehnen“
Altbürgermeister Emil Heinemann (CSU) verfolgte den Trubel um seinen Nachfolger etwas zurückgezogen, wirkte aber sehr zufrieden. Er sagte, dass er sich freue, dass ein junger dynamischer Bürgermeister gefunden worden sei. Er freue sich auch, dass dies im ersten Wahlgang gelungen sei. Heinemann lächelte und sagte: „Jetzt kann ich mich beruhigt zurücklehnen.“