Dr Etztaler Dialekt isch oafach was bsundors“. So steht in einem Buch über die Geschichte von Stubai und Ötztal, das auf der Schweinfurter Hütte ausliegt. Stimmt. Dass Ergetag Dienstag und Gonda Steilhang heißt, erschließt sich einem nicht.
Schon eher die Worte riavig und Gameza – ruhig und Gams. Nach einem Sonnentag hat es gegen Abend zu regnen begonnen, es sind nur noch sieben Grad. In der gemütlichen Stube der Hütte (mit Nebenraum 60 Plätze) in den Ötztaler Alpen bleibt Zeit für Bergbücher und ein Gespräch mit den Wirtinnen Carmen und Tochter Isabella Jeitner.
Neues Kletterzentrum und Umbau im Ötztal sind ein finanzieller Kraftakt
Die Sektion Schweinfurt eröffnete 2016 „zuhause“ im Sportpark Hundertäcker ein Kletterzentrum. Kürzlich wurde die Außenkletterfläche fertig. Den Bergfreunden stehen jetzt auf endlos vielen Routen rund 1500 Quadratmeter Kletterfläche zur Verfügung. Die Investitionskosten liegen bei stolzen 1,5 Millionen Euro.
Den zweiten dicken Brocken, den die Sektion gerade in dieser Zeit nicht unbedingt gebraucht hätte, bescherte das Nachbarland. Hygiene-Auflagen der österreichischen Behörden machten eine neue Küche nur noch mit Edelstahlelementen nötig. Ein Anbau an die Hütte beherbergt nun den geforderten Aufenthaltsraum fürs Personal. Die Küche wurde dadurch doppelt so groß. Neu ist der Kühlraum, der die bisherigen Einzel-Kühlschränke ablöst.
Toiletten und Sanitärbereich fürs Personal
Im bisherigen Trockenraum kam der geforderte neue Sanitärbereich fürs Personal unter. Der Trockenraum ist jetzt im Bereich hinter dem mit Glas überdachten Eingangsbereich. Umgebaut wurde auch das Winterhaus. Dort befinden sich nun zwei Zimmer fürs Personal, unter anderem für Koch Mathias Kamke, ein Deutscher, der seit sechs Jahren der Küchenchef ist. Angebaut wurde auch am Winterhaus, eine Art Garage, die alles von der Sektion benötigte Material von Werkzeug bis zu den Schlitten beherbergt.
Nach umfassenden Sanierungen von 2004 bis 2006 für fast eine halbe Million Euro, schmerzen die Sektion diese weiteren rund 350 000 Euro natürlich. Wegen der Umbauarbeiten musste die Hütte im Frühsommer auch geschlossen bleiben. Unter Einschränkungen ging der Betrieb Anfang Juli wieder los, als der Reporter mit den Wegewart Wolfgang Hugo ein paar Tage auf der Höhe verbrachte. Carmen Jeitner und Co. sind froh, dass fast alles erledigt ist.
Im Winterhaus gibt es nur noch acht Matratzenlager, aber das reicht aus
Im Winterhaus reduziert sich der Platz zwar auf nurmehr acht Matratzen-Schlafplätze. Die reichen aber trotz des Booms in der kalten Jahreszeit aus. Eine Langlauf-Loipe geht von Niederthai (1538 Meter) schon lange hinauf zur Hütte (2034) und auch die Möglichkeit, mit einem der zur Verfügung gestellten Schlitten ins Tal zu brausen, ist nicht neu. Aber: Mehr und mehr Naturfreunde entdecken das Tourengehen und Schneeschuhwandern, sagt Isabella Jeitner. Die Wirtsleute tragen diesem „Boom“ Rechnung, haben vom 26. Dezember bis 10. Januar geöffnet und dann wieder von Anfang Februar bis Ende April. Viele Tourengeher bleiben über Nacht, ziehen anderntags weiter. Wenn die Hütte geschlossen ist, gibt es das Winterhaus.
Im Sommer sind es zum einen die Tagesausflügler, die den Zweistundenweg von Niederthai hinauf unter die Füße nehmen. „Bei gutem Wetter haben wir gut zu tun“, sagt Isabella (26), die weiß, dass das Bergteam von Mitte Juni bis Anfang Oktober sieben Tage fast rund um die Uhr gefordert ist. „„Viele stellen sich das einfacher vor“, sagt sie nur und lacht dennoch.
Sehr beliebt: Sellrainer Hüttenrunde im Sommer und Tourengehen im Winter
Zum Renner hat sich die Sellrainer Hüttenrunde entwickelt. Alle sieben Etappen, 5000 Höhenmeter, bleibt der Wanderer oben. Die Schweinfurter Hütte ist eine der neun Hütten entlang des Wegs und auch deshalb gut gebucht. Bei einem Blick ins Hütenbuch fällt freilich auf, dass es an Wanderern aus Schweinfurt und der Region fehlt.
Irgendwie eine Überraschung, die es auch beim Umbau gab. Die dickste: In der Böschung hinterm 1981 erbauten Winterhaus Richtung Holzkreuz stieß der Bagger auf Widerstand. Es handelte sich wohl um das eigenartig entsorgte Blechdach der 1974 durch ein Feuer zerstörten Hütte. Sei's drum. Das alte Zeug ist längst entsorgt. Am Ende der Appell auch der Wirtsleute an die Schweinfurter, mal einige Tage Ötztal in 2034 Metern einzuplanen. Es lohnt sich. Sieben Gipfel liegen zwischen zwei und fünf Stunden Gehzeit entfernt von der Hütte.