Immer dienstags treffen sich ehemalige Gerolzhöfer, Freunde und weitere Sympathisanten zum Stammtisch in München – eine große Familie. Unter sie mischen sich gelegentlich Oberbayern oder andere "Zuagroaste" aus allen Himmelsrichtungen zu einem gemütlichen und ungezwungenen Miteinander und Plausch.
Für das Stammtisch-Mitbegründerehepaar Manfred und Helene Stroß, geborene Ankenbrand, ist der Dienstagabend ein ganz wichtiger Termin im Wochenablauf, den die beiden selten ausfallen lassen wollen, ebenso für Peter Langer, der von Anfang an dabei war und bisher wohl am seltensten gefehlt hat.
Walter Schmid, eines der Gründungsmitglieder, lebt schon lange in Hamburg, und Mitbegründer Hans Koppelt kehrte nach dem Studium zurück nach Gerolzhofen. Mindestens acht bis zehn ursprünglich aus Gerolzhofen und Umgebung stammende Personen nehmen noch regelmäßig an dem Beisammensein teil.
Berufliche und geografische Herkunft der Teilnehmer äußerst interessant
Alois Bohlender traf am Stammtisch ehemalige Klassenkameraden und fand in der großen Stadt fern der Heimat schnell Anschluss und Freunde. Der Wiesentheider mag keine Monokultur und findet die berufliche und geografische Herkunft der Teilnehmer äußerst interessant. Sein Lebensmittelpunkt liegt seit über 35 Jahren in München, gelegentlich trifft er sich zum Volkacher Weinfest mit ehemaligen Klassenkameraden aus der alten Heimat.
Die ehemalige Stuttgarterin Monika Clauss fand in München zum Stammtisch und nimmt seit 40 Jahren regelmäßig teil, ebenso der Trostberger Peter Fischbacher. Stroß freut sich, dass aus der kleinen eine große Runde wurde. In den Hochzeiten der 1980er- und 1990er-Jahre waren mitunter mehr als 30 Personen anwesend. Damals gesellte sich zum harten Kern eine multikulturell gemischte Besucherzahl aus aller Herren Ländern. Der GEO-Stammtisch war im wahrsten Sinn des Wortes international geworden.
Inzwischen ist die Hauptgarde mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren im Ruhestand, derzeit hat sich die Teilnehmerzahl bei etwa zehn bis zwölf Personen eingependelt. Beide Geschlechter sind zahlenmäßig nahezu identisch vertreten. Auf die Frage, "was gibt euch das Treffen?", antworten nahezu alle gleich: "Der Stammtisch ist ein fester Bestandteil unseres Lebens geworden". Alle schätzen die Zuverlässigkeit der Freundschaften und, dass die mehr oder weniger häufigen Besucher aus verschiedensten Regionen Deutschlands kommen.
Mehrere Eheschließungen und auch gemeinsame Urlaube
Es gab sogar mehrere Eheschließungen, langjährige Beziehungen und auch gemeinsame Urlaube. Zeitweise waren auch zahlreiche Personen aus umliegenden Gerolzhöfer Orten wie Frankenwinheim, Bischwind, Dingolshausen, Michelau, Schallfeld, Sulzheim, Volkach, Wiesentheid und weiteren unterfränkischen Dörfern mit von der Partie.
Zur Gründungszeit hatte nicht jeder ein Auto, und es gab weder Handy noch digitale Verbindungen, weshalb eines der Hauptgesprächsthemen beim Treffen war: "Wer fährt am Wochenende heim? Was gibt es Neues aus der Heimat?" Bei den Stammtischgesprächen ging's und geht es noch immer nicht nur um Persönliches und Neues aus Stadt und Land, sondern schon auch um das Weltgeschehen. Bereits kurz nach Gründung gab es über das gemeinsame Skifahren enge Kontakte zu mehreren Personen aus Trostberg nahe dem Chiemsee, einem Städtchen mit 12.000 Einwohnern; das waren die oberbayerischen "Maderln und Buam".
Im Lauf der Jahre wechselten natürlich einige aus beruflichen Gründen den Ort, und so stammen die regelmäßigen Teilnehmer derzeit vor allem aus Gerolzhofen, Schweinfurt, Trostberg, Stuttgart und Darmstadt. Jeder, der am Stammtisch teilnimmt, muss sich in das Stammtischbuch eintragen und 50 Cent oder auch mehr in ein Sparschwein werfen; früher waren es 50 Pfennige. Inzwischen gibt es einen ganzen Koffer voll, mit etwa 80 Stammtischbüchern, in denen nicht nur die Namen der Teilnehmer, sondern auch besondere Ereignisse akribisch festgehalten wurden.
Insbesondere in den 1980- und 1990er-Jahren notierte Lothar Riedel entsprechende Kommentare. Der erste Stammtisch fand am Faschingsdienstag 1974 im Lokal "Schneider Weiße" im Tal statt. Inzwischen musste das Gasthaus viermal gewechselt werden. Seit 2010 ist nun das Vereinslokal der Stammtischler beim Augustiner am Dantebad – das ist der Mittelpunkt der regelmäßigen Treffen.
Die Stammtischbrüder und -schwestern haben sich im Lauf der Jahrzehnte natürlich auch verändert: Aus jungen Männern und Frauen sind Eltern und Großeltern geworden – und so haben jetzt andere Prioritäten oftmals die Überhand gewonnen. Familienkinder hatten bisher kein Interesse am Stammtisch. Die Wahlmünchner zieht es im Juli immer wieder zum Weinfest zurück nach Gerolzhofen.
Städtebesichtigung und ab und an Tageswanderungen
Seit etwa 15 Jahren haben die Stammtischler auch jährlich eine zweitägige Städtebesichtigung und ab und an Tageswanderungen im Repertoire. Der Galaabend für die über 60 Gäste fand im historischen Museumsstüberl des Bier- und Oktoberfestmuseums München, Sterneckerstraße 2, mit einer Führung von Charly Haidn durch die Ausstellung statt. Nach dem Abendessen mit Bieranstich spielte zum goldenen Jubiläum die vor 20 Jahren gegründete Stammtischband Bluesimpact mit vier Gerolzhöfern: Günther Ankenbrand, Dr. Hans Höpp, Peter Langer und Manfred Stroß. Ein Rückblick in Wort und Bild auf die Zeit seit 1974 schloss sich an. Herbert Scheurer aus Gerolzhofen spendierte aus Anlass seines 75. Geburtstags ein Fass Bier.
Trotz Kommens und Gehens haben sich für die Mehrheit die Freundschaften über 50 Jahre erhalten, was an den zahlreichen Teilnehmern aus den verschiedensten Regionen zu erkennen war. Urkunden oder Lobeshymnen gab es nicht. Am nächsten Dienstag trifft sich dann der harte Kern wieder zum Stammtisch in München und freut sich nach wie vor über Besucher aus nah und fern.