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OBERSCHWARZACH
Seit 404 Jahren wird das Pestgelübde erfüllt
Mit klingendem Spiel und bewaffneter Mannschaft: Die Bürgerwehr wird am 18. Januar wieder zu Ehren des heiligen Sebastian durch Oberschwarzach ziehen.
Foto: ArchivReinhold Anger | Mit klingendem Spiel und bewaffneter Mannschaft: Die Bürgerwehr wird am 18. Januar wieder zu Ehren des heiligen Sebastian durch Oberschwarzach ziehen.
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 09.01.2015 17:13 Uhr

404 Jahre halten die Oberschwarzacher nun schon an ihrer Tradition fest, den Sebastianitag würdig zu begehen. Der Aufzug der Bürgerwehr in Frack und Zylinder fußt auf dem Pestgelübde von 1611, das die Menschen in der Marktgemeinde auch in säkularen Zeiten immer noch treu einlösen. In diesem Jahr ist die Sebastianifeier am kommenden Sonntag, 18. Januar.

„Heute das Fest des heiligen Sebastian feiern, das heißt sich von der Glaubensstärke und den Glaubensmut dieses Glaubenszeugen entflammen und anspornen zu lassen. Sich des Glaubens nicht schämen, sondern Mut haben, als Christ in der Öffentlichkeit seinen Mann und seine Frau zu stehen“, schreibt Bürgerhauptmann Georg Wagner in einem Appell an die Bürgerwehr. Es gelte, den Glauben offensiv zu leben, aber nicht aggressiv.

Sebastian habe sich durch Unbestechlichkeit und Zuverlässigkeit ausgezeichnet, Korruption nicht mitgemacht. „Für Betrug und Fälschung war er nicht zu haben. Amtsmissbrauch gab es bei ihm nicht“, so Wagner.

Man schrieb das Jahr 1611, als sich in der Pfarrei Oberschwarzach eine so verheerend wütende und gefürchtete Pestepidemie einschlich, dass täglich mehrere Leichen zu Grabe getragen wurden und völlige Entvölkerung drohte. Da nahm die hiesige Bürgerschaft ihre Zuflucht zum heiligen Sebastian und rief um seinen Beistand.

Der „Schwarze Tod“, wie Beulenpest genannt wurde, holte sich im Jahre 1611 besonders zahlreiche Opfer in Oberschwarzach – 158 Menschen im gesamten Jahr. Allein im Oktober 32, im November 26, im Dezember 30. Das sind 88 Personen in einem Quartal. Auch Pfarrer Johann Kraus verstarb am 24. August 1611 an der Krankheit.

Weil im darauffolgenden Jahr nur noch wenige Menschen an der Pest starben, glauben die Oberschwarzacher an die Erhörung ihres Anrufs an Sebastian. Deshalb begeht die Pfarr- und Marktgemeinde auch in diesem Jahr die Feier des Sebastianitages.

Noch in der morgendlichen Dunkelheit um 6.30 Uhr spielt die Steigerwaldkapelle den Weckruf. Den Auftakt des Festtages bildet um 9.45 Uhr der Aufzug der Bürgerwehr. Nach dem Appell der Bürgerwehr begrüßt Bürgerhauptmann Georg Wagner den diesjährigen Ehrengast, Pfarrer Paul Weismantel, Würzburg, weiter Pfarrer Stefan Mai, Bürgermeister Manfred Schötz, Vertreter der Kirchenverwaltung, des Pfarrgemeinderat und andere Ehrengäste.

In Begleitung der Steigerwaldkapelle und den Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine zieht die Bürgerwehr zum Kirchplatz. Der Fähnrich und zwei Offiziere holen aus der Pfarrkirche die Fahne des Heiligen Sebastian und reihen sich im Zug der Bürgerwehr wieder ein.

Festgottesdienst ist dann in der Kirche St. Peter und Paul mit den Pfarrern Paul Weismantel und Stefan Mai. Im Anschluss an den Gottesdienst stellt sich die Bürgerwehr im Friedhof auf und zieht zum Ehrenmahl. Hier hält Bürgerhauptmann Georg Wagner eine kurze Ansprache und gedenkt der Opfer der Kriege und der Naturkatastrophen sowie der Verstorbenen des Pestjahres 1611 und legt im Auftrag der Bürgerwehr und der Marktgemeinde einen Kranz am Ehrenmahl nieder.

Um die Tradition in Oberschwarzach mitzuerleben, sind alle Interessierte aus Nah und Fern eingeladen.

 
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