
Friedel Heckenlauer feierte am 1. Mai einen besonderen Tag: Am 1. Mai vor 20 Jahren wurde er zum ersten Mal zum Bürgermeister von Stadtlauringen gewählt. 2020 hat er seine vierte und letzte Amtszeit angetreten. Aus Altersgründen darf er laut Gesetz nicht mehr kandidieren. Auf eine so lange Amtszeit kann in Unterfranken nur noch ein Bürgermeister zurückblicken: Stefan Wolfshörndl aus Gerbrunn im Landkreis Würzburg.
Zum 20-Jährigen haben wir Friedel Heckenlauer zu einem Gespräch getroffen.
Friedel Heckenlauer: Nein. Ich habe den Beruf bei der Polizei mit Begeisterung gemacht. Ich habe mich 2001 bewusst entschieden, den Versuch zu starten, gewählt zu werden. Ich wusste dann auch, dass ich nicht mehr zurückblicke. Ich habe dankbar mit meiner Zeit bei der Polizei abgeschlossen. Hin-und hergerissen zu sein, würde nicht meinem Naturell entsprechen. So wird es auch 2026 sein, wenn meine Amtszeit endet. Ich werde damit abschließen, jemand anders wird dann in der Verantwortung sein.
Heckenlauer: Nein. Ich bin ein Verfechter eines freien Renteneintrittsalters. Ich sehe auf der einen Seite den Anspruch des Einzelnen nach einer gewissen Zeit, einen Anspruch zu haben auf Versorgung, weil er durch seinen Einsatz für die Gesellschaft etwas gebracht hat. Ich sehe den Fehler aber bei uns darin, dass wir noch viel zu lange brauchen, hier flexibler zu werden. Der Mensch braucht meiner Meinung nach eine Erfüllung. Das kann auch die Rente sein, oder die Pension. Das muss es aber nicht sein. Wenn jemand die Erfüllung in seiner Tätigkeit sieht, muss ich ihm aus meiner Sicht die Chance geben, dass er das machen kann. Und keinen Nachteil daraus erleidet. Ich bin nicht traurig, weil ich aufhören muss. Es wird der Gemeinde auch gut tun, wenn neue Ideen kommen. Ich hatte mir schon überlegt, ob ich 2020 nochmal antrete. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich noch Ideen hatte und habe. Und weil ich mich auch noch körperlich und geistig frisch genug dafür fühle.
Heckenlauer: Die Gemeinschaft, die innerhalb des Marktes Stadtlauringen gewachsen ist. Sie hat zum Beispiel dazu geführt, dass wir 2016 beim Europäischen Dorferneuerungspreis ausgezeichnet wurden. Bürgerschaft, Verwaltung, Gremien, Vereine, alle haben dazu beigetragen. Das macht mich dankbar.
Heckenlauer: Ich habe im Mai 2002 übernommen. Ich hatte meine Erwartungen und Vorstellungen und habe die auch umgesetzt. Mir ist aber auch vollkommen klar, dass die Fülle der Aufgaben gleich bleiben wird. Man darf nicht denken, da ist das noch und das und dann ist es erledigt. Das ist bei jedem so, nicht nur bei einem Bürgermeister. Man hat es zu machen, möglichst mit Freude, Elan, gemeinschaftlich. Auch mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin hat wieder viel zu tun. Zu sagen, ich habe alles erledigt, das wäre Quatsch.

Heckenlauer: Ja. Das spontane Ja soll aber niemand missverstehen. Das heißt nicht, dass mir die Verbundenheit oder die Verantwortung in der Tiefe fehlt. Das ist eine Frage des Naturells. Aus meiner bisherigen Lebens-und Berufserfahrung glaube ich, dass mir das gelingt. Ich wünsche mir, dass ich gesund bleibe und mich bis zum 30. April 2026 mit der gleichen Leidenschaft einbringen darf. Danach steht jemand anders in der Verantwortung, macht das so, wie er es denkt. Aber mein Interesse an der Gemeinde wird nicht aufhören. Ich habe dann eine andere Rolle. Ich bin Bürger. Aber ich bin auch der ehemalige Bürgermeister. Auch diese Rolle muss man aus meiner Sicht so ausfüllen, dass man natürlich Interesse zeigt. Die Person, die mir nachfolgt, muss entscheiden, ob und wie sie mich einbeziehen will. Ein Nachfolger hat aber einen Anspruch darauf zu wissen, dass der Vorgänger sich zurücknimmt. Nach jeder Nachfolge wird etwas anders gemacht. Das ist das Leben.
Heckenlauer: Die Strukturen in der Verwaltung haben sich verändert, es gibt viel Bürokratie. Vor allem Ausschreibungen werden schwieriger und langwieriger und im Endeffekt teurer. Die Vergabe-Richtlinien haben natürlich einen Sinn. Man will Wettbewerb, man will Gerechtigkeit, man will Bevorzugung und Korruption verhindern. Wenn das aber soweit geht, dass ich bei relativ kleinen Beträgen Hinz und Kunz fragen muss, oder europaweit ausschreiben muss, ist das sehr aufwändig. Nehmen wir mal zum Beispiel einen Schulneubau. Man könnte sich in der Region umschauen, wo solche Projekte gemacht wurden, sich mit Bürgermeister, Gemeinderat, Schule und Planern austauschen. Dann hätte man eine Fülle von Ideen und auch Namen von Architekturbüros. Und könnte Geld sparen. Ich finde, wir müssen aus gesellschaftlicher Sicht wieder mehr Vertrauen haben und nicht nur auf Kontrolle setzen. Vertrauen muss man sich übrigens erarbeiten.
Heckenlauer: Corona hat das soziale Miteinander schneller verändert, als es sich sowieso verändert hätte. Gerade in unseren ländlichen Regionen wünsche ich mir, dass wir den Wert des Miteinanders wieder mehr erkennen. Es gibt zu viele unwichtige Dinge, mit denen wir uns beschäftigen. Wir haben ein begrenztes Leben. Wir sollten die Zeit gut nutzen.
Irgendwie scheinen die Bürgermeister von Rhön-Grabfeld unter zu gehen. Hier gibt es zumindest einen, der ist lt. Main-Post Artikel bereits 37 Jahre Bürgermeister.