Wer sich bisher im Stadtteil Zürch bewegt hat, weiß: Das Vorankommen ist mühsam. Die Pflastersteine bereiteten vor allem Rollstuhlfahrern, Senioren mit Rollatoren, Müttern mit Kinderwägen und auch Radfahrern Probleme. Das ist seit Kurzem Vergangenheit.
Jubel über den neuen Plattenweg
Die Stadt hat wie schon in der Juden- und Rosengasse eine Schneise verlegen lassen. Der Platten-Gehweg wurde am Samstag durch den Bürgerverein der Gemeinde Zürch übergeben. Die fuß- und fahrfreundliche Bahn wurde vorwiegend bejubelt, wenngleich die aufgekommene Kritik an der angeblich nicht beachteten Barrierefreiheit in allen Redebeiträgen eine Rolle spielen sollte.
Gerhard Witzleben vom Bürgerverein erinnerte vor erstaunlich großer Zuhörerschar von über 50 Bürgern an den Jahre zurückliegenden ersten Hinweis aufs Problem. Dass es den Plattenweg nun gibt, kommentierte er im Schatten der Salvatorkirche so: „Es ist wahrlich vollbracht, aber es war ein langer Weg“. Der nun prima begeh- und befahrbare Plattenstreifen durch die Burg- und Rittergasse verbindet quasi die Rückert- mit der Brückenstraße. Am Kreuzungspunkt gibt es einen Abzweig in die Frauengasse hinein. „An der Kirche ist Schluss“, merkte Witzleben auch hier doppeldeutig an und dankte der Stadt sowie den Unterstützern evangelische Kirche, Behinderten- und Seniorenbeirat.
Der Abzweig endet zur Freude der Kirchgänger am Gotteshaus Salvator
Pfarrerin Gisela Bruckmann griff einige Bälle auf, nannte das Zitat („Es ist vollbracht“) vielleicht ein wenig hochgegriffen, wenngleich es schön sei, „wenn eine Verheißung wahr wird“. Senioren des Schäferheims hätten sich schon freudig geäußert, dass sie ein Besuch der Salvatorkirche nicht mehr zwinge, die Knochen sortieren zu müssen. Auch Norbert Holzheid vom Seniorenbeirat wartete mit einem konkreten Beispiel auf, berichtete vom Dank eines Rollstuhlfahrers aus der Rittergasse. Dankesworte auch von Reinhold Stiller für den Behindertenbeirat dafür, dass es den Weg gibt.
Bürgermeister und Stadt weisen Kritik an angeblich missachteter Barrierefreiheit zurück
Bürgermeister Karl-Heinz Kauczok stellte – wie am Rand der Veranstaltung Tiefbauamtsleiter Christof Klingler – klar, dass mit der Breite von 1,20 Metern die DIN-Norm erfüllt sei. Zwei Rollstuhlfahrer könnten zwar nicht passieren, sie benötigen 1,80 Meter. Weil der Weg aber mittig angelegt ist, sei ein Passieren möglich. Kauczok zeigte deshalb für die Kritik, der Weg sei zu schmal und die Barrierefreiheit werde missachtet, wenig Verständnis.
Das Thema hatte letzte Woche sogar den Stadtrat beschäftigt, wo aber Baureferent Ralf Brettin ähnlich argumentierte, dass die Vorgaben im so genannten Shared Space (geteilter Raum) erfüllt seien. Die Kosten liegen bei 120 000 Euro. Die vom Bürgerverein gereichten Häppchen und Getränke fanden guten Absatz.