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Sechs Monate auf Achse: Mit EmmaN zur Eisprinzessin
Vom Reisefieber gepackt: Ein Ehepaar aus Dittelbrunn fährt für sechs Monate mit einem Umgebauten Lkw nach Kasachstan und Sibirien
Sechs Monate auf Achse: Mit EmmaN zur Eisprinzessin
Von unserem Redaktionsmitglied Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 12.08.2013 10:10 Uhr

Die Koffer sind gepackt und letzte Vorbereitungen für die große Reise getroffen. Auch das Pfefferspray gegen Bären und die Bücher zum Survival-Training haben ihren Platz gefunden. Am heutigen Freitag machen sich Rudolf und Manuela Twardzik aus Dittelbrunn in ihrem umgebauten Lkw namens „EmmaN“ auf den Weg nach Kasachstan und Sibirien.

Eine Strecke von 20 000 Kilometern wartet auf das Ehepaar, das schon immer gerne Reisen auf eigene Faust unternommen hat. Besonders die osteuropäischen Staaten und auch Zentralasien haben es den beiden angetan. Nicht nur, weil der pensionierte Lehrer Rudolf Twardzik polnische Wurzeln hat: „Wir mögen die Landschaft dort und die Menschen. Und wir fühlen uns frei und unabhängig, wenn wir in unserem Lkw unterwegs sind“, so seine Frau. Manuela Twardzik möchte aber auch etwas für die Integration tun. So sucht sie bewusst die Gespräche mit den Menschen vor Ort. In den vergangenen Jahren hat sie Russisch gelernt. „Es ist einfach wichtig, dass man sich verständigen kann.“

Der weiße umgebaute Lkw ist in den nächsten sechs Monaten ihr Zuhause. Zehn Quadratmeter Platz zum Wohnen gibt es, auch Dusche und Toilette sind vorhanden sowie eine Kochnische. „Wir brauchen keinen Campingplatz zum Übernachten. Wir bleiben dort, wo es uns gefällt.“

Fotos von vergangenen Reisen zeigen Übernachtungsplätze mitten in der Natur, auf dem Berg oder am See. Mit im Gepäck sind natürlich Kamera, Laptop und ein Handy. So kann das Ehepaar mit seinen erwachsenen Kindern über SMS in Kontakt bleiben. „Manchmal telefonieren wir auch über Skype“, sagt Manuela Twardzik.

Auch wenn es so klingt, als würden sich Manuela und ihr Rudi einfach ins Auto setzen und losdüsen, so steckt doch eine lange Vorbereitungszeit dahinter. Während sie sich um die bürokratischen Dinge gekümmert hat, wie zum Beispiel Visa, Auslandkrankenversicherung oder internationale Führerscheine, hat ihr Mann eine ungefähre Reiseroute erstellt und Sehenswürdigkeiten ausfindig gemacht. „Wir sind schon ein eingespieltes Team“, sagt die 50-Jährige und lacht. Sie schätzt auf den Reisen besonders die Landschaften und die unendliche Ruhe. „Endlich hat man das Gefühl, sich nicht hetzen zu müssen.“

Erstes Ziel ist diesmal Wolgograd (ehemals Stalingrad). Der Weg dorthin geht über Tschechien, die Slowakei und die Ukraine. Da wird am 9. Mai – dem Tag des Sieges – das Kriegsende im Zweiten Weltkrieg gefeiert. „Das wollen wir miterleben.“ Außerdem hat Manuela Twardzik recherchiert und möchte auf dem deutschen Soldatenfriedhof die Gräber von gefallenen Schweinfurter Soldaten besuchen.

Dann geht es weiter nach Kasachstan ans Kaspische Meer, später an den Aralsee, ein wegen seiner Austrocknung in mehrere Teile zerfallener See. Auch die viertgrößte Stadt Kasachstans, Karaganda, steht auf dem Reiseplan. In der Nähe will das Paar das ehemalige Arbeitslager Karlag besichtigen, das unter Stalin errichtet wurde. Einer Nonne, die im Bistum Karaganda lebt, hat Twardzik versprochen, aus Deutschland Rosenkränze mitzubringen. Sie freut sich auch auf die Hauptstadt Astana, die mit Prachtbauten und spektakulären Fassaden protzt und „Treffpunkt der Schönen und Reichen“ sein soll.

Im Juli soll die Reise weiter nach Sibirien gehen. Erstmal in die Kulanda-Steppe im Südosten des Westsibirischen Tieflands. „Dort kann man Hunderte von Kilometern fahren, ohne, dass ein Dorf am Horizont auftaucht.“ Besonders eindrucksvoll die Salzseen in der Steppe. „Da waren wir schon mal, das ist wie am Toten Meer.“ Manuela freut sich besonders auf die Fango-Packungen.

Dann geht es weiter nach Barnaul und ins Altai-Gebirge. In Gorno Altaisk will das Ehepaar die Eisprinzessin besuchen. Diese ist eine jung verstorbene Adlige aus dem Altai-Gebirge, die vor Jahrtausenden einbalsamiert und aufwändig bestattet wurde, weiß die 50-Jährige.

Zweimal werden die Reiselustigen den gleichen Breitengrad auf dem Schweinfurt liegt, überqueren: In Karaganda (Kasachstan) und in Ortolyk (Sibirien). „Wir sind ja mit GPS ausgestattet, so dass wir das festhalten werden.“ Angst vor brenzligen Situationen oder davor, ausgeraubt zu werden, hat das Ehepaar nicht. „Das Risiko muss man eingehen, wenn man in die Ferne reist“, sagt die Weltenbummlerin.

Sie habe zwar schwierige Situationen erlebt, sei aber immer wieder durch positive Erfahrungen entschädigt worden. „Zudem haben wir viele Anlaufstationen von lieben Menschen dort. Das gibt Vertrauen.“

Erst in einem halben Jahr werden die Twardziks wieder nach Schweinfurt zurückkehren – mit vielen Fotos und Eindrücken im Gepäck. Bis dahin wird Manuela Twardzik im Schweinfurter Tagblatt sporadisch über ihre Reiseerlebnisse berichten.

Abseits der Straße: Das fahrende Zuhause auf der georgischen Heerstraße.
| Abseits der Straße: Das fahrende Zuhause auf der georgischen Heerstraße.
Übernachtungsplatz mit Aussicht: Das Foto mit EmmaN in luftiger Höhe (rechts oben) entstand im Jahr 2012 in Armenien.
Foto: Rudolf Twardzik | Übernachtungsplatz mit Aussicht: Das Foto mit EmmaN in luftiger Höhe (rechts oben) entstand im Jahr 2012 in Armenien.
Im Altai-Gebirge: Die Weltenbummler Manuela und Rudi Twardzik.
| Im Altai-Gebirge: Die Weltenbummler Manuela und Rudi Twardzik.
 
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