Bei einem Standkonzert mitten im Herzen von Greßthal, umringt von Kirche, Pfarrheim sowie altem und neuem Rathaus, wurde Ernst Vierengel in den musikalischen Ruhestand verabschiedet. Ein letztes Mal spielte der bald 85-Jährige einen öffentlichen Auftritt bei seinem Musikverein mit, wo der Senior seit nunmehr 60 Jahren fast keinen Auftritt verpasst hat.
Immer war er zur Stelle, sei es bei weltlichen oder kirchlichen Anlässen – auf ihn war stets Verlass. Die Karriere im Musikverein begann 1960, als Konrad Adenauer noch Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland war und Sepp Herberger die deutschen Fußballer trainierte. Damals lernte Vierengel das Musizieren noch auf der Zugposaune, stieg aber schnell zur Tuba um.
Viele schöne und unvergessliche Momente hat Vierengel in all den Jahrzehnten erlebt, denn als Musikant kommt man viel herum. Dazu gehören hunderte Auftritte innerhalb des Gemeindegebietes. Aber auch im näheren Ausland waren und sind die Greßthaler Musikanten willkommen. So wurde schon in Österreich, Italien oder in der ehemaligen Tschechoslowakei musiziert. Ebenso war Vierengel auch bei unzähligen Kirchweih- und Adventskonzerten, auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt oder beim gemeindlichen Frühjahrskonzert in der Halle in Wasserlosen dabei.
Höhepunkte im Jahresablauf waren auch stets die Auftritte in einer Bad Kissinger Reha-Klinik oder in Seniorenheimen. Hier punktete er nicht nur mit seinem musikalischen Können, sondern auch mit seinem einzigartigen Talent, heitere Geschichten und Gedichte zum Besten zu geben und dabei für reichlich gute Laune zu sorgen. 2014 wurde der Musikant zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
Nun ist nach 60 Jahren Musikspielen Schluss. Auf die Begleitung des Basses müssen die Kollegen aber nicht verzichten. In ihren Reihen finden sich noch zwei weitere Tuba-Spieler. So kann Vierengel künftig den Auftritten des Musikvereins aus einer neuen Perspektive lauschen.
Oswald Wild, der langjährige Vorsitzende, mit dem Vierengel insgesamt rund 40 Jahre gemeinsam aufgetreten ist, erwähnte beim Abschied, "dass Ernst jederzeit ein gern gesehener Gast bei den Proben ist".