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Oberschwarzach
Sebastiani: Im heutigen Leben verankert
Die Oberschwarzacher erfüllten am Sebastiani-Tag wieder ihr althergebrachtes Pest-Gelübde aus dem Jahr 1611.
Die Aufstellung der Oberschwarzacher Bürgerwehr auf dem Marktplatz erfolgt nach festgelegtem Ritual.
Foto: Gudrun Theuerer | Die Aufstellung der Oberschwarzacher Bürgerwehr auf dem Marktplatz erfolgt nach festgelegtem Ritual.
Gudrun Theuerer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:33 Uhr

Über Nachwuchsprobleme braucht sich die Bürgerwehr der Marktgemeinde Oberschwarzach keine Gedanken zu machen. So konnte sich Bürgerhauptmann Georg Wagner in seinen 29 Dienstjahren an keinen größeren Zug als in diesem Jahr erinnern. Unter den mehr als 70 Bürgerwehrlern und über 100 Zugteilnehmern waren heuer auch acht junge Männer, die mit neuen Gehröcken und Zylinder ausgestattet worden waren.

Bereits beim Aufstellen der Bürgerwehr unter Leitung von Zugführer Heinrich Bausewein auf dem Marktplatz konnte die Ehrengäste, Landrat Florian Töpper, Grundschulrektor Helmut Schmid, Pfarrer Stefan Mai, Kirchenpfleger Karl Helmich und Paul Römer vom Pfarrgemeinderat, die neuen Gehröcke bewundern. Manfred Tröppner und Erich Müller von der Reservistenkameradschaft zogen feierlich mit dem Kranz für das Ehrenmal an der angetretenen Mannschaft entlang, gefolgt von Bürgerhauptmann Georg Wagner mit seinen Offizieren Klaus Bördlein und Erich Goldstein und Fähnrich Edgar Beck. Nach der Begrüßung der Ehrengäste ging es für die Bürgerwehr, gemeinsam mit den Fahnenabordnungen der Vereine, den Ehrengästen und der Steigerwaldkapelle Oberschwarzach zum Kirchvorplatz, wo Offiziere und Fähnrich die Sebastianifahne von ihrem Standplatz aus der Kirche holten.

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Nach der Kranzniederlegung und der Ansprache auf dem Kirchplatz ging es im feierlichen Zug zurück zum Marktplatz.
Foto: Gudrun Theuerer | Nach der Kranzniederlegung und der Ansprache auf dem Kirchplatz ging es im feierlichen Zug zurück zum Marktplatz.

"Tradition ist das Bewahren eines Feuers und nicht die Anbetung einer Asche”. Mit diesem Zitat, das dem Komponisten Gustav Mahler zugsprochen wird, fasste Pfarrer Stefan Mai seine Predigt zusammen, in der es darum ging, sich selbst zu hinterfragen, ob unsere Traditionen noch in unserem heutigen Leben verankert sind und Auswirkungen darauf haben. Wenn Tradition leben soll, dann müsse sie mit Inhalt gefüllt sein, so Mai. Und so stelle sich am Sebastianitag jedes Jahr die Frage, ob man nur eine hüllenlose Tradition zelebriere, oder ob man sich von einer Lebenshaltung eines Sebastian anstecken lassen wolle, der unter Lebenssgefahr an verbotenen Gottesdiensten teilnahm, sich weigerte, Götzen zu opfern und versuchte, Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen.

"Feiern wir jedes Jahr nur einmal ein schönes Ritual in Gehröcken, mit Zylindern, Holzgewehren und Spießen oder lassen wir uns auch von dem Einsatz eines Pfarrers Johann Kraus im Dienst an den Pestkranken Oberschwarzachs anstecken und neu inspirieren, die Augen für die Not in unserer Welt nicht zuzumachen?” fragte der Geistliche. Solange aber unter dem Zylinder Menschen nachdenken und fragen, was sie den Götzen unserer Zeit alles opfern, im Streben nach Karriere, Geld oder dem Wahn, alles haben zu müssen, statt zu sagen, "nein, es reicht”, solange die Hellebarden und Lanzen dazu anregen zu fragen, wofür man heute noch ein Lanze brechen will, Kraft und Zeit investieren und mit seinem Leben einstehen will, solange sei auch die Sebastiani-Tradtion keine hüllenlose Tradition, stellte Pfarrer Mai fest. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Singkreis Intakt unter Leitung von Christopher Kuhn.

Bei der Verabschiedung auf dem Marktplatz bedankte sich Bürgerhauptmann Georg Wagner noch einmal bei allen Beteiligten.
Foto: Gudrun Theuerer | Bei der Verabschiedung auf dem Marktplatz bedankte sich Bürgerhauptmann Georg Wagner noch einmal bei allen Beteiligten.

Die Befehle des Hauptmanns und die Böllerschüsse der Jäger gehören zum festen Ritual des Sebastiani-Gottesdienstes. Für die Böllerschüsse hatten sich in diesem Jahr Hermann Lang, Ludwig Zink, Reiner Schwab und Jürgen Keßler mit ihren Gewehren außerhalb der Kirche platziert.

Nach dem Gottesdienst und der Kranzniederlegung am Ehrenmal ging Bürgerhauptmann Georg Wagner in seiner Ansprache auf die Kriege in der Welt ein. "Wer Frieden will, muss Frieden vorbereiten”. Auch wenn dieser altrömische Grundsatz seit Jahrtausenden gelte, gebe es immer wieder Krieg, so Wagner. Kriege seien kein Naturgesetz und schon gar nicht gottgewollt. Er appelierte an die Anwesenden: "Die Bergpredigt, alle Weisheitslehren, alle Religionen und der gesunde Menschenverstand sagen uns: Frieden ist möglich. Auch jetzt!” Der Satz des seligen Prieters Georg Häfner "Keinem Menschen wollen wir fluchen, keinem etwas nachtragen; mit allen wollen wir gut sein." kann als Vorbild dienen.

Zum Abschluss seiner Rede erinnerte Wagner noch an Robert Hußlein, der im Oktober des vergangenen verstorben ist und ein großer Förderer der Bürgerwehr war. Ein besonderen Dank galt auch den Vertretern der Sponsoren der neuen Zylinder und Gehröcke. Dem Landreis Schweinfurt für die Leader-Fördermittel, der Kulturstifung des Bezirks Unterfranken, der VR-Bank Gerolzhofen, der Sparkasse Schweinfurt/Haßfurt, der ÜZ Lülsfeld sowie der Marktgemeinde Oberschwarzach.

Die Aufstellung nach dem Gottesdienst erfolgte auf dem Friedhof, von wo aus sich der Zug zum Mahnmal auf dem Kirchplatz weiter bewegte.
Foto: Gudrun Theuerer | Die Aufstellung nach dem Gottesdienst erfolgte auf dem Friedhof, von wo aus sich der Zug zum Mahnmal auf dem Kirchplatz weiter bewegte.
Gottesdienst und der Kranzniederlegung wurden von den Jägern durch Böllerschüsse begleitet
Foto: Gudrun Theuerer | Gottesdienst und der Kranzniederlegung wurden von den Jägern durch Böllerschüsse begleitet
Während des Gottesdienst nahm die Bürgerwehr im Mittelgang des Gotteshauses Aufstellung.
Foto: Gudrun Theuerer | Während des Gottesdienst nahm die Bürgerwehr im Mittelgang des Gotteshauses Aufstellung.
Musikalisch umrahmte der Singkreis Intakt unter Leitung von Christopher Kuhn den Gottesdienst
Foto: Gudrun Theuerer | Musikalisch umrahmte der Singkreis Intakt unter Leitung von Christopher Kuhn den Gottesdienst
 
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