Die Akrobaten und Musiker aus Australien bringen uns die Vergangenheit zurück, sie entführen in alte Zeiten. Weg vom Hochglanz und glatter Perfektion schaffen sie Wohlfühlatmosphäre. Das tut so gut, dass die Zuschauer nicht genug davon kriegen können.
Fehlt nur noch, dass jeder ein Glas Whisky Soda in die Hand gedrückt bekommt. Vielleicht beim nächsten Mal. Wer bei Zirkus an glitzernde Einteiler und chromblitzende Geräte denkt, ist bei Scotch & Soda am verkehrten Ort. Hier mutet alles wie aus einer vergangenen Zeit an. Mit Kostümen und Farben nehmen uns die Zirkuskünstler mit in die Zeit zum Ende des 18. Jahrhunderts. Das Licht taucht das angedeutete Zirkuszelt wie auf alten Fotografien in Sepia.
Bühnenbild im Shabby-Look
Roh gezimmerte Whiskykisten stapeln sich, in der Mitte steht ein Tisch, der eine Menge aushält. Der Shabby-Look täuscht, denn die Mitglieder der Company 2 und der Uncanny Carnival Band bieten hervorragende Artistik und Jazz vom Allerfeinsten.
Nur wenige Utensilien benötigen die Artisten für ihre faszinierenden Nummern. Auf Schnapsflaschen und mit dem japanischen Schirm wird balanciert, am Vertikalseil elegant und schwerelos geturnt. Am Schleuderbrett und Kunstrad zeigen die Equilibristen höchste Zirkuskunst. Pumphosen und Trikots sind aus derbem Leinen und Baumwolle. Trotz aller atemberaubenden Zirkusnummern an Trapez und am Vertikalseil überwiegt der überschäumende Spaß.
Eine geniale Allianz
Enfant terrible ist der dunkelgelockte James Kingsford Smith, der die Grenzen – manchmal auch zum guten Geschmack – überschreitet, wenn er mithilfe von Krücken Turnübungen vollführt oder eine Kloschüssel kurzerhand umfunktioniert und sie am Ende der Nummer seinem Kollegen über den Kopf kippt. Böse kann man ihm nicht sein, gestattet er dem Publikum doch den Blick unter seinen Schottenrock auf seinen wahrhaft knackigen Po.
Der Jazz unterlegt ohne Pause die akrobatischen Nummern, er fließt und bildet das akustische Band, kreiert die Stimmung und gewährt erholsame Pausen. Da ist das sonore Solo der Bassklarinette, die ulkige Ukulelenummer oder die Trommeleinlage mit der knatternden Snaredrum.
Und dann sind da noch die komischen Geschichten, die die Musiker und Akrobaten erzählen. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich – mit Silbertablett und leichter Hand erzählen Alice Muntz und Skip Walker-Milne ihre Variation von Partnerschaft. Party auf der Bühne, das war es, was Regisseur David Carberry vor Augen schwebte, als er Artistik und urwüchsigen Jazz eine geniale Allianz eingehen ließ. Das ist ihm wirklich gut gelungen!