„30 Jahre lang war ich jeden Montag hier gesessen“, sagt er. „Hier“ – das ist das Fraktionszimmer der SPD im Alten Rathaus ganz oben, „Obere Diele“. Hier verabschiedet ihn die SPD an diesem Montag im Dezember mit vielen Lobes- und Dankesworten. Er zieht sich, wie berichtet, nun als Stadtrat aus der Lokalpolitik zurück. Seinen Sitz im Stadtrat hat Marietta Eder, Kandidatin der Sozialdemokraten für die OB-Wahl im kommenden Jahr, bereits übernommen.
Geradlinig, brillant, verbindlich
„Wer war Thomas End als Politiker, Demokrat, als öffentlicher und privater Mensch?“, fragt Ralf Hofmann, der Fraktionsvorsitzende. „Als öffentlicher Mensch hat er es uns nicht immer leicht gemacht“, sagt Hofmann – „aber er war geradlinig, mit Rückgrat, intellektuell brillant, in der Sache immer verbindlich.“ Ein Mensch der lauten Töne sei End ebenso gewesen wie einer der leisen – und äußerst hilfsbereit, wenn es galt, schwierigste Aufgaben auch jenseits seiner beruflichen zu übernehmen.
Drei davon nennt Hofmann: 17 Jahre stand der Rechtsanwalt und langjährige Ordungsreferent dem Bauverein vor. Ohne seinen Einsatz in höchster Not gäbe es wohl den FC05 Schweinfurt heute nicht mehr. Und: Auch dem Tennisclub sprang er in großer Not zur Seite. „Das waren keine Dinge, nach denen er sich gedrängt hat, für die er aber gebraucht wurde und die Verantwortung übernahm“, lobt ihn Ralf Hofmann.
Scharfes Denken - Schalk im Nacken
Leicht sei End der Abschied vom Stadtrat nicht gefallen, sagt der Fraktionschef, dazu sei er zu sehr Kommunalpolitiker und mit Schweinfurt verbunden. End habe die Stadt in vielen Ämtern 30, 40 Jahre geprägt. „Er ist ein großer Demokrat, wahrer Genosse und ein großartiger Mensch.“
Die Parteivorsitzende Julia Stürmer-Hawlitschek würdigt End als überragenden Kommunalpolitiker mit Weitblick, hoher Fachkompetenz und Geradlinigkeit, „und er macht um sich selbst kein großes Aufhebens – ein sehr sympathischer Zug“. Dazu komme sein scharfsinniges Denken, häufig gepaart mit einem gewissen Schalk im Nacken: „Man muss sich vor dieser Lebensleistung verneigen.“ Die Vorsitzende überreichen und Hofmann überreichen End dann die Willy-Brandt-Medaille – was den Genossen Thomas End sehr anrührt, und das kommt selten vor. „Willy Brandt war der Grund, warum ich Sozialdemokrat geworden bin“, sagt er, „auf diese Auszeichnung bin ich stolz.“
"A bissle links von der Mitte"
End sagt, als junger Mensch war er „a bissle links von der Mitte“. Er erzählt, wie er aus der Verwaltung der Kleinstadt Kitzingen in die Industriestadt Schweinfurt gewechselt ist mit OB Kurt Petzold an der Spitze. Wie er auf eine stolze, machtvolle Sozialdemokratie getroffen ist mit sicherer Mehrheit im Stadtrat, mit der man gestalten konnte: „Was hier im Fraktionszimmer beschlossen wurde, hat anschließend gegolten.“
Ordungsreferent „war der Beruf, der mir einen Riesenspaß gemacht hat“, strahlt End – und will es sich nicht verkneifen, auch seine größte berufliche Enttäuschung anzusprechen. Dass die CSU später, als sie die Mehrheit dafür hatte, die SPD-Referenten mit der Behauptung, mit der fadenscheinigen Behauptung, sie als berufsmäßige Stadträte seien zu teuer „so abserviert haben, das war schon eine Riesensauerei“. Ein paar Jahre später sei diese Entscheidung ja wieder kassiert worden.
Sie singen an diesem Abend auch viel, die SPD-ler, begleitet von Herbert Wiener: Alte Lieder von den Gedanken, die frei sind, „Wann wir schreiten Seit‘ an Seit‘“, das Bürgerlied – und einen umgedichteten Gassenhauer auf die Spuren die Thomas End in Schweinfurter gezogen hat. Und: Die Willy-Brandt-Medaille wird er gewiss in Ehren halten.