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SCHWEINFURT
Schweinfurts Gassen: Die Sanierung geht weiter
Stadterneuerung: Hässliche Ecken, heruntergekommene Gebäude, Wildwuchs. Sanierer in Schweinfurt brauchen einen langen Atem.
Die Bauerngasse ist keine Zierde für die Stadt.
| Die Bauerngasse ist keine Zierde für die Stadt.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:52 Uhr

Vor nur vier Jahrzehnten prägten heruntergekommene Gebäude in trostlosen Vierteln das Bild der Altstadt, auf deren Straßen und Gassen Verkehrschaos herrschte. Heute hat die kleinteilige und oft schlichte Bebauung in den Gassen wieder Flair. Die freigelegte Stadtbefestigung samt Grüngürtel haben die Stadt schöner gemacht. Die Altstadtsanierung ist eine Erfolgsgeschichte, die auch in den kommenden Jahren und trotz Konversion ungebremst fortgeschrieben werde, sagt Baureferent Ralf Brettin im Pressegespräch.

Dabei greift die Sanierungsstelle im Rathaus auf bewährte Mittel zurück, etwa auf das Schweinfurter Modell: Die Stadt erwirbt verwahrloste Gebäude und führt eine Grundsanierung durch, ehe sie wieder verkauft. Der neue Eigentümer wird so keine allzu üblen Überraschungen erleben. Gefördert werden aber auch kleine Schritte, etwa durch den Fassadenzuschuss, von dem im Jahr 2015 acht Hausbesitzer profitierten, die 16 000 Euro abrufen konnten.

Aktuell sucht die Stadt Käufer für die Burggasse 17, die Bauerngasse 40, 107, 109 und 111, für den Kornmarkt 4 und 22, den Markt 22 und die Hellersgasse 1 sowie für die Hauptstraße 12, 34 und 36 in Oberndorf. Zugesichert sind bei diesen Projekten Beratung, Fördermöglichkeiten und steuerliche Abschreibungen.

Abgeschlossen und auch abgerechnet ist für das Rathaus das erste Sanierungsgebiet, die südliche Altstadt rund um den Schrotturm.

Nicht mehr allzu viel gibt es im Sanierungsgebiet II, der Zürch, zu tun. Für die Burggasse 17 fanden sich zwar schon mehrfach Interessenten, doch alle sprangen wieder ab. Jetzt führt die Stadt eine Grundsanierung durch und hofft auf neue Angebote für das „hervorragende Projekt“ (Brettin), das reichlich Wohnraum und auch Platz für einen Laden im Erdgeschoss bietet.

Im Sanierungsgebiet III (Krumme Gasse, Am Oberen Wall) hat die Stadt den Samtturm samt Nebengebäude am Motherwell Park (hinter dem Gretel-Baumbach-Haus der Arbeiterwohlfahrt) erworben. Die Planung für eine künftige Nutzung läuft. Einen traurigen Anblick bietet das Eck Hellersgasse/Markt 22. Jedoch sei man auch hier mit der Grundstücksneuordnung „auf einem guten Weg“, so Richard Riegler von der Sanierungsstelle.

Einen reizvollen Innenhof samt Holzsäulen bietet der Kornmarkt 4. Das große Baudenkmal ist aufwändig herzurichten; es gelte einen „Schatz zu heben“, so Hans Hatos (Städtebaurecht und Denkmalpflege).

Der Schwerpunkt der Stadtsanierung liegt aktuell im Bereich IV (Neue Gasse, Zeughaus). Dort sind ein Fußgängerweg von der Neuen Gasse (Nähe Kornmarkt) zum Fichtelsgarten zu schaffen und vor der Stadtmauer zwischen Fichtelsgarten und Neutorstraße Grundstücke zu erwerben, denn irgendwann soll der Grüngürtel bis zum Theaterpark führen. Nötig sei dafür ein „langer Atem“, so Baureferent Brettin. Aufpoliert wird die Neue Gasse 23. An den Schanzen stehen Ordnungsmaßnahmen an. Aufgeräumt wird in der Neuen Gasse 15; modernisiert in der Bauerngasse 77, Neue Gasse 52 und Am Zeughaus 22 (Neubau), 24 und 26 – teilweise in Eigenleistung durch die Eigentümer. Zu erhalten sind die arg herruntergekommenen Baudenkmäler 107, 109 und 111 in der Bauerngasse.

Zum Sanierungsbereich IV zählt das Großprojekt „Altes Gymnasium“, das nach den laufenden Voruntersuchungen für das Stadtmuseum hergerichtet werden soll. In Vorbereitung ist ein Architekturwettbewerb, der eine (teilweise) Neugestaltung des Martin-Luther-Platzes berücksichtigen wird. Vorstellbar ist auch das Einplanen der Reichsvogtei, die in Privatbesitz ist, an deren Erwerb die Stadt jedoch grundsätzlich Interesse hat. Vorzubereiten ist im Sanierungsgebiet noch die Umgestaltung des Zeughaus-Umfeldes, die sich an die Straßenerneuerung in der Wolfs- und Hadergasse anschließen wird.

Einen völlig neuen Weg wird die Stadt bei der Bauerngasse 40 gehen, wo als erster Schritt der Abbruch von Nebengebäuden ansteht. In Anspruch genommen wird das Förderprogramm „Leerstände nutzen“. Mit diesem soll Wohnraum für Menschen geschaffen werden, die aus Mangel an Angeboten Erstaufnahmeeinrichtungen nicht verlassen können. Die Bezuschussung durch den Staat ist enorm – bis zu 90 Prozent.

Das Sanierungsareal mit der Nummer V umfasst das Quartier Keßlergasse/Lange Zehntstraße. Viel Lob gibt es bei diesem Punkt vom Referenten und von den Mitarbeitern der Sanierungsstelle für die Bauarbeiten auf dem Krönlein-Areal, die behutsam und termingerecht fortschreiten. Ansonsten laufen für den Bezirk V vorbereitende Untersuchungen. Konkret geplant wird an der Umgestaltung der Zehntstraße und für den Parkplatz am Friedrich-Rückert-Bau.

Beim Umbau der Mainlände steht noch die Gestaltung des wenig genutzten Platzes zwischen Spinnmühle und Museum Georg Schäfer samt Zugang zur Gutermann Promenade an. Ein Fall für die Generalsanierung (und Umbau zur öffentlichen Toilette) ist das Vogelschutzhäuschen an der Harmonie. Noch ist für den Verein kein Ausweichquartier gefunden. Im Sanierungsgebiet Oberndorf ist nach fünf Jahrzehnten der Leerstand in der Hauptstraße 40 (ehemaliger Bauernhof) beendet. Gekauft hat die Stadt einen weiteren früheren Bauernhof, die Hauptstraße 36, wodurch die Planung für die neue Ortsmitte großzügiger ausfallen kann. Interessenten für das Gelände am alten Feuerwehrhaus gab es schon mehrfach, jedoch keinen Vertragsabschluss. Zu haben ist von der Stadt auch noch die Hauptstraße 12, ein Hofgrundstück, das im rückwärtigen Bereich einen Neubau zulässt. Auf einen Käufer wartet immer noch der „Schwarze Adler“.

Als Sanierungsfall ist des Weiteren die ehemalige amerikanische Wohnsiedlung am John-F.-Kennedy-Ring eingestuft, was vor allem steuerliche Gründe hat. Bei diesem Punkt betonen Brettin wie auch Riegler die „hervorragende Zusammenarbeit“ mit und die „riesige Unterstützung“ durch die Regierung in Würzburg.

An kleinen Projekten betreut die Sanierungsstelle der Stadt aktuell das Herrichten des Schindturms (Aussichtsturm über dem Höllental, Zugang über die Peterstirn) durch den Rotary Club Schweinfurt-Peterstirn, die Fertigstellung des Höpperles-Turms im Châteaudun Park und die Errichtung eines Spielplatzes für Be- und Nichtbehinderte am Durchgang vom Fichtelsgarten zur Neuen Gasse durch den Lions Club.

Die Burggasse 17 bietet viel Platz für das Wohnen und auch für einen Laden.
| Die Burggasse 17 bietet viel Platz für das Wohnen und auch für einen Laden.
Der Samtturm ist Eigentum der Stadt. Die Sanierung soll alsbald beginnen. Ein Nutzungskonzept gibt es noch nicht.
Foto: Anand Anders | Der Samtturm ist Eigentum der Stadt. Die Sanierung soll alsbald beginnen. Ein Nutzungskonzept gibt es noch nicht.
Neu geordnet werden die Grundstücke im Bereich Hellersgasse/Markt.
| Neu geordnet werden die Grundstücke im Bereich Hellersgasse/Markt.
Wildwuchs in der Stadt entlang der Neuen Gasse.
| Wildwuchs in der Stadt entlang der Neuen Gasse.
 
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