Der Schweinfurter Peter Boehm hat nach der Satire „Schönesding!“ und einem weiteren Afrika-Reisebericht mit dem Titel „Afrika Quer“ (wir berichteten) nun sein bei seinem letzten Besuch kürzlich in der Geburtsstadt angekündigtes Buch „Im Königreich der Frommen“ veröffentlicht. Wie diese Werke gibt es die Schilderung über das Leben in Saudi-Arabien als E-Book und als Printausgabe.
Der Journalist lebte 2011 und 2012 dreizehn Monate lang im Land, unterrichtete als Englischlehrer an der Uni in Riad. Dass er ein Buch über Saudi-Arabien schreiben wollte, habe schon vorher festgestanden. Nach der Rückkehr habe er das Buch Agenten angeboten, einige hätten Interesse gezeigt, aber letztendlich mit der Begründung abgesagt, dass sich Reportagensammlungen schlecht verkauften.
Gleichwohl: Sein Buch „Afrika Quer“, das er im Februar 2013 bei Amazon rausgebracht hat, verkaufe sich ganz gut. Deshalb auch habe er das in Riad begonnene „Saudi-Buch doch zu Ende geschrieben“ und es eben auch bei Amazon veröffentlicht. Dass es wie „Afrika Quer“ ebenfalls gleich unter die Top Ten im Bereich „Reise und Abenteuer“ gekommen sei, freut Boehm. „Das zeigt, dass sich anspruchsvolle journalistische Sachen und Reisebücher verkaufen“.
In seinem Bericht erzählt Boehm von Kindern, die Auto fahren dürfen, von Frauen, die das nicht dürfen, von Luxus-Arbeitslosen, von der eigentlichen Bedeutung des Gebets und dem wahnwitzigen Bauboom. Aber vor allem zeichnet Boehm das Porträt einer islamisch-fundamentalistischen Gesellschaft, die auf der Welt ihresgleichen sucht. Er selbst sagt, dass er das Buch genau deshalb wichtig finde.
Er hat mit vielen Menschen gesprochen, deren Namen aber im Buch geändert, um ihre Identität zu schützen. Denn was sie sagen, dürfte den Herrschern nicht immer gefallen. Mit Abdulaziz etwa kam er anfangs über Fußball ins Gespräch. Der Student schildert die Einflussnahme der Prinzen, die Rivalitäten der Teams und den Beginn des Arabischen Frühlings, den Abdulaziz hautnah miterlebte und der „innerhalb weniger Wochen das Gesicht einer ganzen Region veränderte“, wie es im Buch heißt. Auch in der saudischen Hauptstadt Riad sei wie in Ägypten ein „Tag der Wut“ geplant gewesen. Er fand nicht statt. Das Kapitel trägt deshalb den Namen „Warum im Königreich der Frühling ausblieb“.
Boehm mit Elternhaus im Stadtteil Haardt studierte nach dem Abitur am Rathenau-Gymnasium Allgemeine Linguistik und Kommunikationswissenschaften in Berlin. Dem Volontariat bei der Magdeburger Stimme folgt eine Zeit als Ost- und Zentralafrika-Korrespondent in Nairobi. Im April 1998 geriet er selbst bundesweit in die Schlagzeilen, als er im Kongo unter Spionageverdacht festgenommen wird. Nach fünfwöchiger Haft ließ man ihn wieder frei.
Danach verfasste er das Buch „Oh, Mama Afrika! – Einmal quer durch den Kontinent“, er schrieb für die taz Berlin und die Neue Zürcher Zeitung aus Afrika. Ab 2002 berichtete er aus Ländern in der ehemaligen Sowjetunion. Heute lebt und arbeitet Peter Boehm in Berlin.
Peter Boehm: „Im Königreich der Frommen“. Es kostet als E-Buch 3,90, als Taschenbuch 8,50 Euro. Zu bestellen bei Amazon.