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Schweinfurt
Schweinfurter Stadtwald: Was Zeichen auf Baumstämmen sagen
Greift der Förster zu Pinsel und Farbtopf, markiert er für einen langen Zeitraum. Sprüht er Leuchtfarbe, tut sich bald etwas. Oft kommt dann die Kettensäge zum Einsatz.
Hände weg von dieser Eiche: Mit dem Band werden Zukunftsbäume markiert.
Foto: Gerd Landgraf | Hände weg von dieser Eiche: Mit dem Band werden Zukunftsbäume markiert.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:56 Uhr

Pfeile, Punkte, Striche, Nummern und Wellenlinien – mal in blauer, roter, grüner oder auch in weißer Farbe sind auf die Stämme gesprüht oder gemalt. Stoff- und Plastikbänder werden um Bäume gewickelt. Allenthalben informieren diese Markierungen im Wald die Förster, Waldarbeiter und deren Kundschaft. Florian Haensel, Leiter des Forstamts der Stadt Schweinfurt, hat die Redaktion in die Welt der Zeichen eingeführt.

R wie Rückegasse

Besonders häufig sind die quer nach unten geneigten Striche auf Stämmen direkt an den befestigten Waldwegen. Mit und ohne ein "R" zeigen die Striche die beidseitige Begrenzung einer Rückegasse, also den Bereich, auf dem die großen Erntemaschinen unterwegs sind und über den die eingeschlagen Stämme mit dem Schlepper aus dem Wald zu ziehen sind. Die Rückgassen haben über Jahre und Jahrzehnte Bestand. Die Schäden auf dem Waldboden durch den Einsatz der schweren Maschinen werden damit auf die Gasse beschränkt. Wie bei den meisten Markierungen spielt die Farbe keine Rolle. Der Forst nimmt, was er günstig eingekauft hat.

Das 'R 'steht für Rückegasse. Ein nach unten geneigter Strich würde auch genügen. 
Foto: Gerd Landgraf | Das "R "steht für Rückegasse. Ein nach unten geneigter Strich würde auch genügen. 

Leuchtfarbe für den Einschlag

Bei dauerhaften Markierungen und insbesondere im Bereich von Biotopen greift der Waldarbeiter nicht zur (FCKW-freien) Sprühdose, sondern zu Pinsel und Farbtopf. Die leuchtenden Farben aus der Sprühdose werden für die aktuell anstehenden Arbeiten benutzt, etwa beim Markieren der Bäume, die zu schlagen sind. Diese bekommen einen Punkt, mitunter aber auch einen kurzen Querstrich, je nach Vorliebe des Försters. 

Distrikte, Abteilungen und Biotope

Grüne oder blaue Wellenlinien (oft rund um den Stamm) weisen auf Biotopbäume und Biotopgruppen hin. Geschützt werden so rund um Schweinfurt vor allem mächtige Eichen und große Buchen. Zwei oder drei Parallelstriche (oder Ringe) weisen auf die Grenzen von Beständen, Waldabteilungen oder Distrikten hin und besagen auch, wo die Eigentumsverhältnisse wechseln.

Mit Farbe aufgetragene Bänder um den Stamm, aber auch Bänder aus Stoff oder Plastik verraten den Elitebaum, also ein Exemplar, das der Förster weiter wachsen lässt, das irgendwann einmal einen besonders guten Preis erzielen soll oder für die Naturverjüngung wichtig ist.

Wohin nicht geschossen wird

Die Ausrufezeichen haben verschiedene Bedeutungen. Während sie in einem Fall vor Totholz in den Kronen warnen, kann das Ausrufezeichen aber auch eine Orientierungshilfe des Waldarbeiters für den Förster sein, der über den Anlass informiert ist und dem per Ausrufezeichen mitgeteilt wird, dass er sich genau hier umschauen muss. Ausrufezeichen werden zudem bei der Jagd verwendet. In Kombination mit einem Richtungspfeil ist angesagt, wohin bei einer Treib- oder Drückjagd nicht geschossen werden darf.

Die Zahlen auf den Bäumen

Das Zusammenspiel von Zahlen (mitunter in einem Kreis) und Pfeilen ist ebenfalls der Jagd zuzurechnen. Dem Jäger zeigt es seinen Weg zu einem nummerierten Hochsitz oder einer anderen Schussposition. Sind mehrere Bäume mit Zahlen bestückt, handelt es sich um ein Forschungs- oder Beobachtungsprojekt, wie es derzeit an der Haselstaude bei Thomashof für den Feldahorn eingerichtet ist.

Hier geht es zum Hochsitz mit der Nummer 15.
Foto: Gerd Landgraf | Hier geht es zum Hochsitz mit der Nummer 15.

Der Strich auf dem Waldweg

Etliche weitere Markierungen an den Baumstämmen gibt es, doch deren Bedeutungen variieren je nach Förster und Waldbesitzer. Dazu gehört die Kennzeichnung von in einem Gebiet seltenen und besonders schützenswerten Bäumen. Von allen Waldarbeitern wird dagegen der Strich auf einem Waldweg verstanden. Hier wird das Auto abgestellt. Gleich in der Nähe wartet die Arbeit, oder für den Förster eine Begutachtung.  

Verjüngung und Wildverbiss

Im Stadtwald setzen die Förster auf die Naturverjüngung. Doch nach Stürmen und Käferbefall muss auch gepflanzt werden. Florian Haensel und seine Kollegen brauchen in dem mit rund 2000 Hektar überschaubaren Stadtwald für diese Einsätze keine Markierung. Beim Staatsforst weist in den betroffenen Gebieten ein Strich mit Pfeilenden in beide Richtungen auf die Verjüngungsflächen hin. Zusätzlich aufgebrachte Buchstaben (etwa BU für Buche) besagen, was gepflanzt werden soll. Eine weitere Besonderheit ist ein T mit einem Pfeil. Letzterer signalisiert den Beginn einer Teststrecke, auf der regelmäßig der Verbiss durch Wild an jungen Bäumen ermittelt wird.  

Nummern für das Wertholz

Jeder Wertholzstamm bekommt eine Nummer.
Foto: Gerd Landgraf | Jeder Wertholzstamm bekommt eine Nummer.

Kennzeichnungen gibt es zudem am eingeschlagenen Holz. Aufgesprüht wird auf die Stirnseite der Stämme der Anfangsbuchstabe des Käufers, was dessen Suche nach der gekauften Ware vereinfacht. Bei den Wertholzstämmen sind auf der Schnittfläche der Stämme zudem Durchmesser, Länge und Qualität vermerkt, und jeder Wertholzstamm hat eine eigene Nummer auf einem Plastikchip, so dass die Sägewerke vor einem Kauf sich genau anschauen können, was angeboten wird. Bei den großen Holzstapeln sollten ganz oben Striche oder Wellenlinien nicht fehlen. Denn mit diesen wäre auch ein Teil der gelagerten Stämme verschwunden, also gestohlen worden.

'RB' hat das Holz gekauft. Die Zahlen im Kreis verraten den Durchmesser der Stämme.
Foto: Gerd Landgraf | "RB" hat das Holz gekauft. Die Zahlen im Kreis verraten den Durchmesser der Stämme.

Grüne und rosa Punkte in den Parkanlagen

Die Bäume in den Parks und an den Straßen der Stadt haben die Stadtgärtner durchnummeriert. Die Vitalität aller Bäume wird regelmäßig kontrolliert und das Ergebnis aufgezeichnet. Mit Farbe arbeiten die Stadtgärtner nur in zwei Fällen: rosa Punkte zeigen den Befall durch den Eichenprozessionsspinner an, grüne Punkte den durch den Prachtkäfer. 

 
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