Als JuJu Rogers letzten Oktober, in der kurzen Zeit als Indoor-Konzerte 2021 möglich waren, die Bühne des Würzburger Jugendzentrums B-Hof im Rahmen seiner "Black History Tour" betrat, gab er dem Lichttechniker eine kurze Anweisung, ein kleiner roter Spot auf ihn sollte genügen. Es war seine Bühne, sein Auftritt bei dem er die Zuschauenden mit seiner Energie von einem Moment auf den anderen in seinen Bann zog und die Pandemie wenigstens einmal für mehr als eine Stunde vergessen ließ.
Abseits der Bühne erlebt man den Rapper Julian Rogers, wie er mit bürgerlichen Namen heißt, introvertierter, aber auch im normalen Gespräch sprudeln die Leidenschaft und Neugier aus dem talentierten Musiker nur so heraus. Vor zehn Jahren kehrte der heute 32-Jährige seiner Heimatstadt Schweinfurt in Richtung Berlin den Rücken. "Ich bin aber immer noch Bergler (Anm.: Schweinfurter Stadtteil "Bergl") durch und durch", betont er aber im Videocall aus seiner Wohnung im Berliner Wedding.
In der Landeshauptstadt konnte er seine Schaffen als Künstler weiter voranbringen. Im März veröffentlichte er sein "Buffalo Soldier Tape". Ein Werk, mit dem er inhaltlich Welten verbinden möchte und musikalisch einen weiteren "Big Step" gemacht hat, nach seinen bereits viel beachteten Alben "From the Life of a Good-For-Nothing" (2015), "Lost in Translation" (2016) und "40 Acres N Sum Mula" (2019).
Der Vater war Afroamerikaner
Rogers Musik passt in keine Schablone. Sein Leben und seine Person allerdings auch nicht. Er selbst ist das Produkt schweinfurter-amerikanischer Geschichte, als der Sohn einer Deutschen und eines US-Amerikaners. Im Gespräch erzählt er, dass sein Vater als Afroamerikaner einst noch in eine Segregated Army eingetreten ist. "Da war Rassentrennung noch gang und gäbe", erklärt er. "Diese afroamerikanische-Erfahrung ist Teil meiner Identität."
Auch sein Aufwachsen im Schweinfurt der Neunziger war wesentlich von diesem Hintergrund geprägt. Daraus entsprungen ist jetzt auch seine neue Veröffentlichung, in Anlehnung an Bob Marleys Welthit von 1983 "Buffalo Soldier". Der Begriff bezeichnete die afroamerikanischen Nordstaaten-Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg. Die indigenen Völker nannten die Soldaten so, da die Haare der Soldaten sie an die Mähne von Büffel erinnerten.
In den sechs Songs befasst sich Rogers unter anderem mit John Africa, der 1931 während einer Polizeiaktion zu Tode kam und mit den Protesten in Minneapolis im Mai 2020 nach dem Mord an den Afroamerikaner George Floyd durch einen US-Polizisten. Wütend kommt der gebürtige Schweinfurter, der wie gewohnt auf Englisch singt, trotz der ernsten und wichtigen Anliegen in seinen neuen Stücken nicht rüber. Überhaupt möchte er sich auch nicht "überpolitisieren" lassen als Künstler, auch wenn er sich viel mit Themen wie Rassismus, Identität, Patriarchat oder Kapitalismus befasst. "Ich lebe einfach als JuJu in diesem Land und alles was ich denke und in meinem Alltag erlebe, versuche ich in meiner Kunst zu teilen."
Einflüsse aus verschiedenen Kulturen
Der Sound ist in eine melancholische Verspieltheit eingepackt, mit vielen Instrumenten und Einflüssen aus verschiedenen Kulturen. Für seine EP konnte er unter anderem auch internationale Größen, wie den für den Grammy nominierten jamaikanischen Reggae-Musiker Jesse Royal und den US-Rapper Mick Jenkins gewinnen.
Rogers ist keiner, der am oft puristisch gehaltenen Hip-Hop-Sound festklebt. Ein Grund dafür ist sein Vater, der seinen Sohn schon früh an den Jazz aus dessen Heimatstadt New Orleans und weiterer Musik aus den USA heranführte. Aber auch viele Einflüsse aus der Kindheit und Jugend in Schweinfurt prägten den Wahl-Berliner maßgeblich: Die Genre-Vielfalt im Stattbahnhof, die Gospelkonzerte in der amerikanischen Kirche und natürlich der Unterricht in der Musikschule. Dort lernte er das Trompetenspielen, das auch heute Einklang in seine Musik findet.
Erschienen ist das "Buffalo Soldier Tape" auf JuJu Rogers neuen, eigenen Plattform "CounterKultur". Gehört werden kann die EP auf den gängigen Streaming-Portalen, außerdem wird es eine Vinyl-Pressung geben. In diesem Jahr geht es für JuJu Rogers, nach der Live-Durststrecke seit Corona, dann auch endlich wieder national und international auf Tour. Bestimmt auch mit einem energiegeladenen Zwischenstopp in der alten Heimat.