Unter dem Motto "Schweinfurter Bands against War – Gemeinsam für den Frieden" fand am Abend des Ostermontags im Schweinfurter Kulturhaus Stattbahnhof ein Konzert der besonderen Art statt. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine schockiert auch die Schweinfurter Kulturszene, die versucht mit ihren Mitteln zu helfen. Die gut und gerne 200 bis 300 Zuschauer und Zuschauerinnen bekamen mit den Bands Soul7even, Medici Twin Tub und Phoenix die Speerspitze der hiesigen Musiklandschaft zu hören und sehen.
Die kompletten Einnahmen gehen an ein Projekt der Flüchtlingshilfe. Etwas Spezifisches solle es werden, ließ Thomas "Hue" Hübner vom Stattbahnhof durchblicken. In einem Projekt soll aus der Ukraine geflüchteten Musikerinnen und Musikern geholfen werden, ihre große Leidenschaft auch auf der Flucht weiter ausüben zu können, etwa durch den Kauf von Musikinstrumenten durch Spendengelder. "Die sind natürlich nicht mit Gitarre auf dem Rücken geflohen", erklärt Hübner.
Ungewohnte Stille im Raum
Für den ganz speziellen Moment des Abends sorgten dann auch im "Statti" drei aus der Ukraine geflüchtete Menschen. Nach dem Soul7even mit altbekannten Welthits wie "Carwash" oder "We are Family" die Menge zum Feiern brachten, war nach ihnen und unmittelbar vor dem Auftritt von Phoenix eine zunächst ungewohnte Stille im Raum zu spüren. Etwas war anders als sonst. Es standen nun Musiker auf der Bühne, die gerade alles verloren haben und vor einem schrecklichen Krieg fliehen mussten.
Igor Dobrolesh, ein 61 Jahre alter Musiker, der ursprünglich aus Butscha stammt, dem kleinen Städtchen, das kürzlich aufgrund der mutmaßlichen Kriegsverbrechens Russland auf unerfreulichste Weise große Bekanntheit erlangte, stand mit einem Bass, den er wenige Tage zuvor von seinen neuen deutschen Freunden geschenkt bekam, auf der Bühne. Wenige Meter neben ihn stand Tatyana Yuryevna. Die junge Ukrainerin sang einen gefühlvollen, von ihr selbst geschrieben Song auf ihrer Landessprache, über die Liebe nach dem Krieg und um die innere Schönheit.
Die gefasste Stimmung durchbrach im nächsten Act ihre Landsfrau Natalie Papazoglu, die mit unfassbarer Energie das Publikum mit einem "Purple Rain"-Cover in ihren Bann zog. Anschließend hielt die Sängerin, die 2015 an der ukrainischen Version der Music-Castingshow "X-Factor" teilnahm und 2020 den "Turkvision Song Contest" gewinnen konnte, eine kurze, aber bewegende Ansprache auf Englisch an das Publikum in Schweinfurt. "Wir haben Krieg. Ich will nach Hause. Ich habe kein Zuhause." Sie wiederholte die letzten zwei Sätze noch einmal mit eindringlichen Gestus. Es flossen Tränen, nicht nur auf der Bühne. Anschließend sang sie ihren selbst komponierten Song "Stop War", in dem es um den Frühling, der nie vergessen wird, ging.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem Event", sagte Selena De León-Schmitt, Veranstalterin und Sängerin von Soul7even, nach einem gelungenen und wichtigen Konzertabend im Stattbahnhof. "Man hat gespürt, dass die Leute etwas Gutes tun, aber auch ihr Leben feiern wollen!"