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Schweinfurt
Schweinfurter IT-Spezialist unterstützt Tech-Start-Ups in Äthiopien
Äthiopische Unternehmen fit machen in Sachen Marketing und Geschäftsführung, war das Ziel zweier Unternehmer aus Unterfranken. 
Foto: Natalia Mleczko | Äthiopische Unternehmen fit machen in Sachen Marketing und Geschäftsführung, war das Ziel zweier Unternehmer aus Unterfranken. 
Natalia Mleczko       -  Natalia Mleczko ist in Polen aufgewachsen und lebte dann in Rostock. Nach einer Ausbildung und diversen Jobs studiere sie auf dem Zweiten Bildungsweg Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen im Master an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2022 arbeitete sie als freie Journalistin. Natalia Mleczko ist seit April 2024 Volontärin bei der Main-Post.
Natalia Mleczko
 |  aktualisiert: 15.07.2023 05:38 Uhr

Der Würzburger Jungunternehmer Markus Matiaschek ist ein alter Hase, wenn es um internationale Zusammenarbeit geht. Er arbeitete für die Welthungerhilfe, bevor er sich mit seinem non-profit Unternehmen 'ZeroHunger.ai' selbstständig machte. Als Matiaschek ein Sequa-Projekt in Äthiopien unterstützen wollte, dachte er gleich an seinen Schweinfurter Kollegen und Freund Carl Bednorz.

Sequa ist eine Entwicklungsorganisation, deren Ziel eine funktionierende Privatwirtschaft als Grundlage für Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung ist. Die Unternehmensagenda besteht aus der Stärkung von Organisationen der Wirtschaft, der Etablierung nachhaltiger Sozialstandards und der Verbesserung des Zugangs zu beruflicher Bildung. Das Hauptziel von Sequa ist es die Rahmenbedingungen des Privatsektors im Ausland zu verbessern.

Kennengelernt haben sich Bednorz und Matiaschek einst im Schweinfurter Kulturhaus Stattbahnhof. Später verbrachten sie gemeinsame Camping-Urlaube mit ihren Familien. Bednorz ist IT-Spezialist und betreibt vom Schweinfurter Zürch aus das 'Surfgreen', ein IT-Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen, das Technologie und Nachhaltigkeit in Einklang bringt.

Ein besonderes Abenteuer in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba

Zehn Tage lang erlebten die beiden ein besonderes Abenteuer: In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. Und es ging sofort ans Eingemachte für die unterfränkischen IT-Spezialisten. Früh am Morgen, um sechs Uhr, sind sie in Addis Abeba gelandet. Bereits um halb Acht hatten die beiden ihren ersten Termin, um die Unternehmen kennenzulernen. Es war wahrlich ein Potpourri an unternehmerischen Geschäftsideen, die die beiden dort im ostafrikanischen Staat vorfanden.

Von E-Commerce bis zu Fin-Tech. Alles Made in Äthiopien. Wie das Unternehmen "Ashewa", das auch als das Amazon Äthiopiens bezeichnet, der E-Commerce-Marktplatz "Buy2Go", der Lebensmitteleinzelhändler mit Lieferanten verbindet, oder der Produktlieferservice "Falcon Delivery". "Anders als in anderen afrikanischen Ländern, ist das Ökosystem für Softwarefirmen- und Start-Ups in Äthiopien noch in den Kinderschuhen. Dennoch ist das Potential offensichtlich", erklärt Matiaschek.

Bednorz und Matiaschek mit ihren äthiopischen Kollegen.
Foto: Carl Bednorz | Bednorz und Matiaschek mit ihren äthiopischen Kollegen.

Bednorz und Matiaschek besuchten außerdem eine Ledermanufaktur und einen Kaffeeproduzenten. Die fränkischen Unternehmer haben die äthiopischen Unternehmen beraten. Sie schauten sich deren Business-Modelle, die Apps und die Zahlen an. Matiaschek unterstützte die Geschäftsleitung der Unternehmen. Bednorz teilte sein Know-how mit den Marketing-Teams der Unternehmen. Der Schweinfurter beriet die Unternehmen beispielsweise in der Umsetzung der Marketing-Kampagnen, der Priorisierung der Aufgaben und der Kundenakquise. Ihm begegneten allerhand länderspezifische Unterschiede.

Während es in Deutschland einfach ist, Werbung auf Social-Media-Portalen zu schalten ist, ist dies in Äthiopien anders. "Google- oder Facebook-Werbung oder Instagram ist dort eine riesig große Investition", erzählt Bednorz über die Hürden. "Du musst die lokale Währung in Dollar umtauschen und das ist so ein schlechter Deal, dass da nicht viel Geld übrig bleibt, um wirklich effektiv etwas zu machen", so der studierte Betriebswirtschaftler.

Word-to-mouth-Kampagnen

Die Äthiopier kaufen auch anders ein. Sie vertrauen mehr der Mundpropaganda als einer Werbeschaltung. "Wir haben uns daher word-to-mouth-Kampagnen überlegt". Für "Buy2Go" wurde zum Beispiel ein Jingle überlegt, der dann vorm Truck abgespielt wird, um wiedererkannt zu werden. Für "Falcon Delivery" wurde ein ähnliches Konzept überlegt - auch die Planung der nächsten unternehmerischen Schritte stand auf der Agenda.

Bednorz war beeindruckt: "Die Art und Weise der Software-Entwicklung ist schon extrem hoch professionell", so der IT-Spezialist. "Ein kleines Team kann schon viel umsetzen und das auf einem Niveau, das vergleichbar ist mit dem in Deutschland und in den USA - von der Technologie, die verwendet wird, von der Art wie gearbeitet wird ist es ähnlich zu uns." Nur tagtägliche Stromausfälle stören den Work-Flow.

IT-Spezialist Carl Bednorz in seinem Büro im Schweinfurter Zürch.
Foto: Natalia Mleczko | IT-Spezialist Carl Bednorz in seinem Büro im Schweinfurter Zürch.

Große Probleme haben die äthiopischen Kollegen zudem mit der schwankenden Währung. Es ist auch schwierig, größere Devisen ins Land zu bringen und im Allgemeinen ist Import-Ware außerordentlich teuer. Einfachste Büroausstattung wie Laptops, Monitore, Whiteboard-Stifte als auch an einen Konferenztisch herankommen ist teuer und kann manchmal Monate dauert.  Bednorz berichtet, dass Unternehmen es dort schwer haben liquide zu sein. 2022 wurde die Inflationsrate in Äthiopien auf 33,94 Prozent beziffert.

Das Problem mit der Inflation

"Wenn du einen Truck voll mit Sonnenblumenöl kaufst, kannst du das ja nicht sofort verkaufen. Das heißt, du kaufst das zu einem gewissen Preis und in zwei Wochen ist es dann weniger Wert". Die Firmen haben "starke Probleme ein wirklich nachhaltiges Business aufzubauen. Deswegen haben wir ihnen Tipps gegeben, wie sie solche Probleme angreifen können", erzählt Bednorz weiter. "Kleinere Mengen aufsetzen. Die Kundenbasis zu erhöhen, um ständigen Durchlauf zu haben, um Sachen zu verkaufen", riet der Marketing-Stratege.

Bednorz plant im August noch mal nach Äthiopien zu reisen. Sein Interesse an sozialen Projekten bleibt: Etwas zu machen, was Sinn macht. Ihm selbst habe die Erfahrung in Äthiopien neuen Antrieb gegeben. "Es ist spannend rauszukommen, vor allem nach der Corona-Zeit", erzählt er. "Hier fallen Ratschläge und Ermutigungen von erfahrenen IT-Experten auf fruchtbaren Boden, so dass diese Generation sich eine lebenswerte und gesicherte Existenz aufbauen kann", findet Bednorz' Mitstreiter Matiaschek.

 
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