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Kreis Schweinfurt
Schweinfurt: Warum der Winterdienst mit zu wenig Verkehr kämpft
Nonstop waren die Winterdienste in Stadt und Landkreis Schweinfurt in der Nacht von Sonntag auf Montag im Einsatz. Auf der A 71 wird es noch einen Sondereinsatz geben.
Kunstvolle Schneehauben haben über Nacht die parkenden Autos in der Stadt Schweinfurt bekommen. 
Foto: Christian Dehnicke | Kunstvolle Schneehauben haben über Nacht die parkenden Autos in der Stadt Schweinfurt bekommen. 
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 11:04 Uhr

Er klingt geradezu paradox: Seit Sonntagabend haben wir Schnee wie seit Jahren nicht mehr, aber zu wenig Verkehr auf den Straßen. Den braucht es nämlich, damit die Arbeit des Winterdienstes erfolgreich sein kann. Denn damit das nach dem Schneeräumen gestreute Salz seine Wirkung entfalten kann, müssen Autos über die Fahrbahn rollen und die angetaute Eisschicht auffahren. Wegen der coronabedingten Ausgangssperre waren aber in der Nacht auf Montag weniger Fahrzeuge auf den Straßen. "Wir müssen jetzt zusehen, dass wir die Fahrbahnen schwarz bekommen", sagt Straßenmeister Norbert Müller. Denn es soll kälter werden, und ab minus acht Grad lässt die Tauwirkung beim Streusalz nach.

An den Steigungen im Gemeindebereich Euerbach streut der Bauhof die Straßen.
Foto: Silvia Eidel | An den Steigungen im Gemeindebereich Euerbach streut der Bauhof die Straßen.

Für die vom Wetterdienst angekündigte Schneenacht hatte man sich gut gerüstet. Mit 21 Räumfahrzeugen war der Winterdienst des Kreisbauhofs und der Straßenmeisterei Schweinfurt in der Nacht auf Montag nonstop unterwegs. Landratsamt und Staatliches Bauamt arbeiten hier eng zusammen. Die Winterdienstfahrzeuge räumen und streuen auch die Straßen des jeweils anderen. Insgesamt sind es 750 Straßenkilometer, inklusive der Autobahn, die abgefahren werden müssen. Und weil der Schneepflug immer nur eine Fahrbahn räumen kann, kommt das Doppelte an Kilometern zusammen. Bis zum frühen Montagmorgen waren alle Straßen im Landkreis geräumt, aber halt noch nicht ganz eisfrei. 

Die Straße zwischen Schwanfeld und Obereisenheim nach dem plötzlichen Wintereinbruch.
Foto: Alfred Schott | Die Straße zwischen Schwanfeld und Obereisenheim nach dem plötzlichen Wintereinbruch.
Die Schneeschaufel ist das gefragteste Gerät, auch in Euerbach.
Foto: Silvia Eidel | Die Schneeschaufel ist das gefragteste Gerät, auch in Euerbach.

Auch in der Stadt war der Winterdienst ab Sonntagabend 18 Uhr im Einsatz. In der Nacht wurden mit fünf Großfahrzeugen ausschließlich die Hauptrouten und Buslinien geräumt und gestreut, ab 5 Uhr dann die Nebenstrecken, also die Wohngebiete und Tempo-30-Zonen. Am frühen Montagmorgen schickte Mathias Graupner, der Leiter des Servicebetriebes, dann noch den Kleinräumdienst raus. Zehn Gruppen mit jeweils zehn Mann waren bis zum frühen Nachmittag unterwegs, um Radwege, Plätze sowie Ein- und Ausfahrten vom Schnee zu befreien. Hier wird auch noch richtig mit der Schaufel geschippt, denn nicht alle Bereiche lassen sich maschinell säubern.

Fotoserie

"So viel Schnee ist schon außergewöhnlich für unsere Region", sagt der Straßenmeister des Kreisbauhofs, Norbert Müller. Bis zu 25 Zentimeter hoch lag er am Montagmorgen in Teilen der Region. Vor allem im nördlichen Landkreis Richtung Reichmannshausen und Ellertshäuser See hatte die weiße Pracht durch Schneeverwehungen die Fahrbahnen dick zugedeckt.

Auch Pferde freuen sich über die weiße Pracht.
Foto: Martina Müller | Auch Pferde freuen sich über die weiße Pracht.

Für die Integrierte Leitstelle des Rettungsdienstes Schweinfurt war es trotz des heftigen Wintereinbruchs eine ruhige Nacht. "Gottseidank", sagt der stellvertretende Dienststellenleiter Klaus Wörner. Im Bereich von Stadt und Landkreis Schweinfurt gab es überhaupt keinen Einsatz. In die angrenzenden Landkreisen Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld musste der Rettungsdienst dreimal ausrücken. Nichtsdestotrotz hatte sich die Leitstelle gut gerüstet und Personal auf Abruf in der Hinterhand. "Wir mussten aber keine Verstärkung anfordern."

Für die Verkehrspolizei Schweinfurt-Werneck war die Schneenacht nicht ganz so ruhig. Es gab sechs Verkehrsunfälle wegen Schneeglätte auf den Autobahnen A 7, A 70 und A 71. Es wurde niemand verletzt. Insgesamt entstand Sachschaden in Höhe von rund 103 000 Euro.

Labrador Carlo nach zwei Stunden im Schnee.
Foto: Daniela Schneider | Labrador Carlo nach zwei Stunden im Schnee.
Wenn Mama den Schlitten zieht, macht der Winter in Euerbach Spaß.
Foto: Silvia Eidel | Wenn Mama den Schlitten zieht, macht der Winter in Euerbach Spaß.

Vorbei ist es mit dem Winter aber noch längst nicht. Der Wetterdienst prognostiziert weiteren Schneefall und Kälte. Und das erfordert einen Sondereinsatz der Straßenmeisterei auf der A 71. Dort haben sich entlang der Betongleitwand im Bereich der Anschlussstellen Bad Kissingen und Maßbach die von der Fahrbahn weggeräumten Schmeemassen aufgetürmt. Sie blockieren nun den Standstreifen und müssen entfernt werden. Das geschieht mit einer Schneefräse. Dieses Gerät kann große Schneemengen einziehen, zerkleinern und dann in eine Richtung auswerfen, wo der Schnee nicht stört. An besagter Stelle soll der Schnee einfach über die Betongleitwand geworfen werden. Weil dahinter aber ein Wasserschutzgebiet grenzt, muss für die Entsorgung des mit Streusalz angereicherten Schnees das Wasserwirtschaftsamt seine Genehmigung geben. "Die haben wir eingeholt", versichert Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt. Das Streusalz richte keinen Schaden im Schutzgebiet an, weil es ausreichend mit Schnee verdünnt sei.

 
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