Warum nicht mal Schweinfurt statt Frankfurt? Das Graffiti-Event "Das Dreckige Dutzend" fand erstmals in Schweinfurt statt. Im Rahmen der Veranstaltung "Schweinfurt in Colors" gab sich die internationale Graffiti-Elite an der DDC-Factory im Stadtteil Yorktown die Dose in die Hand. Es war aber weit mehr geboten als die unübersehbare Live-Sprühaktion rund um das Gebäude.
Auch auf fremden Terrain fühlte sich "Das Dreckige Dutzend" pudelwohl. Sieben Mal fand die Veranstaltungsreihe bereits in Frankfurt statt. Das Konzept blieb gleich, aber der Rahmen hat sich mit dem Umzug nach Schweinfurt sogar noch vergrößert.
Beim "Dreckigen Dutzend" handelt es sich sich um eine wechselnde Zusammenstellung von Graffiti-Künstlerinnen und -Künstler mit verschiedenen Stilrichtungen, die jährlich zusammenfinden, um im Kollektiv große Flächen künstlerisch mit viel Farbe zu verschönern. Die "öffentliche, nicht kommerzielle Veranstaltung dient der Förderung des nationalen und internationalen künstlerischen und kulturellen Austausch zwischen den Künstlern, aber auch Interessierten", heißt es seitens der Initiatoren. "Als Nebeneffekt wird ihm Rahmen des Events stets eine Ecke der Stadt aufgewertet."
Ziel der Personen hinter dem "Dreckigen Dutzend" ist es auch zu versuchen, Brücken zwischen den Befürwortern und Gegnern von Graffiti zu schlagen und neue Sichtweisen zu schaffen. Die Graffiti-Bilder an den Wänden der DDC-Factory von über 50 Urban-Art-Künstlern sprechen aber eigentlich schon für sich. Es braucht kein geschultes Auge, um anzuerkennen, dass es sich hier um echte Kunst und nicht um Schmierereien oder Vandalismus handelt.
Zurück in der Zeit – zum Schweinfurt der Neunziger
Es war aber an zwei sonnigen Nachmittagen eben weit mehr geboten als das Klackern der Dosen und der Geruch des Sprühlacks. "Party like it's the 90ies!" lautete das Motto von "Schweinfurt in Colors". Feiert als wären es die Neunziger. Gerade im von den US-Soldaten geprägten Schweinfurt der Neunziger kam dies besonders authentisch daher, manch einer wird ein freudiges Déjà-vu erlebt haben, beim Anblick der zelebrierte Hip-Hop-Kultur, mit DJ's, die Rap von ihrem DJ-Pult auf einem Dach aus auflegten und mit Breakdance-Battles in dem damals noch von US-Soldaten und deren Angehörigen besiedelten Yorktown.
Tänzerinnen und Tänzer aus ganz Deutschland reisten nach Schweinfurt
Für das Rahmenprogramm außerhalb der Graffiti-Aktionen war die DDC-Factory verantwortlich. Am Samstag fanden sogenannte "Pro-Workshops" statt, erklärt Krzystof "Kriz" Malicki von der DDC-Factory. Tänzerinnen und Tänzer aus ganz Deutschland reisten dafür extra nach Schweinfurt. Die genossen, genauso wie die Graffiti-Künster, auch die Stadt, betonte Malicki.
Der Höhepunkt am Samstagabend war das mit 700 Euro Preisgeld dotierte Zwei-gegen-Zwei erwachsenen Breakdance-Battle. Es war überhaupt das erste Mal, dass ein Breakdance-Battle in den Hallen der "Tanzhochburg" DDC-Factory ausgetragen wurde. Der Sonntag gehörte dann ganz den Familien. Gesprayed wurde immer noch, die Gerüste, die durch Sponsorengelder ermöglicht wurden, standen schließlich immer noch. Die vielen großflächigen Gemälde wurden oft über zwei Tage hinweg fertiggestellt, manch Künstler reiste schon freitags an, um sein Werk vorzuzeichnen. Während an den Wänden fleißig gesprayed wurde, fanden im Gebäudeinneren den ganzen Tag über kostenfreie Workshops für Kinder und Jugendliche statt: Tanz, Hip-Hop, Akrobatik, Graffiti, Ballett.
"Wir sind hier alles bunte Vögel", bemerkt Malicki, als er erklären möchte, wie es gekommen ist, dass ein international besetztes Graffiti Jam den Weg nach Schweinfurt an das Gebäude der DDC-Factory gefunden hat. "Wir versuchen immer außergewöhnlich zu sein."
Schon bei der Eröffnung 2019 wurde im "Graffiti Garden" gesprüht. "Graffiti war immer da, es wurde von Jahr zu Jahr immer mehr und immer größer. Das hätten wir uns auch nicht gedacht, dass wir überhaupt mal so ein großes Gebäude haben und, dass dann so etwas hier stattfindet."
Bei "Schweinfurt in Colors" stellte auch die Stadt einige Flächen auf dem angrenzenden Tennisplatz zur Verfügung. "Da sind Werke entstanden, die sind richtig viel Wert", freut sich Malicki. "Das gefällt uns natürlich auch, weil es dabei hilft dem Laien die Hip-Hop-Kultur näher zu bringen. Denn das ist das, was wir leben."