Mehr Europa geht eigentlich nicht: Am 14. Juli, dem Jahrestag des Sturms auf die Bastille und somit französischer Nationalfeiertag, feierten Franken, Schotten und Franzosen gemeinsam 50 Jahre Partnerschaft zwischen der Kugellagerstadt und dem „Steelopolis“ Motherwell. In der Rathausdiele gab es zum Festakt Consommé mit Kalbfleisch-Gnocchi, Hirschsteak unter Waldpilzkruste, geschmorte Ochsenbäckchen sowie rosarote Tomatenlendchen.
Zuvor war, als höchste Ehrung für Nicht-Schweinfurter, die Silbermedaille der Stadt für drei Große des Partnervereins aus North Lanarkshire vergeben worden: Schriftführerin und Macherin Helen Russell, Vizevorsitzender Gordon Smith sowie Ex-Stadtrat, „Motor der Partnerschaft“ und Vorsitzender Alex Craig: Die Urgesteine sind seit über 30 Jahren in Sachen Bürgerreisen, Austausch oder ufra-Stand aktiv, haben den OB nach eigenen Worten in Sachen Whiskey beraten oder einfach gedolmetscht.
Der Festakt begann mit Dudelsackspielern, die auf dem Marsch ins Rathaus schottische Hymnen zum Besten gaben – eine Lobeshymne auf die „herzliche und lebendige“ Städtepartnerschaft gab es von Oberbürgermeister Sebastian Remelé, nur sei die kein Selbstläufer: „Freundschaften wollen gepflegt werden.“ Viele Brücken, mit Ausnahme des Sports und hier vor allem der Schwimmclubs, seien leider abgebrochen worden, die jüngere Generation forderte der OB auf, sich für die gemeinsame Zukunft zu engagieren. Remelé gedachte „in großer Dankbarkeit“ des langjährigen Vorsitzenden des Schweinfurter Freundschaftsvereins, Roland Steuerwald, der im Mai gestorben ist. Steuerwald hatte die Geehrten noch selbst zur Auszeichnung vorgeschlagen. Ansonsten gehe es nicht mehr allein um Völkerverständigung und kulturellen Austausch, sondern längst auch um den Bau des geeinten Europa, so Remelé.
„Danke schön for your kind words of welcome“ – seinen Einstand als Provost von Motherwell gab Jim Robertson, standesgemäß im Kilt: Der Labour-Politiker wurde erst vor kurzem zum Bürgermeister gewählt. Das Gründungsjahr 1962: „Das war noch, bevor Sie geboren wurden, Herr Oberbürgermeister.“ Aus einem „stürmischen, mit Problemen belasteten Jahrhundert“ heraus hätten sich Motherwell und Schweinfurt „zu völlig anderen Städten“ entwickelt. Zufällig sei es der 20. Jahrestag der Schließung eines großen Stahlwerks in Motherwell: Damals habe es die Solidarität einer Schweinfurter Abordnung gegeben, beide Städte hätten wirtschaftlichen Strukturwandel verkraften müssen. Robertson dachte auch an die Steine der Freundschaft, die von OB Kurt Petzold für die Civic Hall in Motherwell gestiftet wurden. Nun sei es Zeit für fundamentale Entscheidungen in Europa.
Wegen des Nationalfeiertags vertrat Vize-Bürgermeister Christophe Caplain den Rathauschef der Partnerstadt Chateaudun. 2014 feiern die „Dunois“ 50 Jahre Partnerschaft mit Schweinfurt, von hier gab es „europäische Grüße“ an die Schotten und wechselseitige Einladungen.
„Die Bande der Freundschaft sind unzerreissbar“, so Caplain: „Merci, thank you very much, Danke schön.“ Man nehme stolz die Silbermedaille entgegen, meinte Gordon Smith, der zahlreiche Anekdoten beisteuerte. Noch vor dem Gaumenschmaus sorgten Barbara Anton-Kügler am Klavier und Klarinettist Matthias Kügler für Ohrenfreude: mit Werken britischer und französischer Komponisten.
in klartext: erleben was verbindet!