
Welche Belastung von Feinstaub und Verbrennungsgasen wurde im Zusammenhang mit dem Abbrennen von Silvesterfeuerwerk an bayerischen Messstationen gemessen, und wie hoch lagen die Werte im Vergleich zu den Durchschnittsmessergebnissen im Jahr 2018? Das wollten die Landtagsgrünen genau wissen und richteten eine Anfrage an das Innenministerium.
991 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft
Das Ergebnis: Die Feinstaubbelastung am Schweinfurter Obertor – dort steht eine Messstation des Lufthygienischen Landesüberwachungssystems Bayern (LÜB) – war in der letzten Silvesternacht mit Abstand die höchste in ganz Bayern. 991 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft seien in der Zeit von 0 bis 1 Uhr ermittelt worden. In der übernächsten Stunde, zwischen 2 und 3 Uhr, sei dieser Wert aber schon wieder auf 31 Mikrogramm gesunken.
"Der Abbau kurzfristiger Spitzenbelastungen wie beim Silvesterfeuerwerk hängt wesentlich von der vorherrschenden Windgeschwindigkeit und der damit verbundenen Verdünnung ab", heißt es in der Antwort auf die Grünen-Anfrage. "In den Stunden um den Jahreswechsel lagen überwiegend ausreichende Windgeschwindigkeiten vor, um die Konzentrationsspitzen verhältnismäßig zügig auf ein normales Niveau zurückzuführen." Gerade an den am stärksten vom Neujahrsfeuerwerk betroffenen Messstationen sei wenige Stunden nach Mitternacht wieder eine ähnliche Feinstaubbelastung wie in den Stunden vor dem Jahreswechsel gemessen worden.
Wert höher als am Münchner Stachus
Die Feinstaubwerte von 32 LÜB-Stationen listet das Ministerium auf. Der zweithöchste Wert wurde an Neujahr in der Zeit von 0 bis 1 Uhr demnach mit 915 Mikrogramm in Fürth ermittelt, an dritter Stelle folgt die Landshuter Allee in München (855), an sechster der Münchner Stachus (524). Beste Luft dagegen atmete man auch in der Silvester Hauptböllerstunde in Hindelang (Oberjoch) im schwäbischen Oberallgäu, 1200 Meter hoch gelegen: 10 Mikrogramm Feinstaub wurden dort gemessen, der geringste Wert an allen 32 im Bericht aufgeführten LÜB-Messstationen.
Wie erklärt sich die Stadtverwaltung den Schweinfurter Spitzenwert von fast 1000 Mikrogramm – weit über Werten in der Münchner Innenstadt? Mit den jeweiligen Böller- und Wetterbedingungen in den Stunden um dem Jahreswechsel sagt, kurz gefasst, Schweinfurts Ordnungsreferent Jan von Lackum.
Wind und Wetter bestimmen den Messwert
Der Spitzenfeinstaubwert zwischen 0 und 1 Uhr am 1. Januar hänge entscheidend davon ab, ob im Umfeld der Messstation besonders viele Leuchtraketen und Böller gezündet werden und davon, ob es windstill und bedeckt ist, oder ob der Wind kräftig weht. Bei Windstille etwa verteile sich der Feinstaub schlechter. Dann werde zum Jahreswechsel ein höherer Wert gemessen, aber auch, wenn nahe der Messstation besonders viele Böller gezündet und Raketen in den Himmel geschickt werden.
Wie entscheidend diese weitgehend zufälligen Bedingungen jeweils sind, erläutert von Lackum an zwei Vergleichszahlen: So seien an derselben Stelle am Obertor am Neujahrstag 2018 von 0 bis 1 Uhr lediglich 156 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter gemessen worden – ein Siebtel des Wertes von 2019. Am Neujahrstag 2017 seien es sogar nur 57 Mikrogramm pro Kubikmeter gewesen, ein Siebzehntel des in diesem Jahr ermittelten bayerischen Spitzenwertes.
Dieselfahrer müssen die feuerwerksbedingten Spitzenwerte von Neujahrstagen ohnehin nicht beunruhigen. 2018 lag der Wert am Obertor im Jahresmittel bei 18 Mikrogramm.