Es ist ruhig an diesem Donnerstagnachmittag in den Fertigungshallen von Fresenius Medical Care (FMC) im Schweinfurter Hafen. Das liegt nicht etwa daran, dass die Auftragslage schlecht wäre. Im Gegenteil. Es liegt daran, dass bei FMC Gleitzeit von 5 bis 19 Uhr möglich ist. Und besonders junge Mütter arbeiten gern schon ab 5 Uhr.
Es war unter anderem diese Gleitzeitregelung, die FMC eine Auszeichnung als besonders familienfreundlicher Betrieb eingebracht hat. Allerdings laufen die Geschäfte so gut, dass Werksleiter Christoph Sahm über Schichtbetrieb nachdenkt, wie er einer vierköpfigen Delegation der SPD-Landtagsfraktion berichtet. Thomas Beyer, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion (Nürnberger Land), Bernhard Roos (Passau) und Annette Karl (Weiden), beide Mitglieder im Wirtschaftsausschuss, und der parlamentarische Berater Roland Metz, besuchen an diesem Donnerstag Schaeffler und Fresenius, um sich ein Bild vom Industriestandort Schweinfurt zu machen.
Jedes zweite Dialysegerät weltweit kommt von FMC aus Schweinfurt. Weltweit gibt es 1,9 Millionen Dialysepatienten – Tendenz steigend, denn bis 2013 will etwa China jeden seiner Bürger krankenversichern. Außerdem kann Nierenversagen auch im Zusammenhang mit den sattsam bekannten Zivilisationskrankheiten stehen. „Da haben Sie also einen sicheren Markt“, bemerkt Bernhard Roos trocken.
Am Ende des Tages finden die Abgeordneten lobende Worte – für Betriebe und Politik. Beyer: „Schweinfurt ist ein Modell, wie man's machen muss.“ Die Verbindung von Wissenschaft, Kultur und Industrie mache Schweinfurt zu einem „hochattraktiven Raum“. „Eine gesunde Industriestruktur ist die Basis für wirtschaftlichen Erfolg“, sagt IG-Metaller Roos vor allem in Richtung derer, „die das hohe Lied der Dienstleistungsgesellschaft singen“. In Schweinfurt also finden die Sozialdemokraten Belege für die These, dass auch im Hochlohnland Deutschland zu arbeitnehmerfreundlichen Bedingungen produziert werden kann – vorausgesetzt, man behält die Entwicklungskompetenz. Für Weltmarktführer FMC gilt das in besonderem Maße. Es gibt zwar ein chinesisches Plagiat, aber das funktioniert noch nicht richtig, sagt Werksleiter Sahm.
Und auch bei Schaeffler fühlen sich die SPD-Abgeordneten bestätigt: Gut drei Jahre nach der Übernahme von Conti würden wichtige Entscheidungen einvernehmlich zwischen Management und der inzwischen fest installierten Mitarbeitervertretung im Aufsichtsrat geschlossen. Eine Umschuldung ermögliche eine langfristigere Konsolidierung und damit unternehmerische Spielräume. „Hätte man sich für eine gnadenlose Entschuldung entschieden, gäbe es Schaeffler heute nicht mehr“, glaubt Bernhard Roos.