Gerhard Rosentritt hat sich in seinem Leben für vieles engagiert. Der frühere stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Fichtel & Sachs, heute ZF, war auch Stadtrat, ehrenamtlicher Sozialrichter, Vorstand eines Sportvereins, hielt Sprachkurse für Geflüchtete und, und, und. Die Bayerische Ehrenamtskarte hat er zwar, benutzt sie aber kaum, wie er sagt. Vielleicht hat er dafür einfach keine Zeit, denn Rosentritt ist bis heute schwer im Einsatz – für den Verein Levi und damit für den guten Zweck. Natürlich ehrenamtlich. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat den Schweinfurter nun mit der Silbernen Ehrennadel des Luise Kiesselbach Preises ausgezeichnet. Eine Anerkennung für ein Engagement, das für den Verein Levi Gold wert ist, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Vor 20 Jahren hat eines Rosentritt und den Levi e.V. zusammengebracht: seine Liebe zu Flohmärkten. Der Verein hat schnell erkannt, dass man mit Gerhard Rosentritt auf einen echten Experten gestoßen war. Ein Glücksfall für beide Seiten. Und der Beginn einer Erfolgsgeschichte.
Immer ein offenes Ohr für andere Menschen
Gemeinsam mit psychisch kranken und suchtkranken Menschen sortiert und bewertet Gerhard Rosentritt seitdem in einem Zuverdienstprojekt des Vereins gebrauchte Gegenstände aus Haushaltsauflösungen für den Verkauf. Mobiliar, Schmuck, Porzellan. Schnell hat sich gezeigt, dass sich Gerhard Rosentritt nicht nur mit alten Gegenständen auskennt. Sondern auch mit Menschen, die Probleme haben. Etwas, was er als langjähriger Betriebsrat gelernt hat. „Zu uns als Betriebsrat kamen doch immer erst die Kollegen, die Klärungen brauchten, die wirklich Probleme hatten. Kollegen mit einem Alkoholproblem zum Beispiel“, sagt er.
Das gute Gefühl, gebraucht zu werden
Auch in seinem Ehrenamt gibt er gerne Rat, wenn er gefragt wird. Behutsam, sagt er. Und er freut sich, wenn Menschen Probleme überwinden. Eine neue Beziehung eingehen, eine Arbeitsstelle finden oder einen Umzug wagen. „Es sind oft die kleinen Dinge im Leben, die wertvoll sind.“ Als Flohmarktkenner weiß Gerhard Rosentritt einfach, genau hinzuschauen und den Wert hinter dem Unscheinbaren zu erkennen.
Immer wieder überrascht und beeindruckt ihn, wie ernst die Betreuten die Gespräche mit ihm nehmen. Wie sie ihn offen nach Rat fragen und ihm vertrauen. Gerhard Rosentritt ist sich sicher, dass diese Gespräche Stabilität geben. Und er selbst spürt dabei und genießt auch, dass er noch gebraucht wird. So ist eines seiner eigenen Highlights im Engagement für den Levi e.V., als er nach einer gut überstandenen schweren Operation mit großem „Hallo“ und Umarmungen von den Betreuten begrüßt wird.