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Schweinfurt
Schweinfurt: Gerhard Rosentritt erhält Luise Kiesselbach Preis
Er weiß, wie man feilscht, und er kennt sich mit Antiquitäten aus, vor allem bei Porzellan macht dem Schweinfurter keiner was vor. Doch er tut es nicht für sich.
Norbert Blesch (links), Verbandratsvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Bayern, überreichte an Gerhard Rosentritt den Luise Kiesselbach Preis. Seit 20 Jahren engagiert sich der Schweinfurter für den Verein Levi.
Foto: VRENI ARBES | Norbert Blesch (links), Verbandratsvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Bayern, überreichte an Gerhard Rosentritt den Luise Kiesselbach Preis.
Bearbeitet von Katja Beringer
 |  aktualisiert: 22.12.2019 02:10 Uhr

Gerhard Rosentritt hat sich in seinem Leben für vieles engagiert. Der frühere stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Fichtel & Sachs, heute ZF, war auch Stadtrat, ehrenamtlicher Sozialrichter, Vorstand eines Sportvereins, hielt Sprachkurse für Geflüchtete und, und, und. Die Bayerische Ehrenamtskarte hat er zwar, benutzt sie aber kaum, wie er sagt. Vielleicht hat er dafür einfach keine Zeit, denn Rosentritt ist bis heute schwer im Einsatz – für den Verein Levi und damit für den guten Zweck. Natürlich ehrenamtlich. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat den Schweinfurter nun mit der Silbernen Ehrennadel des Luise Kiesselbach Preises ausgezeichnet. Eine Anerkennung für ein Engagement, das für den Verein Levi Gold wert ist, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Vor 20 Jahren hat eines Rosentritt und den Levi e.V. zusammengebracht: seine Liebe zu Flohmärkten. Der Verein hat schnell erkannt, dass man mit Gerhard Rosentritt auf einen echten Experten gestoßen war. Ein Glücksfall für beide Seiten. Und der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Immer ein offenes Ohr für andere Menschen

Gemeinsam mit psychisch kranken und suchtkranken Menschen sortiert und bewertet Gerhard Rosentritt seitdem in einem Zuverdienstprojekt des Vereins gebrauchte Gegenstände aus Haushaltsauflösungen für den Verkauf. Mobiliar, Schmuck, Porzellan. Schnell hat sich gezeigt, dass sich Gerhard Rosentritt nicht nur mit alten Gegenständen auskennt. Sondern auch mit Menschen, die Probleme haben. Etwas, was er als langjähriger Betriebsrat gelernt hat. „Zu uns als Betriebsrat kamen doch immer erst die Kollegen, die Klärungen brauchten, die wirklich Probleme hatten. Kollegen mit einem Alkoholproblem zum Beispiel“, sagt er.

Das gute Gefühl, gebraucht zu werden

Auch in seinem Ehrenamt gibt er gerne Rat, wenn er gefragt wird. Behutsam, sagt er. Und er freut sich, wenn Menschen Probleme überwinden. Eine neue Beziehung eingehen, eine Arbeitsstelle finden oder einen Umzug wagen. „Es sind oft die kleinen Dinge im Leben, die wertvoll sind.“ Als Flohmarktkenner weiß Gerhard Rosentritt einfach, genau hinzuschauen und den Wert hinter dem Unscheinbaren zu erkennen.

Immer wieder überrascht und beeindruckt ihn, wie ernst die Betreuten die Gespräche mit ihm nehmen. Wie sie ihn offen nach Rat fragen und ihm vertrauen. Gerhard Rosentritt ist sich sicher, dass diese Gespräche Stabilität geben. Und er selbst spürt dabei und genießt auch, dass er noch gebraucht wird. So ist eines seiner eigenen Highlights im Engagement für den Levi e.V., als er nach einer gut überstandenen schweren Operation mit großem „Hallo“ und Umarmungen von den Betreuten begrüßt wird.

Der Verein Levi
Der Verein Levi e.V. sieht laut Pressemitteilung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands seine Aufgabe darin, psychisch kranke Menschen zu begleiten und sie möglichst zu einem Leben in eigener Verantwortung zu befähigen. Grundlage dafür sind Lebensgemeinschaften mit sozial- und arbeitstherapeutischen Angeboten und das persönliche Budget im Rahmen der Eingliederungshilfe. Neben betreutem Wohnen in Schweinfurt, einer Wohngemeinschaft in der Stadt, unterhält der Verein auch das Gut Kaltenhof zwischen Mainberg und Schonungen.
Die Mitarbeiter: Die circa 30 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Sozialarbeit, Gesundheitspflege, Pädagogik, Handwerk und weiteren Fachkräften werden in der Betreuungsarbeit durch aktuell etwa zehn ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und Bürgerhelfer/innen unterstützt.
 
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