Auch für die jüngste Sitzung des Integrationsbeirates der Stadt Schweinfurt war eine Zoom-Konferenz das Mittel der Wahl, um die Versammlung wenigstens online zu ermöglichen. Das Gremium zählt 29 Köpfe, davon 17 Migranten-Vertreterinnen und Vertretern, sechs Stadträtinnen und Stadträte und sechs Freie Mitglieder.
Geschäftsführerin des Integrationsbeiastes ist Erika Ketschik von der Stabsstelle "Gerne daheim in Schweinfurt". Die amtierende Vorsitzende Aynur Scheuring wird von Özcan Durukan (1. stellvertretender Vorsitzender) und Olga Michel (2. stellvertretende Vorsitzende) unterstützt. Dieser Personenkreis war es auch, der die Zoom-Konferenz moderierte.
Lebensverhältnisse verbessern, den Dialog fördern
Die Lebensverhältnisse von nach Schweinfurt Zugewanderten verbessern, zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen fördern, den Dialog zwischen den Kulturen forcieren: Alles Aufgaben, denen sich der Integrationsbeirat widmet. Darüber hinaus berät der Integrationsbeirat Stadt und Stadtverwaltung bei Entscheidungen, die das Leben von Migrantinnen und Migranten betreffen.
Das sind wichtige Aufgaben in einer Stadt wie Schweinfurt, in der etwa 45 Prozent der hier lebenden Menschen einen Migrationshintergrund haben. Aufgaben, die durch die Pandemie, in der "mehr Nähe" gerade nicht möglich ist, natürlich erschwert werden. Obwohl die Versammlung in beschlussfähiger Stärke anwesend war, gab es nichts zu beschließen, dafür viele Informationen und einen Schulterschluss mit dem Jugendamt.
Thorsten Schubert, seit 1. September neuer Leiter des Jugendamtes in Schweinfurt, nahm sich Zeit, um die vielfältige Arbeit des Jugendamtes vorzustellen. Eine Arbeit, die viele Schnittstellen zur Arbeit des Integrationsbeirates aufweist, wie sich in der anschließenden Diskussionsrunde herauskristallisierte. Integration und Bildung seien der Schlüssel für eine gute Zukunft für junge Menschen mit Migrationshintergrund, so die gemeinsame Einschätzung von Jugendamt und Integrationsbeirat.
Für viele Kinder sind die Hürden noch immer viel zu hoch
Dazu gehöre auch die Teilhabe. In diesem Zusammenhang wurde angeregt, Hürden für die Anmeldung zu Freizeiten und Bildungsangeboten abzubauen. Hürden, die sich auftun, wenn es zum Beispiel um die Gewährung von Zuschüssen oder die Anmelde-Formalitäten gehe. Niederschwellige Angebote wünscht sich hier der Integrationsbeirat, und Formulare in mehreren Sprachen, denn es gebe immer noch eine viel zu hohe Zahl an Kindern, für deren Familien die Hürden für aktive Teilhabe zu hoch seien.
Thorsten Schubert räumte auf mit dem Vorurteil, dass das Jugendamt darauf reduziert, die Instanz zu sein, "die Kinder aus den Familien holt". Das sei "absoluter Blödsinn", weil dieser Fall nur dann eintrete, wenn "Gefahr in Verzug" sei. Vielmehr gehe es um Jugend- und Familienhilfe, kommunale Jugendarbeit, Sozialarbeit in und mit den Schulen und natürlich auch um die Verteilung der Mittel, zum Beispiel die Gewährung von Unterhaltsvorschuss, wenn der oder die Unterhaltspflichtige säumig ist. "Es geht uns darum Eltern stark zu machen", bilanzierte Thorsten Schubert, der aus der kommunalen Jugendarbeit kommt.
Persönliche Ansprache, die Menschen an die Hand nehmen, auch mal zur Anmeldung für das eine oder andere Angebot mitnehmen – in dieser Einschätzung sind sich Jugendamt und Integrationsbeirat sicher, die sich künftig noch intensiver austauschen wollen.
"Man konnte wegen Corona nicht so viel machen wie gewohnt", so Integrationsbeirats-Geschäftsführerin Erika Ketschik zum Finanzbericht. Auch deshalb wurden nur 2172 Euro ausgegeben, 5800 Euro des gewährten Budgets sind noch übrig. Davon hofft man zumindest 3000 Euro zweckgebunden ins nächste Haushaltsjahr übertragen zu können. Dann soll es ein großes Fest anlässlich "60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei" geben. Im Rahmen des Abkommen waren vor nunmehr 60 Jahren auch die ersten Gastarbeiter in die Schweinfurter Betriebe gekommen.