Die Geschichten aus 25 Jahren Scheunenteam, die Günther Birkle, Heimo Graf und deren Schwebheimer Mitstreiter erzählen können, würden Bücher füllen. Vor einem Vierteljahrhundert nahmen die (inzwischen) rüstigen Rentner ihre Arbeit in und an der Schlossscheune in Schwebheim auf. Nach und nach entstand dort ein ganz besonderes Heimatmuseum: die Sammlung des ortsgeschichtlichen Arbeitskreises Schwebheim, kurz OGAK.
Als man anfing, Gegenstände aus der Vergangenheit des Kräuterdorfes zu sammeln, wurde man belächelt, berichten die Männer unisono. Im eigenen Dorf hatten die – für die Einheimischen beinahe wertlosen – Alltagsgegenstände aus den Haushalten, den Handwerksbetrieben und dem Kräuteranbau "nicht das Zeug für eine Ausstellung oder gar ein Museum". Erst nach und nach erkannten die Schwebheimer den Erinnerungswert und belieferten die "Ausstellungsmacher" mit Werkzeugen, Bildern und Haushaltsgeräten. "Manchmal haben wir fast zu viel davon erhalten!", erzählt einer der Herrn beim Rundgang durch die alten Scheunen, vorbei an der alten Post, an der guten Stube und an der Seilerei. Auch einen kleinen, alten Dorfschulraum gibt es.
Von der Sauerkrautfirma zur Ausstellungs-Scheune
1991 gründete sich der Verein. Von Beginn an war es das Ziel der Heimathistoriker, ein eigenes Schwebheimer Museum entstehen zu lassen. Fünf Jahre später fand sich ein Helferteam zusammen, das sich seitdem um die Ausstellung kümmert. In der ersten Scheune, die instand gesetzt wurde, war einst eine Sauerkrautfirma untergebracht. 2007 wurde die zweite Scheune an den Arbeitskreis übergeben, derzeit sind es mehr als 900 Quadratmeter Ausstellungsfläche in zwei Scheunen und über verschiedene Stockwerke verteilt. Die OGAK lädt Kindergärten und Schulen aus Schwebheim zu Führungen ein, öffnet die Räume an Festtagen und zu Feierlichkeiten und führt interessierte Gruppen vorbei an den wieder erstandenen Handwerksräumen.
Einige der ausgestellten Puppen sehen so lebendig aus, dass Zuschauer ab und an erschrecken, wenn sie den alten Friseurmeister oder ein anderes altes, bekanntes Gesicht aus ihrem Dorf plötzlich wiedersehen – von Menschen, die schon seit längerem verstorben sind.
Lebendiges Handwerk mit Werkzeug, das auch noch wirklich funktioniert
Immer wieder Mittwochs treffen sich die fleißigen Helfer und renovieren die Ausstellung, halten die alten Gerätschaften "in Schuss" und sorgen dafür, dass das kleine Museum wächst und wächst. Auch schwerste Arbeiten haben die Männer seit 1996 schon hinter sich gebracht und alte Betonmauern eingerissen. An diesem Tag stehen eher ruhige Arbeiten auf dem Programm; eine kleine Ausstellung erinnert an das 30-jährige Bestehen des Arbeitskreises, Schautafeln berichten von der Gründung bis heute.
Um die Zukunft ist dem OGAK Schwebheim nicht bang: Aus dem Nachlass von Altbürgermeister Fritz Roßdeutscher erhielten die Museumsmacher eine ganze Reihe von Dokumenten und Exponaten, die zu einem neuen Zimmer zusammengestellt werden sollen. Und für die fernere Zukunft erhofft sich das Scheunenteam den Umzug ins jetzige Feuerwehrhaus. Wenn die Floriansjünger in wenigen Jahren ihr neues Domizil im Gewerbegebiet beziehen, werden die Hallen in der Dorfmitte frei. "Wie gemacht für unsere Ausstellung und die landwirtschaftlichen Gerätschaften, die noch unter freiem Himmel stehen müssen", finden die fleißigen Herren, die allerdings wissen, dass auch andere Schwebheimer Organisationen schon ein Auge auf das Gebäude zwischen Rathaus und Schloss geworfen haben.
Zum Scheunenteam gehören derzeit Günther Bergmann, Günther Birkle, Heimo Graf, Günter Köder, Walter Löblein, Manfred Maier, Rolf Ruscynski und seit diesem Jahr Horst Schäfer. Ab und zu unterstützt Kartin Ritzmann das ansonsten reine Herrenteam. Richard Ludwig, der auch mithalf, die beiden Scheunen in Ordnung zu halten, konzentriert sich jetzt auf seine Aufgabe als Ortschronist. Die beiden Gründungsmitglieder Anton Rommert und Günther Leutsch sind verstorben.