Es geht in den Süden Rio de Janeiros, in den Stadtteil Barra, wo Badminton gespielt wird. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln – U-Bahn, Schnellbahn und Olympiabuss – dauert die Fahrt etwa 100 Minuten. Anschließend müssen wir und die anderen Zuschauer noch 20 Minuten laufen.
Die Region hier im Südwesten außerhalb Rios unterscheidet sich deutlich vom Stadtzentrum, wo für unsere Verhältnisse teilweise großer Sanierungsbedarf besteht.
Der Stadtteil Barra dagegen könnte mit seinen modernen Gebäuden und den gepflegten Außenanlagen auch in Europa sein, wären da nicht die Palmen in den Grünanlagen.
Aus nur fünf Meter Entfernung erleben wir mit, wie sich die Medaillengewinnerinnen im Turmspringen den Fotografen präsentieren.
Um im Olympiastadion Leichtathletikwettkämpfe zu erleben, beginnt unser Tag bereits um 6.30 Uhr. Um 9.15 Uhr sind wir im sich langsam füllenden Olympiastadion. Die Sitze sind nur zu einem Drittel besetzt. Auch in anderen Wettkampfstätten waren meist genügend Plätze frei, obwohl es im Gegensatz zu London in Rio mehrere Kartenverkaufsstellen gibt.
Im Hexenkessel des Maracana-Stadions, das bis zur Fußballweltmeisterschaft 2014 mit knapp 200 000 Plätzen die größte Arena der Welt war, erlebten wir das Halbfinale im Frauenfußball. Aus Sicherheitsgründen war die Kapazität auf nur noch 76 000 Zuschauer reduziert worden.
Die Stimmung ist gut. Die Fans in ihren T-Shirts in Landesfarben verwandeln das Stadion in ein gelb-grünes Meer, als die brasilianischen Frauen gegen Schweden antreten. So viele Einheimische in Fan-Montur haben wir bei den letzten drei olympischen Spielen nicht gesehen.
Im Maracana-Stadion pfeifen sie allerdings die Schwedinnen aus. Die Brasilianer sind ein bisschen in sich selbst verliebt. Sie berichten auch im Fernsehen fast ausschließlich über ihre Sportler. Die Sportler anderer Nationen werden nur selten gezeigt.
Beim Fußball sind wir die einzigen Ausländer in unserem Block und verhalten uns neutral. Dass die deutsche Fußballnationalmannschaft Brasilien bei der WM 2014 mit dem 1:7 eine bittere Niederlage zugefügt hatte, daran werden wir mehrfach erinnert. Aber wir haben den Schwedinnen den Sieg wegen des unfairen Verhaltens der brasilianischen Zuschauer gegönnt.
Die Lage Rios und der vier wichtigsten Wettkampfstätten zwischen steil aufragenden Bergen ist einmalig. Rio ist eine der am schönsten gelegenen Städte der Welt. Die Hilfsbereitschaft der Brasilianer ist nach wie vor faszinierend.
Aber bei alltäglichen Geschäften können sie ganz schön umständlich sein. Beim Ausgeben von fünf bis zehn Reals wird für die Rückgabe des Wechselgeldes zweimal mit dem Taschenrechner nachgerechnet.
Auch die Beschilderung um und in den Stadien könnte ausführlicher sein. Obwohl in Rio eigentlich Winter ist, hat es heute 34 Grad, berichtet Lothar Riedel. Ich schwitze. Und wir haben einen Schnupfen, genauso wie andere U-Bahn-Fahrer, wegen der extrem kalten Luft, die die Lüftung einbläst.
Vor oder nach den Sportveranstaltungen sind wir unterwegs und schauen uns die Sehenswürdigkeiten Rios an, etwa die 38 Meter hohe Christusstatue auf dem 710 Meter hohen Berg Corcovado, den Zuckerhut, das Sambadrom und eine Favela, ein Armenviertel, das wir mit Führung besuchen. Die nahe unseres Quartiers stehende Kathedrale, die Platz für 20 000 Gläubige bietet, wird ebenfalls besichtigt. Abends gibt eine 30-köpfige Sambatrommlergruppe ein lautstarkes dreistündiges Übungskonzert.
Rio steht für uns ziemlich weit oben im Vergleich zu den anderen Olympischen Spielen. Die Reise werden wir nicht vergessen. Athen bleibt aber die Nummer eins.