Die Anspannung war allen Beteiligten in der Sitzung des Schulverbandes für die Grundschule Donnersdorf anzumerken. Schließlich ging es um die Schließung des ersten von zwei Schulhäusern in naher Zukunft. Doch die Fronten waren freilich längst geklärt. Die Paarung lautete: „Michelau gegen den Rest des Schulverbandes“. So wurde nicht nur der Antrag von Bürgermeister Siegfried Ständecke, die Entscheidung nochmals zu vertagen, einmütig abgelehnt, sondern auch beschlossen, sein Schulhaus in Michelau als erstes dicht zu machen.
Schnellstmöglich soll dann das Schulgebäude in Mönchstockheim folgen, das aber eine letzte Gnadenfrist bekam. Jetzt ist erst einmal Michelau an der Reihe.
Kein Verständnis bei Zuhörern
Bei den Zuhörerinnen und Zuhörern, die eigens aus Michelau in den Sitzungssaal des VG-Amtsgebäudes nach Gerolzhofen gekommen waren, stieß die Entscheidung auf völliges Unverständnis, ja Empörung.
Die Verärgerung bei Siegfried Ständecke selbst war so groß, dass er sich der Abstimmung verweigerte. So gingen zunächst sechs Hände für den vom Schulverbandsvorsitzenden Klaus Schenk vorgetragenen Beschlussvorschlag nach oben, der das Aus für Michelaus Schulhaus schon zum Schuljahr 2013/2014 bedeutet.
Dass Ständeckes Hand unten blieb, war klar. Doch nicht einmal mit Nein wollte er stimmen. „Macht, was Ihr wollt. Ihr werdet es nicht schaffen, dass ich meine Hand dafür hebe, nicht einmal mit dem Schraubstock“, ließ er wissen.
So steht jetzt im Protokoll, dass Ständecke die Abstimmung verweigerte. Ein nicht mit der Geschäftsordnung konform gehender Vorgang, gibt es doch in derartigen kommunalen Gremien bis auf eine Ausnahme – die geheime Urnenwahl der stellvertretenden Bürgermeister – keine Möglichkeit der Enthaltung.
Der Schlagabtausch in der Sitzung wurde im Beisein von Schulamtsleiter Jürgen Eusemann in erster Linie vom Schulverbandsvorsitzenden, Donnersdorfs Bürgermeister Klaus Schenk und seinen Bürgermeisterkollegen Michael Geck (Sulzheim) und Lothar Zachmann (Dingolshausen) sowie auf der anderen Seite von Siegfried Ständecke geführt.
Im Mittelpunkt standen zum einen die von der VG-Kämmerei erstellten und von Schenk vorgelegten Zahlen, sowie zum anderen die von Ständecke angestellten Berechnungen, die sich im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Schulhäuser deutlich unterscheiden (siehe gesonderten Bericht).
Schenk, der mehrfach darauf verwies, alle Schritte mit der Rechtsaufsichtsbehörde abgeklärt zu haben, hatte zuvor deutlich gemacht, dass man angehalten sei, die Wirtschaftlichkeit im Schulverband im Auge zu behalten. Aufgrund der Entwicklung der Schülerzahlen und frei gewordener oder noch frei werdender Klassenzimmer in Traustadt sei es in Absprache mit der Schulleitung und dem Staatlichen Schulamt möglich, eine der vier Außenstellen zu schließen, um Kosten zu sparen.
Schenk unterstrich, die frisch sanierten Schulhäuser in Traustadt und Sulzheim stünden nicht zur Disposition. Was die in Frage kommenden beiden kleineren Standorte anbelangt, so sei nach seinen „stimmigen“ Zahlen das Schulhaus in Michelau „das weniger Wirtschaftliche“. Auch hier habe er sich rückversichert, dass diese Betrachtungs- und Vorgehensweise „so in Ordnung ist“.
Ständecke konterte, dass seiner Berechnung zufolge die Schulhäuser in Sulzheim, Traustadt und Mönchstockheim deutlich teuerer kämen als Michelau und verwies auf die Bedeutung eines Schulstandorts für eine Kommune. Die vorgelegten Unterlagen seien für eine Entscheidung bei weitem nicht ausreichend und bedürften der Konkretisierung.
Ständeckes Kritik
Auf dieser Basis sei eine sachlich begründete Beschlussfassung seines Erachtens nicht möglich. Ständecke weiter: „Meine Zahlen werden seit 2007 nicht zur Kenntnis genommen. Man kann es aber berechnen, wenn man es denn will. Stattdessen werden hier individuelle Meinungen mit Fakten vermischt.“
Dem widersprachen neben Schenk aber auch Geck und Zachmann vehement, während Schulamtsleiter Eusemann immer wieder auf seine beratende Funktion aus schulpädagogischer Sicht und die Entscheidungshoheit des Schulverbandes verwies. Klar sei, dass nach dem Willen der Staatsregierung, die Tendenz hin zur gebundenen Ganztags-Grundschule gehe. Die Unterbringung des Ganztagszuges neben den Regelklassen mache dabei nur Sinn in ein- und demselben Haus.
Die Fronten waren indes, wie erwähnt, geklärt. So fiel die Entscheidung, als erstes das Schulhaus in Michelau zu schließen, mit den Stimmen der sechs anderen Schulverbandsmitglieder, während sich Ständecke eines Votums verweigerte.