Ich wollte schon immer mal nach Afrika fahren“, erinnert sich Lena Schmitt. Und so knüpfte die junge Schonunger Abiturientin Kontakt zu Wilfried Güntner, der einige Jahre an der St.-Luise-Girls-High-School in Maguu als Lehrer unterrichtet hat. Er vermittelte den Kontakt nach Tansania.
Gemeinsam mit Veronika Göbel aus Ebertshausen, eine Mitabiturientin, die auch „etwas Soziales“ machen wollte, startete sie zu einem dreimonatigen Ausflug in die Schule der Vinzentinerinnen nach Maguu. Es sollte ein Ausflug in eine völlig andere Welt werden.
Schwester Janeth Hyera, die Schulleiterin, holte die beiden jungen Frauen am Flughafen ab. Dann ging es quer durchs Land, über 1300 Kilometer nach Maguu. „Das war schon der erste Kulturschock“, erzählt Lena. „Wir saßen im Bus und haben nur aus dem Fenster gestarrt.“ Vroni ergänzt: „Es war ein bisschen wie in den Abenteuerfilmen.“
Das erste Mal in ihrem Leben aßen die beiden Mädchen „gebackene Bananen“, die bei jedem Busstopp angeboten wurden. Das frische afrikanische Obst sollte zu ihrer Lieblingsspeise werden, „viel süßer und besser als bei uns“.
Seit gut einer Woche sind Lena und Veronika wieder zurück in Deutschlang und schauen „reifer geworden und um viele Erfahrungen reicher“ auf eine Zeit zurück, die alles andere als einfach war und die sie dennoch nicht missen möchten.
Streng festgelegter Tagesablauf
Der Tagesablauf in der Schule war streng festgelegt: 6.45 Uhr Gottesdienst, dann Frühstück mit den Schwestern, danach Helfereinsatz im Kindergarten. Die Kinder hatte da bereits aufgeräumt, gekehrt und ihren Morgenappell hinter sich. „Beim Appell wird marschiert, die Nationalhymne gesungen und getrommelt“, erzählt Lena. Danach treffen sich die Drei- bis Sechsjährigen zum Gebet. „Das dauert mindestens sieben Minuten.“
Danach gingen die Kleinen in Klassenräume. „Die haben schon richtig Unterricht, in drei Klassen aufgeteilt und nach Schwierigkeitsgraden.“ Lesen, Schreiben und Rechnen stehen auf dem Stundenplan. „Das dauert bis zum Mittagessen gegen 11.30 Uhr, dann haben die Kinder eine Stunde Zeit zum Spielen, bevor sie nach Hause zurückgehen“, beschreibt Lena den Tagesablauf.
Bereits hier lernten die beiden Abiturientinnen viel über die afrikanische Kultur. „Die Kinder wurden unterrichtet, aber beim Spielen hat sich keiner mehr um sie gekümmert.“ Mit den beiden deutschen Mädels haben die Kleinen am liebsten gekuschelt. Denn das kannten die Kinder gar nicht. „Solche Zuwendung gibt es in Afrika nicht“, stellten Lena und Veronika erstaunt fest.
Am Nachmittag gaben die beiden jungen Frauen dann den größeren Schülern Computerunterricht. „Das war echt anstrengend, weil wir denen sogar erklären mussten, was eine Maus ist“, erzählt Vroni. Ihrem Wunsch, später Sonderschullehrerin zu werden, hat dies allerdings keinen Abbruch getan. Auch Lena blieb ihren Zukunftsperspektiven treu, sie macht jetzt Bundesfreiwilligendienst und will dann etwas Soziales studieren.
Rigide Erziehungsmethoden
Schwer zu ertragen waren für Lena und Veronika die rigiden Erziehungsmethoden, die auch Schläge beinhalteten. „Die Schülerinnen waren zum Teil älter als wir und wurden behandelt wie Kinder, während die Lehrer und Schwestern mit uns auf Augenhöhe kommunizierten“, erzählt Vroni und meint: „Das war manchmal sehr schwer zu ertragen.“ Ab und zu habe man man dann die Lehrer auf die Schläge angesprochen, aber nichts erreicht.
Überaus positive Erinnerungen haben Lena und Veronika dennoch an die Menschen in Maguu. „Die sind so offenherzig, jeder grüßt jeden und unterhält sich gleich mit dir“, erzählt Lena. Die Musik, der Sternenhimmel und die Landschaft seien viel grüner als man sich das in einem heißen Land wie Afrika vorstellen kann.
Die afrikanischen Schülerinnen seien sehr interessiert, Kontakt zu deutschen Gleichaltrigen zu bekommen. Lena und Veronika boten den Mädchen an, Briefe mitzunehmen und in Deutschland nach Brieffreunden Ausschau zu halten. Am letzten Abend in Maguu seien die Mädchen dann mit über 20 Briefen angekommen, die Lena und Veronika mit nach Deutschland nehmen sollten. „Und wir müssen jetzt sehen, wie wir so viele Brieffreundinnen finden“, meinen die beiden lachend.
Schwester Luise jedenfalls war sehr angetan vom Einsatz der jungen Frauen aus Deutschland. „Sie waren so freundlich zu uns“, schreibt sie an Wilfried Güntner. Die Schwestern würden sich über weiter Freiwillige freuen, die mit ihnen „leben und arbeiten möchten“.
Inzwischen platzt die Schule in Maguu aus allen Nähten. Neue Schlafsäle und Klassenzimmer werden gebraucht. Denn von den 322 Schülerinnen, die die Aufnahmeprüfung machen, können die Vinzentinerinnen derzeit nur 77 aufnehmen, und das auch nur, wenn der neue Schlafsaal rechtzeitig fertig wird.
Wer die Arbeit der Vinzentinerinnen in Maguu unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun.
Spendenkonto: Katholische Kirchenstiftung Schonungen, IBAN DE56793301110001440323 bei der Flessabank Schonungen. Verwendungszweck St. Luise, Maguu, Afrika.
In einer früheren Version des Artikels war die alte Kontonummer angeben. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.